Kinder entdecken Ihre Sexualität
Es überkam uns Mütter ganz überraschend. Eigentlich trafen wir uns auf einen gemütlichen Kaffee und unsere Kinder zum „Play-Date“. Und auch, wenn wir nicht überfordert waren, weil wir wussten, dass es normal ist, was unsere Kinder da tun, so wurden wir doch ein wenig überrumpelt von ihren ersten sexuellen Erfahrungen. Wir stellten uns Fragen, dachten über die richtige Reaktion nach.
Auch, wenn wir unsere Kinder machen lassen wollten, so waren wir im ersten Moment etwas unsicher. Es kam einfach zu überraschend. Wie so viele Situationen im Leben mit Kindern. Kindererziehung ist ein schwieriges Thema und Sexualität dabei ein wichtiger Bestandteil.
Popcorn für alle
Während wir im Wohnzimmer saßen, ertönte von oben ein „Keiner darf ins Zimmer kommen!“. Danach schloss sich die Türe wieder. Wir Mütter bekamen erstmal große Augen und anschließend ein Lachen im Gesicht. Ein Lachen, das sicher auch auf Unsicherheit basierte.
Wir Mütter ticken in solchen Situationen völlig unterschiedlich. Es gibt die gelassenere Mutter, die besorgtere Mutter und sicher auch die völlig panische Mutter.
Ich zähle da wohl eher zu der gelasseneren Sorte und wirklich aus dem Häuschen waren wir beide nicht. Warum weiß ich nicht. Wir beide betraten nacheinander das Kinderzimmer, um kurz mit dem eigenen Kind zu sprechen. Sie spielten das Spiel „Zeigst Du mir Deins, Zeig ich Dir meins“. Ich erklärte Grundlegendes (dazu mehr im Verlauf des Beitrages) und verließ das Zimmer wieder.
Dem eigenen Kind vertrauen
Grundsätzlich aber habe ich sie machen lassen, weil ich wusste, dass nichts passieren kann und weil man seinem Kind Vertrauen entgegen bringen muss. Da saßen sie, in der hintersten Ecke des Kinderzimmers. Ein wenig beschämt, aber dennoch mit Grinsen in Ihrem Gesicht. Und wenig Kleidung.
Es ist ein komisches Gefühl zu beobachten, wie Kinder ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen. Und dabei ist es völlig normal, dass man in der Reaktion vielleicht erstmal planlos ist. Ich denke, es war hilfreich, dass wir als Mütter beider Kinder in dem Moment da waren. So waren wir im direkten Austausch. Und konnten uns gegenseitig beraten und gut zureden.
Kann man die Kinder wirklich jetzt so alleine lassen? Oder sollte man doch noch mal gucken gehen? Sicher ist sicher. „Wollt ihr noch mehr Popcorn?“ hörte ich meine Freundin sagen. Sie klopfte an die Tür und betrat das Zimmer. Das erinnert mich tatsächlich an Situationen mit dem ersten Freund, als die Eltern unter einem Vorwand das Zimmer betreten wollten und dachten, wir verstehen das nicht. Ich muss immer noch darüber schmunzeln. Eine Erinnerung, die man sicher nicht vergißt.
Offenheit ohne Berührungsangst
Ich bin ein ziemlich offener Mensch und habe keine Berührungsängste mit derartigen Themen. Ich kann gut über Sexualität sprechen, obwohl ich als Kind kaum aufgeklärt wurde. Für meine Kinder wünsche ich mir, dass Themen rund um Sex und den menschlichen Körper einen Platz haben und nicht darüber geschwiegen wird. Kindern hilft es nicht, wenn man sich versteckt oder Sexualität und Nacktheit den Anschein von etwas Verbotenem bekommt. Genau das ist ein Grund dieses Beitrags. Schämt Euch nicht. Ihr seid Vorbilder für Eure Kinder.
Kinder und Sexualität
Auch ich erinnere mich an meine ersten Erfahrungen mit dem Thema Sexualität. Und damit meine ich nicht mein erstes Mal oder meinen ersten festen Freund. Das Ganze beginnt doch schon viel früher. Wie früh das ganze anfängt könnt ihr u.a. in diesem Beitrag nachlesen.
Vielmehr erinnere ich mich tatsächlich an „Spielereien“ auf dem Kindergartenklo, an das erste Interesse für Jungs und damit das andere Geschlecht. Dadurch weiß ich, dass Kinder im Alter des Chaosmädchens (4) genau jetzt ihre ersten Erfahrungen machen. Machen müssen. Und dennoch kam es für uns an diesem Tag überraschend.
Sätze wie „Wir möchten uns Penis und Scheide angucken“ sind nicht alltäglich bei uns und lassen einem kurz die Kinnlade nach unten fallen.
