Heute hat ja bekanntlich alles einen Namen. Jede Phase der Kinder wird irgendwie betitelt und man findet im Netz und schlauen Büchern entsprechende Ratschläge für alle Lebenslagen. Auch für die Wackelzahnpubertät. Ich habe das immer ein wenig belächelt, dass es tatsächlich für alle Verhaltensweisen bei Kindern eine mögliche Erklärung gibt. Nun stecken wir selber scheinbar mittendrin. In der Wackelzahnpubertät.
Ich komme an meine Grenzen
Das Chaosmädchen hüpft gefühlt seit Jahren von einer Phase in die nächste. Immer wieder gibt es Vorfälle oder Situationen, in denen ich ratlos bin, wie ich mich als Mutter verhalten muss. Ich stoße immer wieder an Grenzen, zweifle an mir und meinem Mutterdasein. „Niemand hat gesagt, dass es leicht wird“, sagte noch vor wenigen Tagen ein Freund zu mir. Stimmt.
Und immer dann, wenn ich komplett ausgelaugt und fertig am Boden liege, kommen Lichtblicke. Momente, die einem die Seele streicheln. Kleine Glücksgefühle, die einem zeigen, dass man so verkehrt gar nicht ist. Manchmal sind das schöne Stunden mit der Familie, ein zuckersüßes Chaosmädchen, friedlich spielende Geschwister oder einfach lustige Augenblicke über die man gemeinsam lacht. Fast so, als wüssten die Kinder, dass Mama nicht mehr kann.
Kaum habe ich mich erholt, geht es oft von vorne los. Das gleicht einem Kampf, bei dem das Opfer sich am Boden berappelt und kaum steht es wieder fest auf beiden Beinen, wird es erneut niedergestreckt. Das ist natürlich übertrieben, aber seelisch fühle ich tatsächlich manchmal so.
Was bedeutet Wackelzahnpubertät?
Nachdem ich neulich abends völlig aufgelöst auf dem Sofa saß, habe ich mich ein wenig belesen und hier ein paar wertvolle Informationen zum Thema gefunden. Ich finde uns und unser Kind dermaßen wieder in diesem Beitrag. Neben der Erleichterung, eine gute Erklärung gefunden zu haben, spielt dennoch die Verzweiflung darüber mit, wie ausgeprägt diese Phase bei unserem Kind zu sein scheint.
Alltägliche Dinge werden manchmal zu einer absoluten Herausforderung. So viel Frust und Wut hat das Chaosmädchen dann in sich, dass sie keine Möglichkeit hat, diese zu entladen. Jeder Versuch, ihr zu helfen geht nach hinten los. Gleichzeitig fordert sie wiederum Hilfe ein. Hilfe, die sie nicht annehmen kann. Und wiederum zur gleichen Zeit bekomme ich das Gefühl, dass sie ihr „Problem“ eigentlich doch lieber selber lösen möchte. Ganz schön verzwickt.
Dieser Zwiespalt allein gibt dem kleinen Köpfchen genug Grund dazu, einen Kurzschluss zu verursachen.
Was hilft uns in dieser Zeit?
Nach derartigen „Ausbrüchen“ finden wir uns oft auf dem Fußboden wieder. Das Chaosmädchen weinend auf meinem Schoss. Während ihr in der Situation selbst erstmal gar nichts hilft, braucht sie kurz nach Ihren Gefühlsausbrüchen Nähe, eine feste Umarmung und die Möglichkeit in meinen Armen zu weinen.
Das klingt total einfach, ist aber in Wirklichkeit super schwer und gelingt auch nicht immer. Zumindest mir nicht. Ich bezeichne mich als ziemlich geduldige Mutter. Eine Mutter, die immer versucht, ihr Kind zu verstehen, Situationen zu hinterfragen und den Wunsch hat, Dinge zu lösen, ohne laut zu werden. Ich mag es nicht, meine Kinder anzuschreien.
Aktuell ist es aber oft fast unmöglich die Ruhe zu bewahren. Die Wutanfälle ziehen sich manchmal durch den ganzen Tag, sind unvorhersehbar und erwischen mich oft eiskalt. Mein Kind kommt mir dann vor, wie eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment droht zu explodieren.
Neulich gab es einen Zwischenfall auf dem Nachhauseweg, weil das Chaosmädchen einen anderen Weg gehen wollte, als ihr Freund. Sie schmiss den Regenschirm und schrie, während alle Autofahrer an der Ampel diesem Spektakel neugierig folgten. In mir stieg langsam Panik auf. Sorge, sie könnte auf die Straße rennen. Ich konnte glücklicherweise die Ruhe bewahren und die Situation irgendwann entspannen.
Es wird geschrien, Gegenstände geworfen, und natürlich auch mit Worten gegen mich und den Chaosmann geschossen. Manchmal aus den unerfindlichsten Gründen. Ich ertappe mich selbst an manchen Tagen dabei, dass ich Angst habe. Angst davor, dem Chaosmädchen die „falsche“ Antwort auf Ihre Frage zu geben. Angst davor, damit unter Umständen den nächsten Anfall auszulösen.
Diese Phase bestimmt unseren Tag
Hätte mir vor Jahren jemand erzählt, wie ausgeprägt diese Phase sein kann, hätte ich es vermutlich nicht geglaubt. Ich hätte die Ursache vielleicht bei den Eltern gesucht, nicht aber in der Wackelzahnpubertät.
Natürlich suche ich auch jetzt die Ursachen bei uns. Ich hinterfrage, versuche zu verstehen und reflektiere. Diese Phase bestimmt aktuell oft unseren Tag. Alle leiden darunter. Es wird viel geschimpft und gemeckert. Und dabei habe ich ja noch ein zweites Kind, das unsere Aufmerksamkeit braucht. Gefühlt kommt sie dabei absolut zu kurz.
Wie lange bleibst Du noch, Wackelzahnpubertät?
Das Chaosmädchen hat noch keinen einzigen Zahn verloren. Dauert diese Phase jetzt länger? Wie lange bleibt sie tatsächlich und wie kann ich das aushalten? Wie reagiere ich richtig und finde die Gratwanderung zwischen Grenzen aufzeigen, mich schützen und dem Kind die Hilfestellung sein, die es braucht?
Natürlich ist bei uns nicht jeden Tag alles grauenvoll. Im Gegenteil. Dieser Beitrag ist lediglich eine Momentaufnahme, geschrieben an einem Tag, der einfach weg gehört. Ich liebe meine Kinder. Abgöttisch. Aber ich wäre auch nicht böse drum, wenn die Phasen etwas kürzer oder weniger intensiv wären.
Und nun her mit Erfahrungsberichten, guten Ratschlägen und virtuellen Umarmungen.
Eure Chaos & Queen
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