Neulich habe ich in einer dieser Blogger- Facebookgruppen einen Blogpost gesehen. Das heißt, ich habe vielmehr eine Überschrift gelesen. In dieser ging es um den Sinn des Bloggens.
Das reale Leben
Das Leben spielt sich heute vermehrt im Netz ab. Oft bestimmt „Social Media“ unseren Alltag. Menschen sitzen mehr vor dem Handy, dem Rechner oder dem Tablet, anstatt sich zu unterhalten und anzusehen. Gerade für Beziehungen ist es oft schwer, dem Stand zu halten. In der Bahn sitzt mindestens jeder zweite mit dem Handy da, kaum jemand unterhält sich noch mit dem Nebenmann. Wir leben im Netz.
Viele -vor allem Blogger- sind immer auf der Jagd nach dem perfekten Moment oder dem perfekten Bild. Dem perfekten Augenblick, um ihn mit der Welt zu teilen. Einer Welt, die man als Blogger in der Regel kaum oder gar nicht kennt. Im realen Leben.
Aber: Ist es das wert? Ist das Bloggen es wert, immer wieder ein Stück weit auf das reale Leben zu verzichten? Immer das Handy griffbereit, um noch schnell eine Instastory zu machen? Momente, in denen man das echte Leben verpasst, weil man einfach nicht „da“ ist. Im Hier und Jetzt. Der Kopf ist pausenlos am Arbeiten und auf der Suche nach neuem „Futter“ für den nächsten Beitrag. Manchmal frage ich mich, inwieweit ich schon in diese Materie abgedriftet bin.
Wie sehr beeinflusst das Bloggen mich, mein Leben, meinen Alltag und meine Familie?
Der Einfluss des Bloggens auf die Familie
Natürlich ist meine Familie als Mama- und Familienblogger involviert. Immerhin blogge ich über uns als Familie, über meine Kinder und auch über den Chaosmann oder unsere Beziehung. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, dass es störend ist. Für mich ist das Bloggen aktuell eigentlich meine Arbeit. Das Chaosmädchen versteht, dass ich ab und zu „arbeiten“ muss und doch versuche ich, meine Blogaktivitäten auf die Stunden zu verlegen, wo keinem Kind Zeit gestohlen wird. Das klappt natürlich nicht immer. Und wäre ich Berufsblogger, würde das kaum reichen.
Der Chaosmann toleriert meine Blogleidenschaft, gut heißen tut er sie nicht immer. Er begleitet mich auf Bloggerkonferenzen, obwohl er das Ganze kritisch betrachtet und die Bloggerwelt für ihn etwas merkwürdig ist. Und doch ist der Chaosmann eine große Unterstützung. Weil er mich machen lässt, weil er für mich Fotos macht, weil er mir den Rücken frei hält, wenn ich dringend etwas tippen muss, weil er Kontrolle liest und mir Feedback gibt. Aber auch, weil er mich zurück auf den Boden der Tatsachen holt in die Realität zurück holt, wenn ich zu sehr ins virtuelle Leben abtauche. Das Bloggen nimmt viel Freizeit und Zweisamkeit. Es ist wichtig, dass die Familie mitspielt. Ohne geht es nicht.
Aber seien wir doch ehrlich. Welches Hobby funktioniert ohne den Rückhalt der Familie? Und bei welchem Hobby verpasst man keine anderen Momente? Würde der Chaosmann am Wochenende Fußball spielen, so würde ihm diese Zeit doch auch vom Familienleben fehlen, oder?
Es ist einfach wichtig, im Blick zu haben, dass man das reale Leben nicht verliert. Denn ich bin hier. Im echten Leben. Im Hier und Jetzt.
Erfolgreich Bloggen
Fakt ist, dass das Bloggen mittlerweile Teil meines Lebens ist und damit viel mehr als nur ein Hobby. Ich habe mit dem Bloggen begonnen, weil es mir Freude macht zu schreiben. Ich teile mein Erlebtes, meine Sorgen und meinen Alltag mit den Menschen „da draußen“. Dabei war ich nie auf der Suche nach dem großen Geld.
Meine Beiträge schrieb ich immer, wie mir der Schnabel gewachsen ist, zu Uhrzeiten wie sie mir gerade passten. Ich öffnete die Google Statistiken alle Jubeljahre und machte einfach nur das, was ich gerne tue.
