Es gibt Freundschaften, die existieren über Jahre. Kinderlos. Und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Denn es gibt Kinder. Auf einer Seite. Oder auf Beiden.
Es gibt Freundschaften, die entstehen. Durch Kinder. Sie verbinden. Aber sie verändern auch, machen verletzlich und sind deshalb nicht selten der Grund, weshalb Freundschaften zu Bruch gehen.
Warum Freundschaften durch Kinder kaputt gehen
Ich bin noch nicht alt genug, um von Lebensweisheiten zu sprechen, aber dennoch habe auch ich im Laufe der Zeit über Freundschaften Einiges gelernt.
Es gibt Freundschaften, die brauchen Jahre, um zu dem zu werden, was sie später einmal sind. Andere Freundschaften entstehen aus dem Nichts. Weil man sich im Leben über den Weg läuft, gemeinsame Hobbys hat, Tür an Tür wohnt. Manche Freundschaften sind nur den Umständen geschuldet und ändern sich, sobald sich die Umstände ändern. Andere Freundschaften halten ewig, überstehen Höhen und Tiefen gemeinsam und sind dennoch durch nichts zu zerstören. Es gibt so unterschiedliche Arten der Freundschaft und wir sind froh um alle, die sich unsere Freunde nennen.
Einige Freundschaften gehen durch Kinder aber auch tatsächlich kaputt.
In den letzten Jahren habe ich viel erlebt, aber auch einige Geschichten mitbekommen. Über all das habe ich nachgedacht. Auch in meinem Leben und in unseren Freundschaften gab es Veränderungen. Über einige war/bin ich traurig, andere aber schätze ich als wahres Geschenk. Manche sind seit der Kinder anders als vorher. Nicht immer schlechter. Anders. Aber so lange es die Freundschaften noch gibt -wenn auch auf einer anderen Basis- ist doch alles gut. Dennoch, manchmal schaffen Freundschaften das nicht. Das Leben mit Kindern. Warum eigentlich nicht?
1.) Neuer Lebensmittelpunkt
Im Grunde ist es ganz einfach. Durch Kinder sind wir einfach nicht mehr ganz die Menschen, die wir vorher waren. Wir orientieren uns neu, wir bekommen einen anderen Lebensmittelpunkt. Bei manchen Eltern dreht sich plötzlich alles nur noch ums Kind, bei anderen nur Vieles. Man ändert Meinungen und Einstellungen. Das Leben hat einen anderen Sinn bekommen. Und so driften oft vor allem Freundschaften mit Kinderlosen ein wenig auseinander. Sie müssen nicht immer kaputt gehen, aber sie verändern sich.
Als ich noch kinderlos war, bekamen auch einige Freunde von mir Kinder. Ich fand das toll. Ich liebte Kinder. Immer schon. Sehr sogar. Aber ganz automatisch verlagerten sich dadurch ihre Interessen. Das war nicht böse gemeint, von keinem von uns. Ich hatte einfach damals noch keinen Blick für all dieses Familiäre. Zwar blieb der Kontakt, aber dennoch trennten sich irgendwie die Wege.
Schade, dass man Vieles erst später begreift. Dann nämlich, wenn man eigene Kinder hat und plötzlich „auf der anderen Seite“ steht. Wenn man nämlich selbst derjenige ist, der plötzlich nicht mehr total spontan weggehen kann oder abends gemeinsam ins Restaurant, weil eben einer beim Kind bleiben muss. Und dennoch: Ich bin der Meinung, dass solche Freundschaften später, wenn alle Kinder haben, auch wieder zusammen finden können.
2.) Die Erziehung
Es gibt aber auch solche Freundschaften, in denen man Stück für Stück, durch die Kinder, realisiert, dass man einfach nicht auf der gleichen Wellenlänge ist. Das ist manchmal traurig und oft braucht es ein wenig, bis man sich das eingesteht, aber es ist okay. Weil eben nicht immer alles zusammen passen muss. Schade, wenn die Freundschaften vor den Kindern funktionierten. Aber Kinder bedeuten eben auch immer Veränderung.
