So schmerzhaft das Stillen anfangs war (und teilweise noch ist), und so sehr ich diese Abhängigkeit für die nächsten Monate hinterfrage…so habe ich nun auch die Kehrseite kennengelernt. Denn Frau (Mutter) muss auch mal A******** sein und den eigenen Nutzen daraus ziehen. Schliesslich kann der Mutter beim Stillen niemand das Wasser reichen. Wobei kann man das je? :-) Das Kind braucht in diesem Moment nur eine Person – Mama. Möge man sich oft reduziert fühlen auf die Brust mitsamt Inhalt und sich als „Milchbar“ titulieren….hat Mama ihr Kind in diesem Moment aber ganz für sich alleine.
Ich habe gehört, dass manche Mütter in den ersten Wochen Ihre Babys gar nicht auf andere Arme wandern lassen. Ich persönlich hatte mir vorgenommen, das nicht so zu handeln. Und bislang ist das theoretische Vorhaben in der Praxis auch geglückt (was man künftig vermutlich nicht immer behaupten wird). Omas, Opas, Onkel, Tanten und Freunde durften das Chaos- Mädchen alle schon halten….und den Neugeborenen Zauber ein Stück mitgenießen. Meist fällt es mir „leicht“, sie abzugeben, weil ich weiß, dass es zeitlich begrenzt ist.
Seit unserem Besuch beim Osteopathen letzte Woche, die sagte, dass Tilda Anpassungsschwierigkeiten durch Geburtsstress und Co. habe, fällt es mir etwas schwerer. Umso zeitlich unpassender war genau jetzt der dreitägige Besuch der Schwiegermama und des Chaos- Bruders, die in unserer beschaulichen Hütte übernachteten. Ich hatte schon vor der Anreise Probleme damit, weil ich es nicht nur für mich als „zu viel“ empfand, sondern auch für das Chaos- Mädchen.
Ich meine, sie ist gerade erst 4 Wochen alt, wir haben keinen Rhythmus und teils anstrengende Nächte…..Manche mögen das nicht so eng sehen und vor einigen Monaten hätte ich vermutlich auch noch anders gesprochen. Aber manche Mamas kann ich jetzt verstehen.
Ich sorgte mich durchweg um das Wohl der Kleinen….und wollte sie ungern von unterscheidlichen Stimmen, Gesichtern, Düften und Händern verwirrt sehen, während sie gerade mit der Anpassung „zu Hause“ kämpft. Ein zurück gabs aber nicht mehr. Also ließ ich es über mich ergehen, dass sie von vielen Händen angefasst, von vielen Augen angeschaut und von vielen Stimmen beschallt wurde……
Das Stillen hat mich gerettet!
Ich habe mich im „Abgeben des Kindes“ vorbildlich verhalten und Oma und Onkel genug Zeit mit Tilda gewährt. Aber ich wusste ja auch immer, dass ich spätestens zum Stillen die Maus wieder für mich hatte. Ist das egoistisch? Oder biestig? Kind weint…“ooohhh ich glaube sie hat Hunger….“….und schwupps kann keiner etwas entgegnen und das Kind ist bei der Mama. „Huch, sie hat wohl doch keinen Hunger…..“ …naja, ich lass sie trotzdem mal bei mir :-) Oder aber sie hatte Hunger und wurde gestillt…..Beim Stillen hat auch die Kleine Ruhe. Denn die meisten „gaffen“ dann schon allein aus Schamgefühl nicht die ganze Zeit oder reden mit ihr.
Neulich ist sie auf mehreren Armen hintereinander gewesen. Aber ich glaub, sie is nicht dumm. Tat so, als wolle sie trinken, kam zurück zu Mama, nuckelte dann aber nur kurz rum…sie wusste wohl, dass sie bei Mama vor fremden Armen erstmal sicher war. :-)
Und wenn es ganz schlimm ist….“hach sie is grad soooooo unruhig beim Trinken….ich glaub ich geh mal nach nebenan“. Ratzifatzi hat man nicht nur seine Ruhe, sondern auch intensive Minuten mit seinem Kind….und niemanden, der kontrolliert, wie lange sie trinkt und wie lange man danach vielleicht einfach nur kuschelt :-) Die Waffe einer Mutter eben. Und ich finde: Wir dürfen das!
Mütter stehen mit dem Stillen anfangs ziemliche Qualen durch. Mütter stehen generell Qualen durch. Man muss sich an Vieles gewöhnen und an der Aufgabe wachsen. Auch an das „Abgeben“. Daher ist dieser Egoismus legitim. Oder wie seht ihr das?
Eure Chaos & Queen
7 comments
Ich war und bin auch eine „Ego-Mama“ absolut nicht böse gemeint!
Wir als Mama haben das beste Gefühl für unser Kind KEINE Ommas, Tanten und wer auch immer.
Lass die beleidigten Mienen an Dir abprallen! Genau so eventuell dumme Texte.
Hätte ich gestillt hätte ich es GENAU SO gemacht wie DU. ;O)
Hör auf DEIN GEFÜHL und Deinen BAUCH.
Liebe Grüße Sarah
Hier hast du absolut einen Nerv getroffen. Ich habe das Stillen geliebt und wenn nicht irgendwann der Wunsch nach „Freiheit und Unabhängigkeit“ zu groß geworden wäre, vielleicht würde ich heute immernoch stillen (mein Kleiner wird 3 – bäh das find ich dann doch nicht so gut). Meinen Großen mußte ich von Anfang an alle 1,5 Stunden stillen, d.h. ich hab die ersten 3 Monate fast nur auf unserer Couch verbracht… und es genossen. Über die blöden Sprüche der anderen (der muss auch schreien – du verwöhnst ihn total – alle vier Stunden muss reichen) hab ich dann milde gelächelt und gedacht… redet ihr nur – ich hab ja keine Ahnung – ich bin ja „nur“ die Mutter.
