Gerade in den letzten Wochen war bei uns -auch emotional- einiges los.
„Warum weinst du Mama“ fragt das Chaosmädchen. Manchmal antworte ich „Weil ich traurig bin“ und belasse es dabei. Ein anderes Mal gehe ich mehr ins Detail. Wie viele Gefühle aber sollten Eltern zeigen? Was ist richtig, was ist falsch. Dürfen Eltern vor Ihren Kindern weinen oder besser nicht? Wie viele Gefühle dürfen Eltern zeigen?
Emotionen zeigen vor den Kindern
Wer hier schon länger mitliest weiß, dass ich ein furchtbar emotionaler Mensch bin. Manchmal ein Stück zu emotional vielleicht. Ich weine oft. Gründe gibt es Viele. Manchmal ist etwas schön, manchmal auch traurig. Oder ich bin enttäuscht bin oder eben glücklich. Es gibt immer einen Grund, Tränen zu vergießen. So bin ich und so war ich immer schon. Durch die Kinder wurde die Emotionsgrenze allerdings noch ein wenig nach unten gesetzt. Das bedeutet, das Tränenfaß ist schnell voll und läuft noch schneller über.
Sicher habe ich diese Charaktereigenschaft von meinem Papa. Er ist auch so ein Emotionsbündel. Bei meiner Mama hingegen hat mir das als Kind oft gefehlt. Sie ist da ganz anders. Und ich weiß gar nicht, ob ich sie überhaupt jemals habe weinen sehen. Sie war eher der Typ, der keine Schwäche zeigen wollte. Und genau das habe ich mir als Kind ab und zu einfach gewünscht.
Weinen bedeutet keine Schwäche
Weinen bedeutet für mich keine Schwäche. Natürlich mag es dem ein oder anderen unangenehm sein, im vollen Kinosaal in Tränen auszubrechen. Oder in der Kita, wenn das eigene Kind einen Minipart in einer Aufführung übernimmt. Ich bin auch nicht immer stolz drauf.
Ich erinnere mich noch, dass ich kurz vor dem ersten Geburtstag des Chaosmädchens vor der Kita mit einer anderen Mutter sprach. Ich fing einfach an zu weinen. Voller Emotionen. Weil mein Baby so schnell groß wird. Weil der große Tag immer näher rückte. Weil die jetzt schon in die Kita geht. Ich ging nach Hause und schämte mich sogar ein wenig für diesen Gefühlsausbruch vor einer Wildfremden. Diese Mutter zählt heute übrigens zu meinen besten Freunden.
Aber was soll´s? Es ist keine Schwäche zu Weinen! Es ist echt. Es zeigt, dass wir leben und fühlen. Ich habe Anteil an dem, was passiert. Man sollte stolz darauf sein, wenn man seine Gefühle offen zeigen und ausdrücken kann.
Für den Gegenüber mag das manchmal schwierig sein. Für den Partner auch. Aber jeder Mensch ist anders. Und ich bin eben so. Genau so. Und so bin ich gut.
Die Reaktion der Kinder
Die Miniqueen ist noch viel zu klein, um Emotionen zu kommentieren vielleicht sogar, um sie wahrzunehmen oder gar zu verstehen. Wenn ich weine, reagiert sie in der Regel nicht.
Das Chaosmädchen hingegen mit ihren 4,5 Jahren bekommt oft mehr mit als man glaubt. Sie fragt nicht immer nach dem Grund, wenn ich weine. Mir ist aufgefallen, dass sie es oft einfach ignoriert. Sie nimmt es wahr, das sehe ich in ihrem Gesicht. Aber sie kommentiert es nicht. Nicht immer.
Es scheint, als könne sie manchmal nicht damit umgehen. Verständlich. Sie möchte nicht, das Mama traurig ist. Das ist auch okay. Aber dann, wenn es ganz schlimm ist, wenn ich schluchze und die Tränen kullern, dann wird sie aufmerksamer. Sie fragt „Warum weinst Du Mama?“. Manchmal lächelt sie und sagt „Guck mal Mama, da kullert eine Träne über Dein Gesicht“.