In manchen Fällen hilft das Gespräch, in anderen die Distanz. Ein Beispiel in diesem Punkt ist für mich das Trösten. Mir ist es besonders wichtig, meine Kinder zu trösten, wenn sie sich weh tun. Ich möchte, dass sie wissen, dass ich da bin. Für mich hat das eben nichts mit Verweichlichung zu tun. In einer Freundschaft versetzt es mir jedes Mal einen Stoß, wenn nicht getröstet wird. Natürlich findet jeder seinen Weg der Erziehung und nicht alle Eltern ticken gleich. Aber genau solche Punkte sind Dinge, unter denen Freundschaften mit Kindern leiden können.
3.) Beschützerinstinkt
Durch Kinder wird man verletzlich. Als Mutter wird man zur Löwin, wenn jemand dem Kind etwas Böses will. Und das Mutterherz weint, wenn das Kind traurig ist. Unsere Kinder sind unser wunder Punkt. Unser Heiligtum. Und dieses gilt es um jeden Preis zu schützen. Tuen die Kinder meiner Freunde meinem Kind nicht gut, wird das sicherlich irgendwann dafür sorgen, dass auch diese Freundschaft bricht. Zum Wohl meines Kindes. Das ist nicht immer einfach, aber wer hat behauptet, dass Elternsein leicht ist?
Das Wohl des Kindes steht einfach (auf jeden Fall bei uns) vor allem anderen. In der Vergangenheit habe ich erfahren, dass Eltern von Kindern anecken, weil man sein eigenes Kind schützt, weil man sich auf dessen Seite schlägt. Das können kleine Keilereien auf dem Spielplatz sein, aber auch andere Auseinandersetzungen. Es ist normal, als Mutter bzw. Eltern Partei für sein Kind zu ergreifen. Dennoch sollte man aufpassen, dass sich dies nicht negativ auf Freundschaften auswirkt und man hier unterscheidet. Oftmals hilft es auch, einen offenen Blick zu haben und zu hinterfragen, was passiert ist. Kein Kind ist ein Engel.
4.) Keine Zeit
Viele Eltern haben einfach keine Zeit. Stattdessen einen voll geknallten Terminkalender.
Uns geht das oft genauso. Alles zum Wohl des Kindes. So denkt man. Und doch ist diese Hetzerei des Alltags oft das, was wirklich Wichtige Dinge darunter leiden lässt. Nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern auch das Zwischenmenschliche.
5.) Fehlende Aufmerksamkeit
Manchmal hat man die Zeit für Freunde selbst dann nicht, wenn man sich sieht. Kennt ihr das? Man trifft sich und hat so viel zu bereden, aber es kommt kein Gespräch zustande. Weil immer eines der Kinder etwas will. Oder Blödsinn anstellt. Ich finde, auch das nagt an Freundschaften. Wir haben auch Freunde, mit denen das manchmal so ist. Aber wir wissen auch alle, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Für uns als Freunde.
Aber wir räumen uns ab und zu Zeit unter Freunden ein. Ohne Kinder. Ich finde das so wichtig. Das kommt natürlich auf die Kinder an und das Alter. Aber es schadet nie, auch mal kinderlose Zeit zu verbringen. Meiner Meinung nach halten sich Freundschaften dadurch viel besser. Sie leben auf. Man findet Zeit für Gespräche außerhalb des Alltags. Über Dinge, die einen bewegen. Ohne einem Krabbelkind hinterher zu jagen und ständig den Gesprächsfaden zu verlieren. Manchmal muss man das wieder lernen: Aufmerksamkeit schenken.
Wie man Freundschaften halten kann
Im Grunde funktionieren Freundschaften wie Beziehungen. Sie müssen gepflegt werden. Sie halten sich nicht nur durch die Kinder. Zu Freundschaften zählt weitaus mehr als das.
Viele Freundschaften bekommen einen Knacks, wenn die Eltern in Sachen Erziehung unterschiedlicher Ansicht sind. Manche Freundschaften können das aushalten, andere nicht.
Toleranz & Kommunikation
Ich hatte mal eine Freundin, deren Erziehungsstil kam mir anfangs irgendwie merkwürdig vor. Irgendwie. Aber ich las ja keine Ratgeber und wusste auch nicht so Recht, was die Eltern anders machten als wir. Wir machten unser Ding. Und sie machten Ihres. Der Freundschaft hat das keinen Abbruch getan. Leben und leben lassen.
