Hier kommt er nun endlich, mein Beitrag zum Thema Mobbing unter Kindern. Motiviert durch Bella von Familie Berlin, ihn endlich zu veröffentlichen. Er schlummerte nun lange Zeit in meinen Entwürfen.
Mobbing unter Kindern
Seit einiger Zeit beschäftigt mich ein großes Thema – Mobbing bei Kindern. Ich frage mich, wo fängt es an. Und wo hört es auf? Was macht es mit (m)einem Kind und wie kann ich als Mutter helfen? Mein Kind stark machen?
In diesem Sommer wird das Chaosmädchen in die Schule kommen. Natürlich weiß ich, dass ich sie nicht vor allen Situationen schützen kann. Aber Mobbing ist ein Thema, was mir dabei tatsächlich etwas Bauchschmerzen bereitet. Das Chaosmädchen ist stark, kann ihren Willen zeigen und kommunizieren. Und doch wirkt sie in einigen Situationen hilflos und wortkarg. Stiller als ich sie kenne. Zurückgezogen. Traurig. Irgendwie schwach.
Wo fängt Mobbing an?
Nicht leicht zu beantworten. Ich beobachte. Mein Kind. Andere Kinder. Gruppen, in denen es spielt. Situationen, die sich ergeben.
Ich trockne Tränen, gebe Ratschläge, bin für sie da. Doch manchmal bin ich ratlos. Mir schnürt sich die Kehle zu, mir fehlen Worte. Ob meine Umarmung reicht?
Das Chaosmädchen hat einen starken Charakter. Grundsätzlich müsste ich davon ausgehen, dass sie nicht so einfach zum Mobbingopfer wird. Weil sie sich wehren kann. Eine starke Persönlichkeit ist. Und dennoch passiert es. Denn zu Mobbing zählt laut Sicher & Stark nicht nur das Beschimpfen oder Beleidigen, sondern auch das Ausgrenzen oder Ignorieren.
Kinder im Alter des Chaosmädchens glauben in der Regel an das Gute im Menschen. Deshalb ist Mobbing für sie schwer zu fassen. Nicht zu begreifen. Und für uns als Eltern schwierig zu vermitteln. Trotz regelmäßigem Ausschluss aus einer Gruppe sieht das Chaosmädchen in diesen Kindern ihre Freunde.
Ich warte auf den Moment, in dem sie begreift, was passiert. Den Moment, in dem ihr Bauchgefühl sagt, was richtig ist und was nicht. Dass sie sich genug wertschätzt, und sich für derartige Spielchen zu schade ist. Sie muss eigene Erfahrungen sammeln, Dinge selbst erkennen und Entscheidungen treffen. Ich möchte sie nicht beeinflussen.
Was ich als Mutter tun kann
Es gab einige Monate, da hat mich diese Situation sehr mitgenommen. Regelmäßig ein weinendes Kind auf meinem Schoß. MEIN Kind. Verständnislos für das war ihr passiert. Ausgrenzung. Ignoranz. Mobbing. Das geht ans Herz.
Als Mutter kann ich Situationen oft besser einschätzen als mein Kind. Und doch lasse ich das Chaosmädchen über Freunde und Kontakte selbst entscheiden. Manchmal weint mein Mamaherz. Weil sie nicht behandelt wird, wie sie es verdient. Weil sie ausgeschlossen wird. Und an anderen Tagen wieder eingeschlossen. Weil man nicht nett zu ihr ist. Ein stetiger Wechsel. Es wirkt wie Tritte oder Schläge. Nur mental.
Ja, es macht mich wütend. Auf andere Kinder. Und Eltern. Wenn diese das Verhalten unterstützen und Ihre Kinder nicht zurechtweisen. Wenn weder Eltern noch Kinder darüber nachdenken, wie ein anderes Kind sich bei derartigen Erfahrungen fühlt. Sich nicht in die Lage versetzen, wie das eigene Kind sich fühlen würde. Traurig.
Unsere Aufgabe
Die Aufgabe von uns Erwachsenen liegt nicht nur darin, unser eigenes Kind zu beschützen und zu stärken, sondern auch darin, unseren Kindern Werte zu vermitteln. Und Sozialverhalten. Ein gesundes Miteinander. Toleranz. Nächstenliebe. Reflexion. Wie würde das eigene Kind sich fühlen? Als Außenseiter? Was würde man dem eigenen Kind raten? Und genauso sollten sie den Kindern ein Sozialverhalten vermitteln, das Mobbing verbietet.
Langsam beginnt auch das Chaosmädchen zu begreifen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Etwas merkwürdig ist. Es Kinder gibt, die sich immer wieder an ihr auslassen. Worte sagen, die verletzen. Sticheln. Sie nicht dabei haben wollen. Ausschließen. Ignorieren.
Sie wird still. Verschlossen. Manchmal traurig. Ich fange sie auf.
Kinder sind Kinder
Kinder sind Kinder. Manchmal tun sie mir leid. Sie geben oft weiter, was man zu Hause kommuniziert und vorlebt. Oft merken sie nicht, was sie anrichten. Manchmal schon. Und sie tun es dennoch. Grausamkeiten.
Es gab Zeiten, da hat das Chaosmädchen ständig meine Hilfe gefordert. Weil sie selbst nicht weiter kam. Das war okay für mich. Sie hatte es schwer. Als Mutter für mich eine Selbstverständlichkeit.
Ich war da, wenn sie Tränen vergoß, sie saß auf meinem Schoß. Ausgegrenzt. Ich versuche, Situationen zu begreifen, die man nicht begreifen kann und dem Chaosmädchen ein guter Zuhörer zu sein. Jemand, auf den sie sich verlassen kann. Bei dem sie sich zu jedem Zeitpunkt geborgen fühlt. Immer willkommen als der Mensch, der sie ist. Denn sie ist wundervoll. Ich ergreife Partei für mein Kind. Mein Kind, das sicher nicht makellos ist. Mein Kind, das auch mal böse Worte sagen kann. Schreit und haut und beißt.
