Auf Instagram kursiert die 10yearschallenge. Alle Menschen dieser Welt zeigen sich heute und vor 10 Jahren. Ich musste wirklich ein Bild suchen, das ungefähr zum jetzigen Zeitpunkt vor 10 Jahren aufgenommen wurde. Ich fand eins. Kurz vor meinem 30. Geburtstag. Heute ist es nicht mehr lange bis zu meinem 40. Geburtstag.
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Man ist so jung wie man sich fühlt
In meinem Leben ist viel passiert. Auch in den letzten 10 Jahren. Dass ich gealtert bin ist kein Geheimnis und auch ziemlich offensichtlich. Zumindest äußerlich. Innerlich bin ich zwar gereift, aber nicht gealtert.
Neulich saß ich mit Freundinnen zusammen und eine erzählte, dass sie sich gar nicht so fühlt, wie sie in ihrem Spiegel aussieht. In den letzten Jahren habe sie an Körperfülle enorm zugelegt. In Ihrem Kopf aber ist sie immer noch die junge Frau von vor den Kindern. Wenn sie in den Spiegel schaut erschrickt sie manchmal. Weil sie vergisst, dass ein paar Jahre vergangen sind, die sie verändert haben. Optisch. Denn gedanklich ist sie oft noch wie damals.
So geht es mir auch oft. Ich wundere mich dann, wenn Jugendliche oder Kinder mich mit „Sie“ ansprechen. „Ey, ich bin doch eine von Euch“ will ich sagen. Denke dann, dass mein Abitur doch auch gar nicht so lange her ist. Ist es aber. Nämlich genau 20 Jahre. Verrückt oder? Kennt ihr dieses Gefühl?
Im Warteraum
Vor einigen Wochen habe ich eine Hexe getroffen. Oder viel mehr, sie hat mich getroffen. Mitten ins Kreuz nämlich. Hexenschuss. Ich sage Euch, man wird nicht jünger. Und selbst wenn der Geist nicht altert, der Körper tut es irgendwann. Meine Leiden führten dazu, dass ich einen Tag vor Silvester freiwillig in die Notaufnahme gefahren wurde. Und das soll was heißen.
Ihr fragt Euch, was das alles miteinander zu tun hat? Lest mal weiter!
Ich stand satte vier Stunden im Warteraum, sitzen konnte ich nicht. Vier Stunden, um am Ende eine popelige Ibuprophen mit nach Hause zu nehmen. Natürlich habe ich mich darüber geärgert, so lange warten zu müssen. Aber wisst ihr was? Am Ende habe ich das Krankenhaus glücklich, befreit und ein wenig nachdenklich verlassen.
Ich saß nämlich nicht allein im Warteraum. Ich führte auch keine Gespräche an dem Tag. Aber ich sah Menschen. Verschiedenste Menschen. Ich saugte Momentaufnahmen ein. Menschliches Miteinander. Sorge. Fürsorge. Und viel Liebe.
Die Liebe
Auf der einen Seite saß eine ältere Dame mit (vermutlich) Ihrem Sohn. Ihr Mann saß in einem Rollstuhl, die Hände in einer erkennbaren Fehlstellung. Unter seinem Kinn lag ein Tuch, um seine Spucke aufzunehmen, die aus seinem Mund tropfte. Er konnte sprechen, war aber kaum zu verstehen. Sie nahm das Tuch wie selbstverständlich und wischte über Mund und Kinn. Sie sah ihm liebevoll in die Augen, streichelte seine Hand. Seine Frau kümmerte sich mit so viel Fürsorge und Liebe. Herzerwärmend. Wie war ihr Leben wohl als sie so alt waren wie ich heute?
Im Warteraum trafen sich Menschen, die sich lange nicht gesehen hatten. Andere wiederum stürzten herein, hasteten zum Rollstuhl, um eine verletzte Angehörige aus dem Auto zu holen. So viel Sorge zeugt von so viel Liebe. Eine Mutter, die Ihrem (erwachsenen) Kind durch die Haare streichelt. Sie zeigte mir, dass diese Liebe niemals aufhört. Zu seinem Kind. Und die damit verbundene Sorge. Wie war ihr Leben wohl, als Ihre Kinder noch klein waren? Hat sie es genossen? Oder zu viel gearbeitet?
Ebenso der Partner, der sich sorgenvoll kümmert und die Hand seiner Freundin hält. Ein Sohn, dem die Stimme schwach wird, weil er seine 92- jährige Mutter ins Krankenhaus begleitet. Eine Frau, die auch mal in meinem Alter war.
Mir gingen so unendlich viele Fragen durch den Kopf als ich da saß. Und während ich so nachdachte, genoss ich den Anblick all dieser Menschen, die so viel Liebe versprühten.
Älter werden
Älter werden. Das schiebe ich gerne vor mir her, obwohl wir uns nicht davor verstecken können. All diese Momente haben mir etwas mit auf den Weg gegeben. Diese Beobachtung der mir fremden Menschen berührte mein Herz. Alt werden. Sterben. Eines Tages.
Ich habe Angst davor. Vor dem Alt werden und dem Tod. Vor dem, was da kommt. Auch, weil wir jetzt in einem Alter sind, wo die ersten Eltern von Freunden sterben. Ein Gedanke, der immer weit weg war.
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Glücklich sein
Glücklich zu sein ist so verdammt wichtig. Es bringt Dir nichts, später auf ein unglückliches Leben zurück zu blicken. Denn Du hast nur eins. Wieder öfter tun, was uns glücklich macht. Und nicht die anderen.
Und obwohl 40 kein Alter ist, kann es jederzeit vorbei sein. Das wurde mir in den letzten 2 Jahren auf Instagram deutlich vor Augen geführt von Mamamulle, die viel zu früh ihren Ehemann verlor und von Ines, die ebenfalls Ihren Mann gehen lassen musste.
Auch der Chaosmann könnte irgendwann dieser Mann im Rollstuhl sein. Oder ich die ältere Frau, die von Ihren Töchtern sorgenvoll begleitet wird.
Wir haben nur dieses eine Leben.
Eure Chaos & Queen
1 comment
Wirklich wahre Gedanken. Die hab ich auch ab und zu (und das mit „zarten“ 27).
Mein Mann arbeitet auf dem Bau und da haben wir auch schon das ein oder andere mal in der Notaufnahme gesessen… vom Gerüst gefallen, an Fenstern geschnitten. Da wird mir jedes Mal ganz anders. Denn eigentlich denkt man in unserem Alter ja so gar nicht daran. Aber „sicher“ ist man eben nie! Man sollte sich wirklich immer vor Augen halten, glücklich und dankbar zu sein, wenn man Gesund ist!
2017 hatte mein Papa einen Herzinfarkt. Das war auch komisch. Mein Papa ist schon älter, aber irgendwie hat man ihm das nie angemerkt (meine Mama ist einiges jünger als er und auch er war immer „jung geblieben“). In nach dem Infarkt im Bett zu sehen, hat mich erschreckt. Er ist seitdem irgendwie „gealtert“. Auch wenn es ihm jetzt wieder gut geht und er (fast) der Alte ist, merkt man einfach, dieses Jahr wird er 70.
Also, jeden Moment genießen :) Pflichten mal beiseite schieben und wirklich wichtige Dinge erledigen! Zeit mit seinen Lieben :)
Liebe Grüße,
EsistJuli