Immer war ich der Meinung, dass unsere Vorgehensweise in Sachen Erziehung völlig unterschiedlich sei. Ich schätzte diese Freundschaft aber so sehr, dass ich nicht zweifelte und nicht hinterfragte. Bis ich irgendwann feststellen musste, dass zwischen unseren Erziehungsmethoden gar nicht so viele Unterschiede bestehen. In dieser Freundschaft war es für mich aber auch nie ein „Problem“ zu denken, dass der andere etwas anders macht als ich. Im Gegenteil. Ich war sogar froh darüber, oft andere Impulse und Sichtweisen zu bekommen. Oft denke ich, ich habe meine Einstellung in vielen Dingen gerade dadurch geändert. Unsere Freundschaft ist daran gewachsen statt zu zerbrechen. Toleranz ist in Sachen Freundschaft ein wichtiger Faktor. Wir müssen nicht immer alles gut finden, was die anderen machen, aber sofern es nicht gegen unsere größten Prinzipien verstößt, sollte man auch einfach mal tolerieren.
Wie im Beziehungsleben, so ist auch in Freundschaften die Kommunikation unendlich wichtig. Wie soll Dein Gegenüber wissen, was Dich bewegt, was in Dir vorgeht, wenn Du nicht darüber sprichst. Auch Dinge, die einen stören, gehören auf den Tisch. Sicher nicht immer, aber doch dann, wenn sie die Freundschaft (negativ) beeinflussen. Ich mache das. Und denke, Freundschaften halten das aus. In meinen Augen brauchen sie das sogar. Sie leben davon. Und wachsen.
Welche Erfahrungen habt ihr in Sachen Freundschaft gemacht? Erzählt mal!
Eure Chaos & Queen
9 comments
Schwierig wird es auch, wenn die frischgebackenen Eltern einen plötzlich stark in die Betreuung einspannen wollen und nicht verstehen, wenn man sich plötzlich stärker abgrenzt, um sich nicht nur noch für deren Kind aufzuopfern. Den Aspekt habe ich im Artikel vermisst, aber vielleicht kommt das auch sehr selten vor. In der Beschreibung des Auseinanderlebens abseits davon habe ich mich dennoch wiedergefunden. Gerade der gefühlte Rechtfertigungsdruck, noch Single zu sein und in absehbarer Zeit keine Kinder haben zu wollen, sind nicht zu unterschätzen.
Hallo Stefanie, danke für deinen Kommentar. Da hast Du Recht, diesen Aspekt aus der anderen Sicht habe ich nicht dargestellt. Kam in unserem Umfeld bisher auch (wissentlich) nicht vor. Ich wünsche Dir, dass die Freundschaft es schafft und ihr einen guten Weg findet. Liebe Grüße
Ich finde diesen Artikel sehr schön geschrieben. Bei dem Absatz „Beschützerinstinkt“ hat es mir einen kleinen Stich gegeben.
Seit meine beste Freundin, die ich seit über 30 Jahren kenne, ihr erstes Kind bekommen hat, haben wir uns etwas von einander entfernt.
Charakterlich ist diese Tochter wirklich das einzige Kind, mit dem es nicht wirklich zusammenpassen mag.
Normalerweise spielen Kinder gerne mit mir und mir gelingt es immer einen guten Draht aufzubauen.
Ich habe alles versucht: Geschenke, freundlich sein.
Bis es dann einmal „gekracht“ hat und weder sie noch ich darauf erpicht sind, uns noch einmal zusammen mit ihrer Tochter zu treffen.
Einmal ging es nicht anders und wir haben das Verhalten ihrer Tochter mir gegenüber ignoriert.
Jedes Kind ist anders und die 2. Tochter ein wahrer Sonnenschein.
Wir versuchen, uns mehr zu zweit zu treffen. Und verstehen kann ich das, dass man als Mutter die eigenen Kinder nicht mit Freunden zusammenbringen möchte, welche vom Kind nicht akzeptiert werden.
Mich stimmt es traurig, wenn ich daran denke, wie harmonisch es sein könnte bzw. wie man es sich schöner vorstellt hat.
