Eltern sein – Paar bleiben
Als vor einigen Jahren eine Freundin mit zwei Kindern erzählte, dass sie vom Alltag genervt sei und es in der Beziehung nicht immer leicht ist, war ich irgendwie schockiert. Ich fragte mich, was die Leute sich denn nun alle vorstellten. Natürlich ist der Alltag anstrengend und sicher auch nicht immer leicht. Dass daran Beziehungen zu Bruch gehen können fand ich bis dato unmöglich. Hatte ich eher das Gefühl, dass zu schnell aufgegeben wurde.
Sicherlich hängt es von verschiedensten Faktoren ab, ob und wie weit Beziehungen durch Kinder ge- oder im schlimmsten Fall zerstört werden. Aber als Paar muss man einfach dauerhaft arbeiten. An sich und der Beziehung.
Mit einem Kind habe ich unsere Beziehung nie in Frage gestellt. Und nicht, daß ihr mich hier falsch versteht, ich hege auch heute keine Trennungsgedanken.
Kinder bestimmen einfach den Tag. Vor allem, seitdem wir zwei Kinder haben, dreht sich alles nur noch um sie. Das wollte man vielleicht nie. Man hat sich gewünscht, dass man es anders macht, als Andere. Aber es lässt sich nicht ändern. Die Beziehung wird auf die Probe gestellt. Man funktioniert. Als Team. Man hält -im besten Fall-zusammen. Und doch entfernt man sich oft.
Tipps für eine gute Beziehung
Auch ich habe meine Erfahrungen gemacht und mache sie tagtäglich neu. Immer wieder merke ich, wie wichtig im täglichen Familienleben eine gute Beziehung zum Partner ist. Neben dem Elternsein bleibt man eben auch immer noch Paar. Und es ist aber gar nicht so leicht, eine gute Beziehung auch zu halten. Denn sie hat sich mit der Zeit und auch durch die Kinder sehr verändert. Die Strapazen des Alltags machen es oft schwierig, sich neben den Kindern und sich selbst auch noch um den Partner zu kümmern. Es gibt Tage, da läuft es einfach gar nicht, und andere, da ist es wie am ersten Tag. Ich bin froh, dass ich den Chaosmann habe. Er hat mir nicht nur die bezauberndsten Kinder dieser Welt geschenkt, sondern ist einfach unersätzlich geworden.
Deshalb verrate ich Euch heute, was ihr tun könnt, um Euch als Paar nicht zu verlieren.
Reden
Das wohl wichtigste Mittel, eine Beziehung am Laufen zu halten ist Reden. Es gibt doch diesen alten Spruch „Nur wer spricht dem kann geholfen werden“. Und so ist es doch tatsächlich. Der Chaosmann sieht viele Dinge zum Beispiel gar nicht wie ich. Und wenn ich ihm meine Gedanken und Gefühle nicht mitteile, dann wird er auch nicht erfahren, wie meine Sicht auf die Dinge oder auf unsere Beziehung ist.
Der Alltag stresst. Jeden auf eine andere Art. Und dieser Stress ist das, was oft zu Auseinandersetzungen und Mißverständnissen führt. Die Nerven liegen manchmal blank. Man hat wenig geschlafen. Man hat vielleicht auch an manchen Tagen das Gefühl, man mache alles alleine. Auch darüber muss gesprochen werden, bevor es sich anstaut.
So ist es oft im Leben und in einer Beziehung ist es unheimlich wichtig, offen über da zu sprechen, was einen beschäftigt.
Zuhören
Nicht nur Reden ist wichtig. Hört Euch zu. Nehmt den Anderen und seine Bedürfnisse ernst und geht auf ihn ein. Zeigt Verständnis.
Respekt
Für alle Beteiligten ist der Alltag an vielen Tagen anstrengend. Meiner ist anstrengend, weil ich entweder ein Kind oder beide zu Hause habe. Der Tag verläuft nicht immer nach Plan und vor allem aktuell schlägt das Chaosmädchen sehr quer. Das bringt mich oft an den Rande des Wahnsinns und manchmal sitze ich weinend auf der Couch, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Diese Momente kennen sicher alle Mamas. Kennt ihr doch, oder?
Einkaufen, Haushalt, Wäsche, Kinder abholen, Kurse besuchen. Das alles stresst. Auch, wenn es oft nicht so klingt, aber es stresst.
Genauso stresst es aber den Chaosmann, den ganzen Tag zu arbeiten. Auch dort ist es anstrengend. Wenn auch anders. Wir brauchen also den nötigen Respekt vor dem Partner und dem, was er leistet. Wir können nie davon ausgehen, dass der Tag des Partners leicht war. Und so müssen wir auch respektieren, wenn am Ende des Tage jeder seine Zeit für sich braucht. Und zwar für sich alleine. Denn nur so gewährleisten wir, dass jeder seinen Akku auflädt und für die Familie da sein kann. Jeder ist ein Teil des großen Ganzen, den es zu respektieren gilt.