Obwohl auf der letzten Elternbloggerkonferenz ein großes Thema das „Miteinander unter den Bloggern“ war, erkennt man immer mehr, dass die kleinen Blogger nur selten eine Chance haben, wenn sie „nur“ mit Herz und Leidenschaft bloggen. Keine Chance, gesehen zu werden in den Weiten des Netzes, geschweige denn Teil von Kooperationen zu werden.
Zum Erfolg gehört heute leider viel mehr als das leidenschaftliche Schreiben allein. Bloggen ist eine eigene kleine Wissenschaft geworden mit der man Tage füllen kann und immer noch nicht perfekt genug ist, um auf dem Markt nicht nur ein kleines Sternchen zu sein. So viel Literatur zum Lesen, so viel Hintergrundwissen, so viel Technik und endlose Optimierungsmöglichkeiten. Meine To-Do Liste ist lang. So lang, dass ich als Hobbyblogger gar nicht weiß, wann ich sie erledigen soll. Und doch strebe ich gleichzeitig nach mehr. Nur nicht um jeden Preis.
Spaß am Bloggen
Diese Tatsachen führen auch für mich dazu, mir Fragen zu stellen. Mir darüber Gedanken zu machen ob und wie ich weiter bloggen möchte. Dabei ist natürlich auch die Frage nach meinem Antrieb wichtig. Was gibt mir das Bloggen? Für wen blogge ich? Und was sind meine Ziele?
Wie viel von meinem realen Leben verpasse ich, weil ich Fotos schieße, dokumentiere, Instastories aufnehme und die Welt an meinem Privatleben teilhaben lasse?
Und: Wie viel meines Privatlebens sollte die Welt da draußen überhaupt von mir kennen?
Manchmal ist es schwierig, die Lust am Bloggen zu behalten, wenn man z.B. kein passendes Thema findet, der Kopf einfach leer ist und man sich selber zu sehr unter Druck setzt. Oft zweifelt man, weil man ständig die anderen Blogger vor Augen hat, die gefühlt täglich Beiträge teilen und regelmäßig Kooperationen zeigen.
Auch ich würde mich freuen, den ein oder anderen Euro mit dem Blog verdienen zu können und ihn damit tatsächlich auch in Zahlen und nicht nur in Zeit als Arbeit zu sehen. Aber ich weiß auch, dass man dafür enorm viel Zeit investieren muss. Mehr Zeit als ich habe vielleicht. Oft sitze ich abends spät am Rechner. Ich schreibe, recherchiere, verbessere und lese mich ein in neue Thematiken. Zeit, die ich auch in mein reales Leben investieren könnte.
Bloggen ist mühselig. Es raubt Zeit und Nerven.
Warum blogge ich?
Das ist eine Frage, die nicht nur ich mir stelle, sondern auch viele Andere mir schon gestellt haben.
Bloggen ist eine Leidenschaft. Meine Leidenschaft. Und auch eine Sucht. Das Bloggen macht mir Freude. Es erfüllt mich. Ich liebe das Schreiben und das Teilen meiner Gedanken. Und eines Tages freuen sich meine Kinder vielleicht auch über das ein oder andere, was ich festgehalten habe.
Das Bloggen hilft mir. Und auch, wenn viel Arbeit darin steckt, so steckt noch viel mehr Liebe und Herzblut darin. Es ist für mich auch ein Stück weit die Flucht aus dem alltäglichen Wahnsinn. Eine Flucht in die Welt des Social Media. Auf diese Flucht nehme ich meinen Alltag mit. Ich tausche mich aus und komme in Kontakt.
Es ist immer wieder schön zu lesen, dass ihr Euch in meinen Texten wiederfindet und ich mag es, aus dem tatsächlichen Leben zu berichten. Ich erzähle gern, wie das Leben mit Kindern wirklich ist. In meinen Instastories seht ihr mich ungeschminkt nach schlaflosen Nächten oder auch mal ratlos mit Fragen an Euch.
Das Festhalten meiner Gedanken und Erlebnisse hilft mir, mich zu reflektieren. Es hilft dabei, Dinge zu verarbeiten und bietet uns als Familie dadurch einen enormen Mehrwert. Diesen Mehrwert teile ich gerne mit Euch, weil er Euch in Eurem Alltag zeigt, dass ihr nicht alleine seid.
Ich kann Alltagssituationen teilen, Diskussionen entfachen, meinen Lesern neue Denkanstöße geben. Und auch ich bekomme durch Euch, meine Leser, oft neue Sichtweisen auf die Dinge.