Was ich meinem Kind vermitteln möchte
Man muss nicht jeden mögen. Man muss auch nicht mit jedem Spielen. Aber bitte auch kein Mobbing. Mobbing ist grausam, richtet Schaden an. Manchmal für den Rest des Lebens.
Ich hoffe, dass ich meinen Kindern genug Toleranz und Respekt vermitteln kann, um Situationen dieser Art zu lösen. Ich hoffe, dass sie durch eigene Erfahrungen gelernt hat, wie sich Mobbing anfühlt.
Sie soll selbst erkennen, wen sie mag und wen nicht. Die Wichtigkeit von Freundschaft schätzen. Sie soll lernen, auf Ihren Bauch zu hören. Situationen aus dem Weg zu gehen, die sich nicht gut anfühlen. Stark sein. Und auch mal schwach. Sehen, dass manche Kinder es leider nicht gut mit einem meinen. Mut haben, Hilfe zu holen.
Stärke liegt nicht nur darin, Dinge alleine zu regeln sondern auch darin, sich im richtigen Moment Hilfe zu holen. Weil man erkennt, dass man selbst zu schwach ist.
Ich finde es schrecklich, dass bereits Kinder in so jungen Jahren Mobbingerfahrungen sammeln müssen. Kinder, die eigentlich unbeschwert spielen sollten.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Mobbing?
4 comments
Ein wundervoller Text!
Mein Kind ist sozusagen Opfer und Täter… Bei ihm wurde ADHS und eine Teilhochbegabung diagnostiziert, die ihn einfach anders sein lässt. Kinder kommen mit ihm nicht klar und er nicht mit Ihnen. Bei Rätselspielen nimmt er so ungewöhnliche Dinge, dass die Kinder keine Lust mehr haben und oft wird er ausgeschlossen oder geärgert, weil er anders ist. Er wird beleidigt, entweder mit Schimpfwörtern oder wegen seiner Hautfarbe, angespuckt, Stifte werden zerbrochen, Lügen erzählt, etc. Dadurch flippt er unheimlich schnell aus und schlägt zu, die Lehrer können es auch nicht verstehen und sehen nur seine Verhaltensauffälligkeiten. „Sie müssen die anderen Kinder schützen“. Eltern haben den Lehrern gesagt, ihre Kinder sollen nicht neben meinem Sohn sitzen, seitdem sitzt er allein hinten. Es ist wirklich sehr schwer und ständig bekomme ich Anrufe aus der Schule oder von Eltern, teilweise auch wegen Nichtigkeiten. Wir haben alles schon durch, Heilpädagogik, Spieltherapie, Ergotherapie, Sozialkompetenz, jetzt sogar Medikation… Leider kann ich die Denkensweise der anderen nicht ändern, also bleibt uns jetzt nur noch ein Neuanfang in einer anderen Schule.
Ich wünschte mehr Eltern und Lehrer würden das Miteinander und Werte vermitteln so sehen, dann gäbe es auch viel weniger Konflikte. Stattdessen wird über Kinder am Essenstisch hergezogen und in ihrer Meinung ermutigt, dass man nicht mit dem Kind spielen soll.
Dieses Zuckerbrot-und Peitsche-Prinzip war bei mir zu Hause an der Tagesordnung. Schon sehr früh musste ich lernen, für mich zu sorgen, vor allem emotional. Ein Beispuel:ich habe mich sehr an Außenstehende geh@ngt. Meine Kindergärtnerin wollte damals unbedingt mit mir alleine reden, sie hatte vor umzuziehen, weil ihr Mann in Köln eine neue Stelle hatte. Ich hab gesagt“Ok, dann komme ich mit“ich war vier und wollte it meiner Kinderg@rtnerin umziehen, weil ich zuhause nicht geliebt wurde. Weil ich dachte, die Aufmerksamkeit, die sie mir schenkt, ist Liebe. Ich habe bestimmt etwas mehrbekimmen, als andere Kinder, weil. Ich sensibel, schüchtern, empathisch war und es offensichtlich war, wie sehr ich leide. Mein Leid nahmen Ende, als mein Vater starb und doch leide ich noch heute unter alldem. Ich war immer das Opfer, überall, sogar an dem Ort, der mir Sicherheit geben sollte. Das das natürlich auch heute noch in meinem. Leben eine Rolle spielt, muss ich wohl nicht groß erzählen. Oft trigger mich Verhalten oder Worte, das Verhalten anderer mich so sehr, dass ich wieder das Opfer bin. Und da nicht so leicht rauskommen. Aber ich bin Mutter, möchte ein Vorbild sein und werde wieder Therapie machen, für mein Kind, aber vor allem für mich, denn ich weiß, ich bin stark, ich bin großartig, ich leiste Tolles als Alleinerziehende, ich bin liebenswert und wer das ich erkennt, hat in meinem. Leben nichts zu suchen. Ich bin kein Opfer mehr
[…] Chaos and Queen […]
Das hast du toll geschrieben. Ich sehe es genauso wie du und hoffe dass ich es ähnlich umsetzen kann, sollte es bei uns der Fall sein.
Liebevoll auffangen und da sein, zu hören und Tipps geben.
Es ist sicher schwer das Kind zu haben das dass Opfer ist, anders herum ist es sicher genauso schwer das Kind zu haben das austeilt und vor allem die Augen offen zu halten und sensibel genug sein um wahrzunehmen was da gerade los ist.
Kommunikation ist ein bei den „kleinen“ wichtig.