„Heute ist wieder einer der verdammten Tage, die ich kaum ertrage und mich ständig selber frage, warum…..“ Ha! Jetzt habt ihr nen Ohrwurm oder? Der Satz würde bei mir tatsächlich nach Tagen wie heute anders enden. Und glaubt mir, da habe ich gleich eine Vielzahl von Ideen. Alltag einer Mutter eben.
Einer dieser Tage
Heute war eben einer dieser Tage. Einer dieser Tage, an dem ich einfach nicht gut drauf war. Ich war müde war und hatte auf diese ganze Mutterrolle vielleicht auch kurzfristig einfach mal keine Lust. Das klingt total hart und ist natürlich nicht ganz so dramatisch gemeint. Nur, einen Tag Urlaub nehmen ging irgendwie auch nicht. Aber gleich nach dem Aufstehen fing der Tag einfach schon doof an. Das Chaosmädchen hatte noch keinen Fuß aus dem Bett und sagte „Ich geh heute nicht in die Kita und auch nicht zum Schwimmen. So!“ Ähm ja. Ein „Guten Morgen“ hätte auch gereicht. Und mit meinen Tagesplänen kollidierte es auch irgendwie. Aber was soll´s. Irgendwie ging es auch gleich so weiter. Kennt ihr die Tage, wo ihr alle Eure Sätze die ihr an euer Kind richtet gefühlt in Dauerschleife wiederholt? Begonnen bei „Kommst du bitte ins Bad“ über „Können wir jetzt bitte Zähne putzen“ bis hin zu „Ziehst du dich bitte an“. Bis abends ging das so. Mit so ziemlich allem. Fürchterlich. Und man ist so hilflos. Egal, wie lieb man um etwas fragt und bittet, egal, ob man auf Augenhöhe redet oder nicht. Es passierte einfach nichts. Natürlich war mein Kind irgendwann angezogen. Dass es unbedingt das Schlafanzugoberteil vom Vortag sein musste störte mich ehrlich gesagt nicht. Schließlich war es das einzige mit Hello Kitty Aufdruck und sie hatte gerade gestern erst einen passenden rosa Glitzergürtel mit eben dieser kitschigen Katze von einer Freundin geschenkt bekommen. Sei es drum. Das Tagesoutfit war irgendwie cool. Und mein Kind eben endlich angezogen. Und sogar auch noch zufrieden mit dem Outfit. Vielleicht war der Tag doch gar nicht so schlecht.
Entspannt geht anders
War er doch. Denn auch das Frühstück war weiter unentspannt. Das Chaosmädchen stand ständig auf. Wibbelte mit Schokofingern auf dem Stuhl und der weiße Stuhl bekam zunehmend farbliche Akzente. Sie schien überdreht, obwohl sie gerade erst aufgestanden war und selbst zwei Morgenkaffee konnten meine Sicht auf die Dinge nicht ändern. Hätte ich es nicht besser gewusst, glich das Frühstück eher einer extrem späten Abendbrotszenerie. Kurz nach dem Frühstück kam zum ersten Mal die Frage „Kann ich was Süßes?“. Ich habe nicht gezählt, wie oft ich diesen Satz alleine bis zum Mittagessen gehört habe. Und es hörte auch mittags nicht auf. Ich war genervt. Ach, es war einfach der Wurm drin. Egal, was ich dem Chaosmädchen an Aktivitäten anbot, es gefiel ihr nicht. An diesem Tag war alles krumm. Auch mit der Miniqueen konnte und wollte das Chaosmädchen nicht wirklich. An solchen Tagen gönnt sie ihrer kleinen Schwester keinen Schlaf und auch kein Spielzeug. Sobald diese die Augen schloss, wurde das Chaosmädchen laut und lauter und ganz laut. Und ich dann manchmal auch. Weil es jeden Tag die gleiche Leier ist. Warum eigentlich? Gott sei Dank sind diese Tage eher selten. Aber damit immer noch überflüssig.
