Die Zauberkraft, die alles schafft
„Mama, trink das, dann haben wir Superkräfte!“ Das Chaosmädchen reichte mir den virtuellen Becher in Ihrer Hand, nachdem sie selbst einen Schluck genommen hat und grinst. sie nickt mir zu, als wollte sie sagen „trink das, das wird Dir gut tun!“
Aber haben wir Mamas nicht sowieso Superkräfte? Ich meine, es gibt immer Tage, da sehne ich mich nach solch einem Getränk. Aber grundsätzlich leisten wir Mamas doch genug. Mit unserer eigenen Zauberkraft.
Neulich hat mich eine Freundin besucht und ich stellte fest, dass ich noch nichts Produktives getan habe an diesem Tag. Als ich dann aber erzählte, wie mein Tagesablauf bis dahin war, bekam sie große Augen. Rückbildung, Einkaufen, Kochen, Kuchenbacken….
Momentan klopfe ich mir an so vielen Abenden auf die Schulter und frage mich gleichzeitig „Wie geht das eigentlich?“. Ehrlich: Keine Ahnung. Natürlich bin ich momentan zu Hause und habe grundsätzlich Zeit. Das sollte man zumindest meinen. Trotzdem finde ich, dass jeder Tag eine neue Herausforderung ist. Stress, den man hat ist meist hausgemacht, aber dennoch gibt es im Alltag einfach viel zu erledigen.
An manchen Tagen schaffe ich ein Frühstück, an anderen eher den Kaffee auf die Schnelle. Dann, wenn es zur Rückbildung geht oder zum Babyschwimmen zum Beispiel. Mehrfach am Tag wird der Kinderwagen ins Auto und wieder raus gehievt. Die Vorgabe mit einer Rektusdiastase oder generell in den Monaten nach der Geburt nicht schwer zu heben, sind für mich kaum umsetzbar.
Es wird eingekauft und gekocht. Das Chaosmädchen wird aus der Kita geholt. Ein Freund oder eine Freundin des Chaosmädchens kommt zum Spielen. Natürlich wird nicht immer harmonisch gespielt und an manchen Tagen wird von Mama auch dann einfach ununterbrochen gefordert. An anderen Tagen geht das Chaosmädchen zum Tanzen oder auch mal zu Freunden. Nicht zu verachten, dass auch die Miniqueen existiert, die Ihre Bedürfnisse hat. Ihr tagesablauf besteht nicht mehr nur aus Schlafen und Trinken. Sie fordert mittlerweile Aufmerksamkeit und Spielzeit. Mache ich. Sehr gerne sogar. Momentan finde ich jeden Tag eine Höchstleistung und finde, als Mama sollte man sich viel öfter mal selber loben. Denn zwischen Haushalt, Kochen, Waschen, muss das Chaosmädchen beim „Draußen-Spielen“ beaufsichtigt werden. Gleichzeitig werden Flaschen gemacht, gegeben, ausgekocht. Die Kinder werden gebadet. Es müssen Geschenke für Geburtstage besorgt werden. Das Chaosmädchen wird getröstet, beschäftigt und gekuschelt. Das gleiche mit der Miniqueen. Keiner soll zu kurz kommen. Es werden Wunden verarztet, Kuscheltiere gesucht, Geschichten gelesen.
Die Koffer für den Familienausflug werden gepackt und alles vorbereitet. Während das passiert, möchte ich dem Chaosmädchen unbedingt noch ein Kleid fertig nähen. Ich liebe ihre strahlenden Augen, wenn ich ihr etwas Selbstgenähtes zeige, was ich nur für sie gemacht habe. *schmilz*Die Kinder liegen abends im Bett und Mama ist fertig. Todmüde. Trotzdem schaffe ich es, mich ins Fitnesstudio zu schleppen und meine 30-120 Minuten Sport zu machen. Warum? Weil es mir gut tut, weil ich es brauche und weil ich mit meinem Körper momentan nicht zufrieden bin. Wie ich mich dazu aufraffen kann weiß ich nicht. Danach ist der Akku wirklich leer. Ich falle ins Bett und weiß, dass der nächste Tagesmarathon in nur wenigen Stunden beginnen wird. Wenn es überhaupt Stunden sind, denn wenn ich im Bett liege heißt das nicht, dass ich schlafen darf. Eines meiner Kinder wird immer wach. Oder beide.
Für all diejenigen, die denken, dass es langweilig könnte, mit Säugling zu Hause zu sein, oder diejenigen, die sich fragen, was man so den ganzen Tag macht kommt hier ein kleiner Einblick in einen meiner Tage.
Der normale Wahnsinn
06:30 Uhr Das Chaosmädchen wird wach. Ich mache sie fertig für den Kindergarten
07:30 Uhr Das Chaosmädchen verlässt das Haus mit dem Chaosmann
07:31 Uhr ich dusche und mache mich selbst fertig.
07:45 Uhr ich packe die Klamotten für die Rückbildung. Inklusive Wickeltasche und allem, was die Miniqueen braucht.
08:00 Uhr Ich wasche die Miniqueen und ziehe sie an
08:30 Uhr Ich mache der Miniqueen eine Flasche.
Irgendwo dazwischen habe ich auch noch etwas kleines gefrühstückt. Manchmal
09:00 Uhr Ich ziehe mich und die Miniqueen an, ich gehe mit der Miniqueen zu Fuß zur Rückbildung (20 Minuten). Dafür schleppe ich den Kinderwagen aus dem Auto und packe die Miniqueen ein.
09:15 Uhr Ich muss los. Die Miniqueen braucht eine frische Windel. Alles auf Anfang.
09:25 Uhr Wir gehen tatsächlich zu Fuß und schaffen es pünktlich. Heute ist es echt anstrengend.
11:40 Uhr Wir gehen zurück nach Hause. Auf dem Heimweg kaufen wir fürs Mittagessen ein.
12:30 Uhr Zu Hause angekommen. Die Miniqueen wird ausgepackt und schaut mir beim Kochen zu.
13:30 Uhr Das Essen ist fertig und die Küche fast wieder aufgeräumt. Mist. Ich habe die Wäsche vergessen. Ich flitze in den Keller und werfe noch schnell eine Maschine an.
13:45 Uhr Ich esse etwas (nein ich schlinge). Neulich hatte ich mein Essen in die Mikrowelle gepackt. Irgendwas kam dazwischen. auf dem Weg zur Kita wundere ich mich, dass mein Magen knurrt. Unfassbar.
14:00 Uhr Ich muss zur Kita, das Chaosmädchen abholen.
Danach beginnt ja eigentlich erst der Wahnsinn! :-)Ich möchte mich auch gar nicht beschweren. Und natürlich läuft auch nicht jeder Tag gleich ab. Im Gegenteil. Ich liebe mein Leben, meine Kinder, meinen Mann, unsere Familie. Ich bewundere mich nur an vielen Tagen selber dafür, was ich leiste und denke, das kann ich an so viele andere Mamas weitergeben. Ihr seid wunderbar. Mit Eurer Zauberkraft.
Eure Chaos & Queen
Der Rock ist im Übrigen auch ein Drehrock von , genau wie dieser hier. Der Stoff ist von Graziela.
2 comments
[…] Tildas Drache hat sich im Baum verfangen, Mama hatte ausnahmsweise viel Geduld und konnte ihn befreien. Da haben wir es wieder mit den Superkräften. […]
[…] Jetzt wünschte ich noch, ich könnte damit zaubern. Nur ein bisschen. Denn eigentlich haben Mütter ja Zauberkraft. […]