Ich sehe, dass mein Blog viel Zeit kostet, mich oft bis in die Nacht beschäftigt und mir Zeit für andere Dinge raubt. Und doch liebe ich es viel zu sehr, um es aufzugeben. Damit ist es doch irgendwie ein Hobby wie jedes andere auch, oder?
Mein perfekter Weg
Ich suche den perfekten Weg für mich. Den Weg, wichtige Momente im realen Leben eben nicht zu verpassen. Und ich denke, es gelingt mir. Nicht jeder Moment muss sofort auf Kamera. Er kann auch erst genossen werden. Nicht jede Situation braucht ein Foto. Ich muss auch nicht alles ins Netz stellen. Alle nehmen wahr, was ich ins Netz stelle, aber niemand merkt, wenn ich etwas nicht veröffentliche. Es gilt wie immer bei mir das tägliche reflektieren und hinterfragen.
Wo andere Blogger ihr komplettes Wochenende zeigen, ob in Bildern oder Video, so gönne ich mir oft meine Auszeit, meine Zeit mit der Familie. Denn das steht mir zu, das wahre Leben. Ich liebe es, meine Kinder zu fotografieren und Dinge festzuhalten, die passieren. Aber nicht immer und um jeden Preis.
Bloggen macht glücklich
Ich blogge weiter, weil es mich glücklich macht. Und tatsächlich würde ich mich freuen, professioneller zu bloggen. Dafür arbeite ich fast täglich, komme schleppend voran. Ich möchte aber auch mein reales Leben nicht verpassen.
Ich blogge, weil ich es liebe. Das Schreiben erfüllt mich. Ich lebe von Eurem Feedback. Nicht finanziell. Viel mehr emotional. Ich mag es, Reaktionen zu erhalten, Kommentare, Sichtweisen, Kritik und Lob. Davon lebt auch mein Blog. Es ist die Wertschätzung für das, was ich tue.
Es macht mir Freude, mich in die Weiten des Bloggens zu begeben, mich zu verbessern und mein Wissen zu erweitern. Es ist toll, mich auf Bloggerkonferenzen zu vernetzen, neue Möglichkeiten zu entdecken und reales und virtuelles Leben zu verbinden.
Von daher würde ich mich sehr freuen, wenn auch die stillen Leser unter Euch sich ab und zu zu Wort melden.
Eure Chaos & Queen
13 comments
[…] Bloggen ohne schlechtes Gewissen und warum es sogar glücklich macht von Chaos & Queen […]
Liebe Jule,
dein Beitrag ging runter wie Öl. :) So viele meiner eigenen Gedanken hast du darin ausgesprochen – da muss ich dir einfach ein paar Dankeszeilen hier lassen. Ich betreibe meinen Blog (seit 2013) auch „nur“ als Hobby und brauche das ganz dringend für mein „geistiges Wohlbefinden“. Mein Umfeld – also Familie und Freunde – steht dem Ganzen inzwischen sehr positiv gegenüber und ich kann bedenkenlos reales und digitales Leben mischen. Das Eine gehört für mich zum Anderen fest dazu.
Herzliche Grüße
vonKarin
Bloggen macht definitiv glücklich und auch süchtig. Ich merke, wie ich auf meine Kinder abfärbe und wie der man mich belächelt und dennoch haben sie alle irgendwie mit Spaß daran, wir profitieren ja auch dann und wann mal als Familie davon <3
Da hast Du absolut Recht Sarah. Es gibt einige gute Gründe zu bloggen. :-)
Hallo Chaos Queen,
ich sitze gemütlich auf der Couch und schmunsel beim lesen deiner Zeilen vor mich hin. Und ja, vielleicht wäre ich, als die Kinder klein waren auch Bloggerin geworden. Eine wirklich tolle Möglichkeit das tägliche Leben festzuhalten, zu teilen und sich mitzuteilen. Ich wünsche Dir und allen anderen weiterhin viel Spaß beim Bloggen. Verliert ihn nicht, und lasst auch mal zu das dass Leben nichts spannendes zu bieten hat. Wobei das tägliche Chaos mit den Kleinen Scheißern und später mit den Großen ist spannend, bleibt spannend, und bringt täglich Neues.
Liebe Grüße und einen erholsamen Abend Heke
Liebe Heike, danke für deine Nachricht. Ich freue mich, dass Du bei mir liest. und vielleicht tust Du das ja jetzt öfters, wenn es Dir hier gefällt! Schau Duch nur um, es gibt noch den ein oder anderen Bericht zum Schmunzeln für Dich! Ganz liebe Grüße, Jule
Hallo Chaos Queen, vielen Dank für den ehrlichen Beitrag. Ich selbst bin neu in der Blogger Welt und werde total von den anderen überrannt. Die Blogger Events klingen gut, kann man da einfach hin?