Keine Kindermusik
Statt der ständig dröhnenden Kindermusik hatte ich mir dreister Weise erlaubt, endlich einmal eine CD für mich an zu machen. Frechheit! Denn es veranlasste das Chaosmädchen gleich dazu, ununterbrochen zu fragen, wann sie denn endlich ihre CD hören kann. Ich erklärte, dass meine CD zu Ende läuft und dann wieder ihre CD in den Spieler kommt. Ich muss euch vermutlich nicht erklären, dass ich von meiner CD so gut wie nichts mitbekam weil das Chaosmädchen es offenbar total witzig fand, meine Musik zu übertönen. Mit extremst nervigem Gerede und Gesinge und Gegröhle ohne jeglichen Sinn. Diese Phantasiegeschichten aus dem Nichts. Ohne Handlung. Kennt ihr die? Hauptsache Reden ist die Devise. Meine Nerven waren schon vor dem Mittagessen so überstrapaziert. Dann mault man als Mutter natürlich irgendwann rum. Gegen die Prinzipien aller anderen Übermütter natürlich. Weil Schreien geht gar nicht. Dann wiederum ist man genervt, weil man das ja auch eigentlich selber nicht will. Ach, das sind so Tage, da ist einfach alles doof. Aber man muss ja bis zum Abend aushalten. Immer wieder der Blick auf die Uhr. 16 Uhr Abendbrot ist irgendwie zu früh, oder? Egal, was ich dem Chaosmädchen an Aktivitäten anbot, es gefiel ihr nicht. An diesem Tag war alles krumm. Natürlich kennen auch wir diese Tage von uns. Wir sind auch nicht immer gut drauf. Wir haben nur einfach andere Mittel und Wege, damit umzugehen. Es sind nur einfach genau diese Tage, die dich als Mutter auch mal durchdrehen lassen. Weil die Tage einfach nicht enden wollen und mann die Kinder schon nach dem Aufstehen wieder ins Bett stecken müsste. Ununterbrochen kommt eine Frage, ein Anliegen, Hunger, Durst, ein lautes „FERTIG“ vom Klo, wenn man sich wirklich GERADE erst mit der müden Schwester hingesetzt hat, die endlich problemlos die Augen geschlossen hat. Einen ähnlichen Artikel gab es hier schonmal über die wenigen Minuten, die Mama sich manchmal wünscht.
Ich beginne, Donuts zu hassen
Es ist Freitag. Freitag ist Schwimmkurs. Das i-tüpfelchen des heutigen Tages. Für jeden auf seine Weise. Am liebsten würde ich es dem Chaosmädchen heute verbieten. Einfach, weil so gar nichts klappt und sie auch gar nicht hört und ich auch einfach gar keine Lust habe, sie mit dem Schwimmen zu belohnen. Aber wißt ihr was? Sie freut sich immer so wahnsinnig und ist so glücklich nach dem Schwimmen. Dann erzählt sie ganz aufgeregt. Und strahlt. Ich kann ihr das nicht verbieten. Und sowieso und überhaupt ist Bestrafung ja eh irgendwie nicht meins.
Im Schwimmbad gibt es übrigens Donuts. (Das Chaosmädchen nennt sie Döner). So schön bunt in rosa und mit buntem Streusel. Ohne Tzaziki. Ich hasse diese Dinger (sorry Nicki! Nimm es nicht zu ernst 😁). Sie erinnern mich an die Süßigkeiten an den Supermarktkassen. Man kommt einfach nicht daran vorbei.
Spätestens, sobald das Auto Richtung Schwimmbad rollt, kommt die Frage zum ersten Mal. Na, welche Frage meine ich? Richtig! „Mama…. Kann ich ein Döner nach dem Schwimmen?“ Oh man. Ich kann es jetzt schon nicht mehr hören. Kaum das Wasser verlassen und auf dem Weg zur Dusche kommt die Frage dann im Minutentakt. Mindestens. Und auch diesen Donut hat sie irgendwie nicht verdient. Weil sie mich einfach den ganzen Tag auf die Palme bringt.
Schwimmen als Leistungssport
Und damit meine ich nicht den Sport, den die Kids machen, sondern wir als Mütter und Väter. Alles zum Wohl des Kindes, oder? Das Umziehen vorher klappt oft reibungslos. Aber nach dem Schwimmen geht es eigentlich erst richtig los mit dem elterlichen Sport.
Als wären die tropischen Temperaturen in der Umkleide nicht schon genug, beginnt beim Duschen der Stress. Ich werde halb mit geduscht, weil das Chaosmädchen keine Lust hat auf Haarewaschen, mit Restschaum im Haar zur Umkleide watschelt. Waschen findet sie auch irgendwie heute blöd und Pipi muss sie plötzlich auch noch. Während dessen klingeln mir schon die Ohren. Das Chaosmädchen kennt auf einmal nur noch Donuts.