Es passiert selten, dass sie mich dann in den Arm nimmt, oder fragt, ob sie mir helfen kann. Wenn ich ihr sage, warum ich weine, dann lenkt sie oft vom Thema ab. Versucht damit vielleicht, mich auf andere Gedanken zu bringen. Vielleicht schützt sie sich auch selbst. Ich finde es ziemlich spannend.
Die richtige Dosierung
Ich denke, dass es auf die Dosierung der Gefühle ankommt. Aber auch das lässt sich nicht verallgemeinern. Es gibt sicherlich Fälle, in denen Trauer nicht einfach eingedemmt werden kann, bis die Kinder abends im Bett liegen. Ich finde es wichtig, dass Kinder auch traurige Eltern erleben. Oder Eltern, die streiten. So ist das Leben. So sind unsere Gefühle. So sind wir echt. Sich in schweren Situationen dauerhaft vor den Kindern zu verstellen finde ich nicht nur anstrengend, sondern auch nicht hilfreich. Abgesehen davon nehmen die Kinder viel mehr war als wir manchmal glauben.
Nur durch wahre Emotionen lernen Kinder den richtigen Umgang. Sie lernen dadurch auch sich selbst und Ihre Emotionen besser kennen. Kinder lernen durch genau diese Erfahrungen. Sie sehen, dass es okay ist, zu weinen. Ich möchte nicht, dass meine Kinder sich schämen, wenn sie weinen.
Die Kinder lernen von uns. Zum Beispiel auch, dass schöne Erlebnisse zu Tränen rühren können und das Weinen nichts Schlimmes bedeutet. Schon gar keine Schwäche.
Wie gehen Eure Kinder mit Trauer und Emotionen um?
Lustigerweise hatte Janina neulich so ziemlich zeitgleich das gleiche Thema bei sich zu Hause. Deshalb verlinke ich gerne Ihren Artikel dazu. Klickt doch mal rüber.
Eure Chaos & Queen
3 comments
Liebe Jule!
Wieder mal ein schöner Text.
Mit Junior hier ist es ähnlich. Er schaut mich dann an, manchmal fragt er auch, warum ich weine oder traurig bin. Er nimmt mich auch schon mal in den Arm, kann aber genauso schnell das Thema wechseln. ob zu seiner Ablenkung oder meiner weiß ich nicht.
Aber ich finde es auch wichtig, die Emotionen nicht vor den Kindern zu verstecken. Von wem sollen sie lernen, zu ihren Gefühlen zu stehen, wenn nicht von uns?
Liebe Jule,
ich kann dir nur zustimmen!!
Indem ich meine Emotionen zeige, zeige ich meinem Sohn auch das ich auch nur ein Mensch bin und außerdem sieht er das es ok ist zu weinen bzw. seine Gefühle zu zeigen.
Natürlich gibt es Dinge über die ich nicht mit ihm rede, er ist 4 und soll das auch sein.
Aber ich möchte das er lernt und auch spürt das er ernst genommen wird mit seinen Sorgen, Emotionen und auch Freuden und dazu gehört auch das ich so was mit ihm teile.
Das Bewusstsein dafür bekommt er nicht wenn ich so tue als ob immer alles eitel Sonnenschein ist.
Liebe Grüße Nicole
Hey, ich finde es toll, dass du offen mit deinen Gefühlen umgehst. Und das auch hier schreibst. Und ich bin der gleichen Meinung, dass es Kindern grundsätzlich nicht schadet, wenn Eltern Emotionen zeigen. Allersings bin ich der Überzeugung, dass schlimm weinende Eltern die Kinder eher verunsichern. Meine sind im gleichen Alter und irgendeine Art von Verständnis kann man da glaube ich nicht erwarten. Echt sein ist gut und auch ich weine mal vor meinen Kindern. Allerdings glaube ich sollte man versuchen die Ausbrüche im Rahmen zu halten. Liebe Grüße!