Sex
Ja, auch der gehört dazu. Sicher ist man mit Kindern oft müde, oder schläft vielleicht auch oft nicht alleine im Bett. Aber Mittel, Wege und Örtlichkeiten gibt es immer und die sollte man nutzen. Sex befreit, schweißt zusammen und tut gut.
Freiräume lassen
Neben dem Leben als Eltern und Paar sind wir alle immer noch Individuen. Jeder hat seine Bedürfnisse und Ansprüche. Bei mir ist es aktuell das Verlangen nach Sport. Ich muss raus. Etwas für mich tun. Das Bloggen hilft mir, nicht zu sehr im Muttersein zu versinken und es genießen zu können, weil ich darin meinen Ausgleich finde. Der Sport powert mich aus. Nicht, dass der Tag mit Kindern mich nicht schon genug fordern würde, aber der Sport macht mir den Kopf frei. Er macht mich noch müder und setzt zugleich neue Energie frei. Er hilft mir, mir wieder besser zu gefallen und meinen Körper wieder ein Stück mehr zu lieben. Auch das ist für die Partnerschaft wichtig. Mit sich zufrieden zu sein.
Gemeinsam statt alleine
Wer sich für Kinder entscheidet tut dies gemeinsam. Und so sehe ich es als Pflicht beider Elternteile, sich gleichermaßen um die Kinder zu kümmern. Dazu zählen aber nicht nur die Kinder sondern auch das ganze drumherum. Haushalt. Einkauf. Wäsche. Kochen. Es gibt Tage, an denen sich das Ganze ungleichmäßig verteilt. Aber das grosse Ganze muss stimmen. Es ist beim Chaosmann und mir Gott sei Dank von Beginn an selbstverständlich, dass jeder seine Teile erledigen muss, um das Konstrukt Familie am Leben zu halten. Sofern sich ein Elternteil dauerhaft um fast alle allein kümmern muss bekommt das Fundament Risse, die oft nicht zu kitten sind. Es sei denn, es ist für beide Partner in Ordnung so.
Es nehmen wie es ist
Dinge so zu nehmen wie sie sind, ohne ständig alles zu hinterfragen kann auch in der Beziehung helfen. Immer darüber nachzudenken, warum ein Tag gerade nicht läuft oder warum der Partner heute nicht gut auf mich zu sprechen ist, baut neuen Stress auf. Und „Reden ist zwar Gold“, aber manchmal eben auch verdammt anstrengend.
Als unser Leben mit Kind begann, habe ich oft von anderen Müttern gehört, dass sie sich das alles anders vorstellt haben. Stressfreier zum Beispiel. Mit mehr Raum für sich. Sie hätten nicht gedacht, dass sich das Leben derart ändert.
Der Chaosmann und ich hatten das Problem nicht, weil wir es einfach genommen haben, wie es kam. Wir sind in diese Veränderung hineingewachsen, ohne sie zu hinterfragen. Vorab haben wir uns zwar gefragt, wie es wohl werden wird, aber wir haben uns keine Ziele gesteckt, die es zu halten gilt. Wir haben uns nicht mit anderen Familien verglichen und lieber unser eigenes Ding gemacht.
Zeit zu Zweit
Etwas, daß wir beide viel zu wenig machen. Wir haben Oma und Opa leider nicht ums Eck und bisher auch keinen Babysitter. Das macht es schwierig. Und doch sehe ich es als absolut überlebenswichtig, sich ab und an Zeit nur für sich als Paar zu schaffen. Als wir neulich auf der Hochzeit waren, habe ich sofort gemerkt, dass eine gewisse Grundspannung zwischen uns aufgehoben war. Wir hatten uns ein Stück mehr lieb als den Rest des Tages. Einfach nur, weil unsere Kinder nicht dabei waren. Natürlich genießen wir die Zeit mit unseren Kindern, aber ab und zu muss man auch mal alleine durchatmen. Alleine zu Zweit.
Emotionen
Lächeln hilft fast immer. Und auch, wenn es hier gerade klingt, als sei das Leben mit Kind eine Vollkatastrophe, lasst Euch gesagt sein: Das ist es nicht. Es ist wunderschön und wertvoll. Eben einfach auch anstrengend. Oft hilft es zu lächeln. Wenn es richtig scheisse läuft: Lächeln. Nehmt es mit Humor. Das geht natürlich nicht immer. Aber oft. Humor hilft. Wie oft der Chaosmann und ich uns anschauen und laut lachen, weil unsere Kinder gerade mal wieder völlig am Rad drehen. Wie oft wir aber auch lächeln (oder in meinem Fall auch mal vor Freude weinen), weil einfach etwas wunderschön ist. Apropos Humor: Ich finde das romantische Bierglas auf unserem Foto sehr passend. Saugt die schönen Momente auf, genießt sie und sprecht es aus. Genauso ist es mit den schlechten. Lasst Emotionen zu. Lasst Tränen raus. Seid füreinander da.