Wie reibungslos es mit anderen Freundinnen und deren Kindern klappt.
Wenn Cousinen und Nichten sich freuen, mich zu sehen und dies mir meine Zweifel nimmt, mit mir könnte etwas nicht stimmen.
Mir sind Freundschaften sehr wichtig!
Ich halte daran fest und werfe diese auch nicht über den Haufen, wenn es Schwierigkeiten gibt.
Und glaube auch fest daran, dass kinderfreie und Frauen mit Kind eine Freundschaft pflegen können, wenn sie es wollen.
Danke für den Artikel. Ich selbst bin noch keine Mutter, zur Zeit Single ohne verzweifelt zu sein und meine beste Freundin ist Mutter von einem 14 Monate alten Sohn Leider hat sich schon seit ihrer Schwangerschaft vieles verändert. Sie redet leider nur noch über das Kind und hat keine anderen Interessen mehr. Auch wenn wir mal alleine weg gehen, ist sie unentspannt und guckt unentwegt aufs Handy. Sie kann ihren Sohn nicht mal für eine Toilettenpause sich selbst überlassen. Wenn wir dann mal über mich sprechen, merke ich, wie sehr sie es sich wünscht, dass ich schnell jemanden finde, um dann auch Mutter zu werden. Ich fühle mich immer etwas unter Rechtfertigungsdruck. Die Freundschaft ist für mich der guten Zeiten Willen noch von Bestand, ich hoffe inständig, dass sich ihre Einstellungen bald etwas ändern und sie andren Lebenswegen wieder offener gegenüber steht. Mir ist durchaus bewusst, dass ein Kind alles verändern kann , aber so intolerant, klammerig und spießig habe ich sie früher nie gekannt.
in der tat
Irgendwie hab ich über das Thema auch in letzter Zeit nachgedacht… und ich gebe dir bei fast allem Recht…
Ich bin ja kurz vor Zwergis Geburt erst hier er gezogen…. und hatte bis dato keine Freunde vor Ort… durch die Krabbelgruppe bzw Geburtsvorbereitungskurs habe ich zwei Freundinnen gefunden… aber je älter die Kinder werden desto weniger schaffen wir es uns zu sehen.. jede von uns arbeitet wieder – natürlich nicht am gleichen Tage / Tagen, bzw jede an einem anderen…. und die Kinder haben auch ihre eigenen Termine.
Wobei ich versuche möglichst wenige Termine fest zuhaben… zwei ganze Tage arbeite ich, Zwergi ist an den Tagen ganztags im Kiga. Heißt bis 15 Uhr. Dann holt ihn Mittwochs Oma, Freitags Papa… Dienstags geht ZWergi zum Turnen – da warte ich dort – und habe meist was zu lesen dabei oder zwei Bekannte zum Quatschen. Wenn es jetzt wärmer wird wollen wir in der Zeit dann eine Runde spazieren gehen.
Und die anderen beiden Tage gehen Zwergi und ich viel raus oder ins Schwimmbad – aber keine festen Termine… das finde ich richtig entspannt… ICh freu mich schon wieder auf die Spielplatz Zeit… draußen sein – da is Zwergi viel entspannter – und auf dem Spielplatz ist es auch nicht so das Problem, wenn meine Freundin mit kommt, deren Tochter schon in der Schule ist… da müssen die zwei dann nicht miteinander spielen, aber wir haben trotzdem Quatschzeit.
Grüße Sonnenblume
Hallo meine Liebe und Danke für Deinen Kommentar. Worin genau gibst Du mir denn nicht Recht, das interessiert mich wirklich sehr und konnte ich Deinem Kommentar nicht richtig entnehmen. Liebe Grüße, Jule
Ein toller Artikel meine Liebe. Ich bin jedenfalls seeeehr froh, dass wir uns gefunden haben und vermisse euch fast schon ein bisschen! Hoffentlich sehen wir uns bald wieder :-*
Vielen Dank Janina. Schön, dass der Beitrag Dir gefällt. Ich freue mich auch, dass sich unsere Wege gekreuzt haben. Und wenn Bielefeld was zu bieten hat, dann kommen wir Euch mal besuchen „lach“