Wie wir Eltern damit umgehen sollten
Ich bin kein Psychologe, das vorweg. Ich berichte lediglich von meinen Erfahrungen und teile meine ganz persönliche Meinung. Wichtig finde ich Gelassenheit. Was ist schlimm daran, dass Kinder sich ausziehen und sehen, wie das andere Geschlecht aussieht? Was soll passieren?
Warum sollten die Kinder sich ihrer Nacktheit schämen? Kinder sollen Ihren Körper entdecken. Das können sie vermutlich am Besten in den eigenen vier Wänden, wo sie unbeobachtet sind und sich sicher fühlen. Wir sollten Ihnen diese Sicherheit geben. Es ist ein wichtiger Teil Ihrer Entwicklung, der u.a. den Bezug zum eigenen Körper beeinflusst.
Es hilft sicherlich, das Ganze mit Kinderaugen zu betrachten, die das Thema ganz anders angehen als wir. Dazu habe ich einen interessanten Beitrag gefunden. Gelassenheit ist gefragt. Auch, wenn wir mit der ersten Situation vielleicht etwas überrannt wurden, so behielten wir die Ruhe und nahmen es mit Humor. Dieser Humor sollte allerdings nicht gegenüber der Kinder geäußert werden, für sie soll Sexualität etwas Natürliches sein. Nehmt Eure Kinder ernst. Wer sich besser mit Büchern zu helfen weiß, kann auch zu Aufklärungsbüchern zurückgreifen. Nicht jedem liegt hier das persönliche Gespräch.
Kurze Erklärungen
Natürlich habe ich das Chaosmädchen kurz gefragt, was sie machen. Ich habe beiden Kindern erklärt, dass es in Ordnung ist, wenn sie nackt sind und auch, wenn sie sich gegenseitig ansehen oder gar berühren. Für uns ist es etwas Bekanntes. Für die Kinder ist es neu. Es ist natürliche Neugier, die sie dazu treibt, sich für das andere Geschlecht zu interessieren.
Den Kindern haben wir erklärt, dass es wichtig ist, dass keine Gegenstände in Körperöffnungen gesteckt werden, weil man sich dabei verletzten kann. Wir haben Ihnen gesagt, dass immer beide damit einverstanden sein müssen. Wenn einer von Beiden etwas nicht möchte, dann muss der Andere das akzeptieren. So gelten die Regeln.
Es ist falsch, mit den Kindern zu schimpfen oder „Doktorspiele“ zu verbieten. Damit schämen sie sich und gehen weniger offen damit um. Die Kinder brauchen unser Verständnis. Auch, wenn es manchmal schwer fällt. Das Thema ist nicht immer leicht.
Mein Körper gehört mir
Für den Moment und die Situation reichte das. Auf dem Nachhauseweg und abends beim Zubettgehen haben wir das Gespräch erneut gesucht. Ich finde es wichtig, dem Chaosmädchen zu vermitteln, dass sie nichts Verbotenes tun. Ich habe sie gefragt, was sie genau gemacht haben und ihr noch einmal gesagt, dass das völlig in Ordnung ist. Ich habe ihr außerdem vermittelt, wie wichtig es ist, dass sie dem Gegenüber erklärt, wenn sie nicht mehr möchte. Ich möchte meinen Kindern mit auf den Weg geben, dass es Grenzen gibt. Niemand hat das Recht, Ihren Körper an intimen Stellen zu berühren. Vor allem dann nicht, wenn sie es nicht möchte. Ihr Körper gehört ihr.
Warum diese Phase so wichtig ist
Kinder in dem Alter machen Ihre ersten Erfahrungen mit Sexualität. Das ist für uns vielleicht im ersten Moment fremd. Aber mit unseren Kindern ist nichts falsch. Im Gegenteil. Das Interesse für das andere Geschlecht ist völlig normal. Kinder bringen mit dem Thema Sexualität einfach nicht das Gleiche in Verbindung wie wir. Sie sind unschuldig. Diese Phase gehört mit zu Ihrer Sexualentwicklung.
Ich habe einen weiteren schönen Beitrag gefunden. Dort wird auch erklärt, wie ein Kind seinen Körper noch entdeckt und warum Verbote eher hinderlich sind.
Wie sind Eure Erfahrungen mit dem Thema und wie geht ihr damit um? Gibt es weitere Buchtipps? Ich würde mich sehr freuen!
Eure Chaos & Queen
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1 comment
Hallo Chaos&Queen! Danke für diesen sehr umfangreichen und wertvollen Artikel. Es ist richtig gut zu lesen, wie du deine Erlebnisse schilderst und wie du damit umgegangen bist. Danke, dass du dir die Mühe machst, deine Leser/innen auf weiterführende Artikel zu verlinken. Persönlich freut es mich natürlich besonders, dass du auch einen ElternLeben.de verlinkt hast, der dir gefällt – einfach, weil ich bei ElternLeben.de arbeite ;-) Und so bin ich auch auf deinen Blog aufmerksam geworden – den ich nun definitiv öfter besuchen werde. Viele Grüße!