Nimm dir alle Zeit der Welt mit deinem Baby und geniesst die Zeit zusammen wir ihr sie braucht. Viel zu schnell ist die Zeit um und die Kleinen sind groß.
GLG Simone
Du weißt ja, ich bin nicht so der Still-Fan. Finde es aber prima wenn es bei Anderen so easy peasy klappt. Und sein Baby so gar nie abgeben wollen, find ich total komisch. Wiederum denke ich auch, das es für so ein Würmchen zuviel ist von Arm zu Arm gereicht werden. Gerade wenn es vielleicht ein paar Startschwierigkeiten hat. Daher habe ich mich beim letzten Mal auch zurückgehalten ;). You know? Und bei aller Familienliebe….ich finde man sollte sich mit längeren Besuchen bei Neu-Eltern erstmal zurückhalten. Sich als Familie zu finden ist erstmal nicht so leicht. Gerade wenn die Nächte anstrengend sind. Ich hätte da als Besuch gar keine Lust drauf und würde immer denken ich störe. Was man ja auch tut. Aber nun habt ihr ja erstmal wieder Ruhe, oder? GlG!
Sehr interessante Sichtweise! Ich muss gestehen, ich war nicht so der Still-Fan. Ich weiß, es ist das Beste für’s Kind, deswegen habe ich es gemacht, aber ich fand diese Abhängigkeit nicht so gut. Thema „Milchbar“ ;-) Aber ich finde es toll, wenn Mamas das anders sehen und die Zeit total genießen können! Das ist ja auch wunderschön.
Ich kann dich total verstehen, dass du etwas vorsichtig bist, wenn Leute bei euch wohnen. Ich habe das nicht zugelassen und habe schnell gemerkt, dass Norea schnell alles zu viel wird. Wir waren im Dezember (da war sie 4 Monate alt) auf dem Weihnachtsmarkt abends, danach war sie nicht wiederzuerkennen, die Nacht war furchtbar. Seitdem hab ich sie wie unter einer Glocke gehalten. Ob das so gut war, sei dahin gestellt, aber die kleinen Menschen sind einfach total sensibel und da muss einfach genau hinhorchen.
Ich finde aber, du machst das richtig klasse!
Liebe Grüße,
Janina
ich gebe an ausgewählte personen sehr gerne ab und freue mich, wenn es den kindern bei leuten, die mir wichtig sind, auch gefällt im arm :) als meine mutter beim vorletzten besuch den großen direkt so „grabsch“ auf en arm nehmen wollte, hat er das erste mal gefremdelt und das fand ich gut… *hust*. nein, nix gegen meine mutter, aber ich fand das unmöglich, dass sie ihm keine zeit gelassen hat. er sieht sie 2-3x im jahr und in dem alter kann er sich doch noch gar nicht an sie erinnern. egal.
wir hatten übernachtungsbesuch, als der wutz 4 wochen alt war und beim zwuggel noch eher. jetzt beim wutz hat sich der besuch allerdings ein hotelzimmer genommen und das war super! wir haben gefrühstückt, alles halbwegs fertig gemacht und dann war die omi auch schon hier. kann ich nur empfehlen, den besuch auszuquartieren, wenns geht :-)
Ich gehöre zu denen, die ungern abgegeben haben und trotzdem habe ich es anfangs getan. B. hat relativ bald angezeigt, dass er das nicht möchte und für mich stand von vorneherein fest, dass ich mein weinendes Kind nicht abgebe – ausser an den Papa.
Lustigerweise hatte und habe ich bei der Hebamme, dem Kinderarzt, der Arzthelfern usw keine Probleme damit und B. auch nicht. Die gehen aber auch anders mit ihm um, respektvoller irgendwie und ohne Erwartung (Du musst mich mögen, ich bin die Oma, dutzidutzi).
Da alle Großeltern weit weg wohnen und somit „fremd“ sind und nicht zu den engen Bezugspersonen gehören erwarte ich da im Moment auch eine gewisse Zurückhaltung. Mit meiner Mutter klappt das schon sehr gut, die hat B. alle Zeit gelassen, die er braucht. Die Schwiegermutter hat sehr beleidigt reagiert, was meinen Beschützerinstinkt noch größer gemacht hat.
Daher kann ich dich natürlich sehr gut verstehen. Und ich kann dich nur darin bestärken, dir deine Auszeiten zu nehmen, wann immer du sie brauchst. Und wenn du sie mal nicht abgeben möchtest (weil sie müde ist, schubt, einfach Mama-Nähe braucht), dann lass es und habe kein schlechtes Gewissen.
Bald sind sie mobil und dann können sie von sich aus Kontakt aufnehmen mit wem und so viel sie wollen.
Liebe Grüße!
Ich verstehe dich – und Übernachtungsbesuch ist ja so schon manchmal anstrengend und dann noch mit Baby doppelt – da bin ich froh, dass wir derzeit eine leerstehende Wohnung von der Urgroßmutter haben – wo unser Übernachtungsbesuch schlafen darf. Nächste Woche haben wir auch schon wieder Besuch – aber da es meine beste Freundin ist und sie weiß, dass der Zwerg Vorrang hat, wird sie sich auch alleine beschäftigen und versorgen.
Grüße sonnenblume