Sich ansehen
An manchen Tagen merken wir erst mittags, dass wir uns noch nicht mal einen Guten Morgen gewünscht haben. Wir nehmen es mit Humor. Manchmal ist es eben einfach so. Aber, sich ab und zu bewusst anzuschauen hilft, den Partner nicht aus den Augen zu verlieren. Obwohl man sich oft einfach auf sich konzentriert, ist es wichig, den anderen im Blick zu haben. Sich gegenseitig zu fragen, wie es einem geht. Sich in den Arm zu nehmen und zu spüren, dass der andere da ist.
Keine Garantie
Natürlich sind all diese Dinge keine Garantie und auch der Chaosmann und ich wissen nicht was kommt. Wir entwickeln uns weiter. Jeder für sich. Und auch beide gemeinsam. Aber wir arbeiten an uns. Jeden Tag. In der Hoffnung, dass wir uns erhalten bleiben.
Habt Euch lieb!
Eure Chaos & Queen
9 comments
Wenn ich hier ein Bild hochladen könnte, würde es mich zeigen, wie ich mich vor Dir verneige!! Liebe Jule, das ist genau das, was ich 1. vor kurzem in einer Kur gelernt habe, wo ich wegen einem Bournout und Depressionen gelandet bin, weil ich nicht geredet habe und nicht abgeben konnte. Und 2. wir eigentlich schon immer wussten wie wir es machen sollten und grob auch schon gemacht haben.
Reden ist SO SO SO wichtig. Und Respekt. In vielen Familien fehlt er schon und es ist traurig anzusehen, wie diese kaputt geht. Wir machen es so: wenn mein Mann nach Hause kommt, trinken wir einen Kaffee zusammen und die Kinder gehe ins Zimmer. So können wir das erste schon mal klären und ich mir von der Seele reden.
Wir versuchen min. 1x im Monat eine Date zu haben. Nur wir beide. Essen gehen oder spazieren gehen oder Massage…. Wir werden schon von Freunden beneidet, weil wir es schaffen. ;)
Wir sind seit 11 Jahren zusammen und seit 2011 verheiratet. 2 Kinder 6 und 9 Jahre und einen Hund. Einen großen Hund ;) beide arbeiten wir und nebenbei noch Haushalt ectpp…. Aber mein Ziel ist es, nicht aufzugeben, hart an der Beziehung zu arbeiten und min. 50 Jahre glücklich verheiratet zu sein!!!
Liebe Grüße Deine Antje
Liebe Antje, danke für deine Worte und auch dafür ein paar deiner Gedanken hier zu teilen. Es ist als Paar nicht immer leicht und mittlerweile verstehe ich auch sehr gut, warum Beziehungen in die Brüche gehen können. Aber ich finde, wenn man alles dafür gibt, dass es gut bleibt, dann ist das ein wertvoller Schritt! Es freut mich, dass der Beitrag so gut bei Dir ankam. So viel Paarzeit wie ihr schaffen wir leider nicht, weil wir keine Aufpasser in der direkten Nähe haben. Leider. Aber wir tun unser bestes!
Hey Jule,
Danke für deine Antwort. Wir haben zwar meine Schwiegereltern in der Nähe, aber da versuchen wir auch nur im Notfall die Kinder zu deponieren. Selbst jetzt am Samstag gehen wir mit Freunden auf den Weihnachtsmarkt und unsere Nachbarin passt dann auf. Zum Glück sind unsere Kinder wirklich so pflegeleicht und so vertrauensvoll.
Würdest du in meiner Nähe wohnen, würde ich dir gerne helfen ;)
Wie alt sind deine Kinder ? Hast du keine Nachbarn/enge Freunde die aufpassen könnten??
Liebe Grüße ❤
Liebe Antje, unsere Kinder sind vier Jahre und 10 Monate alt. Klar haben wir Nachbarn und auch sehr liebe. Aber ich denke, da hat auch jeder seine Familie und seine Kinder und ich mag dieses Fragen nach Hilfe auch nicht so sehr. Wäre meine SChwester hier oder die Großeltern wäre das sicher etwas anderes. Irgendwie schaffen wir es ja trotzdem ab und zu. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Beziehung leidet. Irgendwie nehmen wir es so wie es ist. Diese Zeiten kommen wieder und bisher machen wir das ganz gut. Danke für Dein Hilfsangebot, so lieb!
Wahre Worte, die mich inspirieren die einzelnen Punkte gemeinsam mit meinem Mann anzugehen… Viele Grüße und alles Gute!
Liebe Katharina, ich freue mich sehr, dass der Beitrag Dich inspiriert und hoffe, dass ihr Euch als Paar behaltet/wiederfindet. Ganz liebe Grüße, Jule
[…] blogge ich über uns als Familie, über meine Kinder und auch über den Chaosmann oder unsere Beziehung. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, dass es störend ist. Für mich ist das Bloggen aktuell […]
[…] […]
Tut gut. Danke 😘