Es sind Momente, die man als Mutter nicht herbeisehnt. Und doch kommen sie. Kleine Momente, die einem zeigen, dass das kleine Kind größer wird. Sich abnabelt. Eigene Wege geht. Zu einer selbstständigen Persönlichkeit mit eigenem Willen heranwächst.
Sie verändert sich. Wir verändern uns.
Das Chaosmädchen ist erst drei. Ich weiß. Und doch merke ich Veränderungen. An ihr. Und zwischen uns. Ganz heimlich schleichen sich diese Veränderungen zwischen uns. Und vergrößern den Abstand. Zwischen Mutter und Kind.
Kinder beginnen so früh, ihre eigenen Wege zu gehen und selbstständig zu werden. Sei es in der Phase „Ich alleine mach!“, mit dem ersten Tag im Kindergarten oder den ersten Schritten, für die sie Mamas Hand nicht mehr brauchen. Diese Zeiten liegen hinter uns. Und doch geht diese Phase wieder weiter.
Besonders während der Schwangerschaft nahm ich diese neue Phase wahr. Als das Chaosmädchen gemerkt hat, dass Mama nicht mehr immer und alles kann, was sie sich gerade wünscht. Sie hat immer Verständnis gezeigt. Dafür, dass ich sie nicht mehr tragen kann. Dafür dass Mama mal müde war. Oder mit dem dicken Bauch lieber am Tisch statt auf dem Fußboden spielen wollte. Und doch hat sie sich in dieser Zeit ein Stück von Mama entfernt und immer öfter den Weg zum Papa gesucht. Für mich war es traurig und zugleich so schön zu beobachten, wie die zwei miteinander sind.
Gedanken einer Mutter
Für mich ist es schwierig, dass ich mich in manchen Momenten nicht mehr so intensiv um sie kümmern kann wie vorher. Dass mein großes Mädchen auch mal warten muss. Und Mama sich nun um zwei Kinder kümmern muss. Natülich ist das sehr subjektiv. Denn Tilda bekam gerade in den ersten Tagen nach der Geburt der Miniqueen extrem viel Zeit und Zuwendung. Natürlich musste Emmi gestillt werden. Und gewickelt. Für Tilda scheint das eher selbstverständlich. Beim Wickeln hilft sie, sie wischt die Milchschnute der Miniqueen sauber, hält sie stolz auf Ihrem Schoß und ist eine wunderbare große Schwester. Dennoch fordert sie ihre Zeit und Aufmerksamkeit für sich ein. Und doch ist sie weiter entfernt, als sie es vor der Schwangerschaft war. Sie verlangt öfter nach Papa. Sie kuschelt weniger.Ja sie wird größer. Sie freut sich, alleine auf Kindergeburtstage oder nach der Kita zu Freunden zu gehen und betont „Heute gehe ich da ganz alleine hin. Ohne Mama. Ohne Papa. Und ohne Emmi.“ Sie genießt es, dass weder Mama und Papa dabei sind, aber auch, dass sie etwas für sich hat. Ohne, dass alle nach der kleinen Schwester schauen, die ja sooo niedlich ist. Aber wo bitte ist mein kleines Chaosmädchen, dass Tränen vergoß, wenn ich sie irgendwo „absetzen“ wollte? Wo ist das Mädchen, dass beim Sport verlangt, dass Mama mit rein kommt? Es ist auf einmal selbstverständlich, dass die Mama draußen wartet. Immerin darf ich zuschauen, das findet das Chaosmädchen toll und freut sich immer, wenn Mama dabei ist. Dann winkt sie und wirft mir Luftküsse zu und sie ist wieder ein Stück meine Kleine.
Mein Mädchen fehlt mir
An manchen Tagen fehlt sie mir. Besonders in der Anfangszeit mit der Miniqueen, als ich gesundheitlich angeschlagen war, die Brust schmerzte und die Mama schlichtweg nicht konnte. Papa hat in der Zeit einfach alles übernommen und damit einen neuen und engeren Bund geschlossen als vorher. Nicht, dass die beiden nicht immer schon sehr dicke waren, aber jetzt sind sie es noch mehr. Mama konnte eben nicht. So verbrachte das Chaosmädchen viel schöne und intensive Zeit mit Papa und war oft Stunden weg. Stunden, in denen sie mir fehlte. Stunden, die ich ausschließlich der Miniqueen widmete und dabei fast schon ein schlechtes Gewissen hatte – meinem Chaosmädchen gegenüber. Weil ich nicht konnte, wie ich wollte.
Das Chaosmädchen stand beim Karnevalszug nur wenige Meter von mir entfernt. Ich stand weiter hinten mit der Miniqueen in der Trage. Für die war es vorne zu laut und zu wuselig und Kamelle aufheben ging auch nur bedingt. Der Chaosmann übernahm also diesen Part. Und selbst in diesem Moment fehlte sie mir. Sie fehlte mir, obwohl sie vor mir stand. Sie fehlte mir, weil ich diesen Moment nicht aktiv mit ihr erleben konnte.
Der Chaosmann sieht das alles gar nicht so sehr. Er meint, dass Mama einfach immer Mama bleibt, womit er ja Recht hat.
Mama bleibt Mama
Mein liebes Chaosmädchen, manchmal fehlst Du mir. Ich hoffe, dass Du immer weißt, wie sehr ich Dich liebe. Du hast einen Platz in meinem Herz und ich bin immer für Dich da. Ich weiß, Du willst eigene Wege gehen, aber es wird immer gut sein zu wissen, dass es da jemanden gibt, der Dich immer nimmt wie Du bist. Und auffängst, wenn Du fällst. Der Deine Wunden versorgt, körperlich und mental. Der Dich wieder aufbaut, deine Krone richtet und Dich wieder auf den richtigen Weg bringt. Dieser jemand ist Deine Mama. Dieser jemand bin ich. Ich, die tagtäglich dankbar und glücklich darüber ist, dass es Dich gibt. So, wie Du bist. Denn egal, wie weit Du von mir weg sein wirst, uns verbindet immer etwas ganz besonderes.
Deine Chaosmama
2 comments
Da muss ich gar nicht mehr viel Schreiben. Du sprichst mir sooo aus dem Herzen. Ich habe nur die richtigen Worte nicht gefunden. Dein Text ist so schön. Mir geht es gerade genau so wie du schreibst. Der Große ist jetzt 3,5 Jahre. Der Kleine gerade 12 Wochen.
Liebe Susanne, es freut mich sehr, dass Du Dich in dem Bericht wieder findest. Scheinbar müssen wir früher lernen loszulassen, als uns das lieb ist. Ich merke das in so vielen Situationen. Alles hat natürlich auch was Gutes und es ist so spannend, diese Entwicklung zu beobachten. Aber traurig ist es eben auch irgendwie. Fühl Dich gedrückt und teile meinen Beitrag gerne, wenn er Dir gefällt.