Ich glaube, ich gehe gleich an die Theke und esse alle Donuts auf. Dieses Kind macht mich wahnsinnig. Während ich das Chaosmädchen ununterbrochen bitte, beim Anziehen still zu stehen, sich nicht auf den dreckigen Boden zu setzen, ein wenig mit zu helfen, höre ich ununterbrochen die Frage nach dem Donut. Argh.
Gedanklich sehe ich mich schon an der Theke stehen. Den Mund voll gestopft mit bunten Donuts. Mehr als randvoll. Am Mund klebt bunter Streusel. Überall. Das Chaosmädchen kommt um die Ecke und ich sage „Eff wind leider keine Donuts mehr da Fatz“.
Aber ich stehe ja noch in der Umkleide. Erleichternd finde ich, dass in fast jeder Kabine ähnliche Gespräche und Diskussionen stattfinden. Und ja ich weiß, alle Kinder sind müde und sicher auch hungrig. Der Geräuschpegel dort ist schlimmer als in jeder Kindertagesstätte. Ehrlich. Aber ernüchternd, dass ich nicht alleine bin. Mir läuft der Schweiß die Stirn runter. Ich bin immer noch furchtbar genervt und auch echt immer noch müde. Socken und Schuhe anziehen klappt auch eher schlecht als recht. Den Donut möchte sie immer noch. Ich wünsche mir, dass es einfach keine mehr gibt.
Juchuh, wir verlassen endlich das Schwimmbad. Ich bin fix und fertig. Ich sagte ja, das Schwimmen ist das i-tüpfelchen. Mein Mund ist übrigens leer. Ich habe keinen bunten Streusel im Gesicht. Und keinen Donut im Mund. Dafür ein glücklich grinsendes Kind mit Schokoschnute neben mir. Zum Spielplatz ging es übrigens auch noch kurz. Ich liebe und hasse mich für diese Inkonsequenz. Aber wisst ihr, ich war auch mal Kind.
Endlich ist Abend
Wieder und wieder habe ich an diesem Tag auf die Uhr geschaut. Und immer wieder festgestellt, dass der Tag noch lange nicht vorbei ist und die Kinder immer noch nicht ins Bett können. Irgendwann ist aber auch dieser Tag geschafft. Wutausbrüche wurden überstanden, mehrfach der Lautstärkenregler gesucht und nicht gefunden.
Beim Zubettgehen erkläre ich dem Chaosmädchen, dass ich sie dolle lieb habe. Sie fand den Tag übrigens ganz toll. Kinder haben da oft eine ganz andere Sichtweise. Ich erzähle dem Chaosmädchen auch, dass ich heute sehr müde war und es ziemlich anstrengend fand.
Ich sage ihr, dass sie ein Kind is. Mein Kind, das ich immer liebe. Auch, wenn ich schimpfe und sie mal nicht lieb ist. Wenn sie schreit, nicht auf mich hört. Wenn Sie schlägt oder spuckt. Ich liebe sie. Und das soll sie wissen.
Kinder sind Kinder.
Und morgen ist ein neuer Tag.
3 comments
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Ach liebe Jule,
wieder so ein wunderschöner Artikel.
Ja, diese Tage gibt es. Und JA !!! wir dürfen sie haben. Und wir dürfen dann spätestens abends (wenn die Kleinen endlich im Bett sind) auch mal dieses S C H – Wort ins Kissen brüllen.
Ich merke bei mir oft an solchen Tagen, dass wir uns eigentlich gegenseitig hochschaukeln. Aber wir kommen da dann nicht raus aus diesem Teufelskreis. Und dann sitze ich abends wenn endlich Ruhe ist auf dem Sofa und bin völlig fertig. Und wenn es dann richtig blöd läuft, bekommt mein Mann die volle Breitseite 🙈 und versteht die Welt nicht mehr. Und wenn dann von ihm noch ein „Was bist’n so gereizt?“ kommt, ist für mich der Punkt erreicht, wo ich besser ins Bett gehe. Auch ich bin absolut keine immer strahlende Mutti. Will ich auch gar nicht sein. Ich denke, deine Tochter weiß wie sehr du sie liebst. Auch – oder besser gerade – an solchen Tagen. Wie heißt der schöne Spruch? „Liebe mich am meisten wenn ich es am wenigsten verdient habe. Denn dann brauche ich es am Nötigsten.“ Du gibst ihr den Halt und alles was sie zum Großwerden braucht. Das ist unbezahlbar 😙.
Fühl dich ganz lieb gedrückt ❤.