Hallo Wioleta,
danke für deinen Kommentar. Ich freue mich wirklich sehr über jede Rückmeldung. Die Bloggerevents wie Westfam und Blogfamilia, wo ich war, kann man einfach buchen. Die Bloggerevents von Firmen leider nicht. Da wird man eingeladen. Aber ehrlich gesagt ist mir das erst zweimal passiert :-)
Du sprichst mir aus der Seele! Ähnliche Gedbaken habe ich auch. Und auch mein Mann ist nicht immer von meinem Bloggen begeistert. Oft sogar etwas genervt, wenn ich schon wieder man Rechner sitze. Aber wie du schon gesagt hast, wäre es mit einem anderen Hobby anders? Man beschäftigt sich einfach gerne mit den dingen, für die man eine Leidensfhaft hat. Und man möchte sich ja auch weiter entwickeln.
Liebe Chaos Queen,
ich bin über eine Facebookgruppe auf Dich aufmerksam geworden und war von Beginn an gefesselt von Deinem Blogpost. Du sprichst mir aus der Seele und ich kann Deine Empfindungen mehr als nachvollziehen. Ich selbst bin noch Studentin, stehe noch nicht mit beiden Beinen im Leben und habe vor kurzem den Weg in die virtuelle Welt gewagt und teile (wenn ich es zeitlich schaffe) meine Gedanken und Gefühle, die mich auf meinem Weg im Studium begleiten.
Aber auch ich spüre jeden Tag mehr und mehr diese Verantwortung, die auf einem lastet, dabei habe ich keine großen Followerzahlen, das ist mir auch nicht wichtig. Mein Herz will eine Seite für mich, auf der ich mich auslassen kann, wenn ich dabei Menschen erreiche und sie an meinem Studentenleben teilhaben lassen kann, ist es natürlich um so schöner.
Mein Blog existiert mittlerweile seit März 2017 und bis heute traue ich mich nicht auf Instagram zu posten, denn die Befürchtung mich einer größeren Öffentlichkeit preiszugeben beängstigt mich dann doch.
Dein Artikel gibt mir neue Kraft und zeigt mir, dass es nicht nur mir so geht. Ich nehme das Bloggen zur Zeit, für mich persönlich, viel zu ernst, ich bin dann doch eher die Hobbybloggerin, anders kann ich es mit meinem Alltag auch garnicht verbinden. Viel zu groß ist auch die Angst, dass das Bloggen mein Privatleben beeinträchtigt, denn auch ich kenne die argwöhnischen Blicke und Kommentare, wenn das Thema angeschnitten wird.
Vielen lieben Dank für diesen schönen und ehrlichen Artikel.
Liebe Grüße,
Caro
Liebe Caro, vielen Dank für deinen Kommentar. Schön, dass Du dich im Artikel ein Stück weit wiederfindest. Ich habe meinen Blog zu Beginn auch nicht öffentlich gemacht und schon gar nicht mit Freunden geteilt. Aber mittlerweile bin ich viel überzeugter von dem, was ich hier tue und mache es ja auch einfach gern. Wer es nicht mag braucht es ja nicht lesen. Geh Deinen Weg und wenn es Dir Freude macht, mach weiter. Ich würde ja jetzt gerne mal bei Dir rein schauen. Viel Spaß weiterhin! Jule
Ein richtig toller Beitrag, in dem sehr viel Wahres steckt. Teile deine Gedanken und habe auch des Öfteren ein schlechtes Gewissen, wenn ich so viel vorm Schirm sitze. Aber es macht mir Spaß. Und kann es dann verschwendete Zeit sein? Wohl kaum. Außerdem entwickle ich mich dadurch auch sehr weiter. Und Schreiben ist einfach ein wunderbares Hobby. ❤ Danke jedenfalls, dass du diese Gedanken geteilt hast. ❤
Liebe Grüße
Julie
Hallo Julie, danke fürs Lesen und Kommentieren. Als Blogger ist es doch wirklich immer wieder schön, eine Rückmeldung zu bekommen. Du hast Recht, wenn man die Familie nicht komplett vernachlässigt profitieren sie ja auch von einer ausgeglichenen Mama, die Freude hat, an dem was sie als Hobby betreibt. Ich wünsche euch Dir weiter viel Freude!