Vor einer Weile habe ich Euch ja in meinem Beitrag berichtet, dass das Chaosmädchen einen Rückfall hatte, was das Trockenwerden angeht. Ich habe hin und her überlegt, in mich rein gehorcht, mir Einiges an Tipps und Anregungen angehört und dann für mich bzw. gemeinsam mit dem Chaosmann entschieden, wie wir versuchen, dem Chaosmädchen zu helfen.
Heute ist das Ganze schon wieder so weit weg. Und trotzdem möchte ich Euch noch sagen, wie das Ganze ausgegangen ist.
Der Ansatz
Ich lese keine Ratgeber, wie ich in meinem allgemeinen Beitrag über unsere Erziehungsmethode ja schon erwähnte. Trotzdem bin ich immer offen für Neues. Neue Ansätze im Umgang mit meinen Kindern. Ich habe mir diverse Tipps und Meinungen angehört und diese für mich hinterfragt. Nicht alles stieß bei mir auf Begeisterung. Denn ich habe in meinem damaligen Beitrag ja bereits erwähnt, dass ich mit Drohungen und Konsequenzen kein gutes Gefühl hatte.
Natürlich bin ich auch keine Supermutter. Und natürlich rutschen mir ab und zu Sätze raus mit „Wenn…dann“. Aber ich reflektiere. Ständig.
Umso dankbarer war ich für Anregungen einer lieben Freundin, die mir wirklich viele, viele Ideen in den Kopf gebracht haben. Der Gedankenaustausch führte zu guten Gesprächen mit dem Chaosmädchen. Das Ergebnis waren kurz danach drei Tage ohne „Pipiunfälle“.
Aufmerksamkeit schenken
Nach wie vor vermute ich, dass das Chaosmädchen mir durch das erneute Einnässen etwas sagen wollte. Sie wollte sich mitteilen, vielleicht sendete sie sogar einen kleinen Hilferuf ab. Sie wollte Aufmerksamkeit. Ungeteilt. Zumindest denke ich das. Denn so gut das Chaosmädchen auch kommunizieren kann, würde sie das nie direkt aussprechen. Bei ihr muss man immer den richtigen Moment abpassen für Gespräche.
Zunächst dachte ich, dass ich ihr diese geforderte Aufmerksamkeit besser vorenthalte. Ich überlegte, sie sich selber umziehen zu lassen, wenn die Hose nass ist. Meine Überlegung: Wenn ich ihr die Aufmerksamkeit schenke, die sie braucht, wird sie weiter machen, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erhalten.
Heute denke ich, dass dieser Ansatz falsch war. Und genau das war auch der Ansatz meiner Freundin.
Man überlege bitte, was die Ankunft eines Geschwisterchen für eine Dreijährige, oder grundsätzlich für ein Kind bedeutet. Es wirft einfach alles um. Den sicheren Hafen, den Platz in der Familie. Das ganze Konstrukt. Es sei ihr verziehen, dass sie dadurch ein wenig aus der Bahn gerät, ihren Platz finden muss. Es sei ihr verziehen, dass sie unsicher ist und sich sortieren muss.
Unsere Lösung
Was habe ich also getan? Ich habe dem Chaosmädchen Zeit gewidmet. Dabei habe ich ihr erklärt, dass ich sie verstehe. Ich habe ihr gesagt, dass ich denke, dass sie mich manchmal vermisst. Natürlich weiß ich, dass sie ihre kleine Schwester lieb hat, aber doch muss sie Mama manchmal teilen. Ich habe ihr erklärt, dass ich als Mama immer versuche mit beiden Mädels genug Zeit zu haben. Dass ich Angst habe, dass eine meiner Töchter zu kurz kommt. Mit dem Chaosmädchen habe ich vereinbart, dass sie nicht in die Hose machen muss, damit Mama Zeit für sie hat. Stattdessen habe ich ihr erklärt, dass wir nun eine Absprache haben.
Die Absprache
Unsere Absprache bestand also darin, dass das Chaosmädchen mir und dem Papa signalisert, wenn sie exklusive „Mamazeit“ oder „Papazeit“ braucht. Sofern das in diesem Moment machbar ist, setzen wir das um. Ist es gerade nicht machbar, müssen wir das Chaosmädchen vertrösten. Diese Absprache klappte gut. Das Chaosmädchen hat in einigen Situationen ganz klar geäußert, dass sie Mamazeit haben möchte. Diese hat sie dann auch bekommen. Mal bestand sie in Lesezeit, mal war es Zeit zum Kuscheln und ein anderes Mal musste Mama mit ihr auf der Hüpfburg springen.Dem Chaosmädchen tat das sichtlich gut. Auch mir als Mama mindestens ebenso. Es war schön zu sehen, wie klar das Chaosmädchen ausdrücken kann, wann sie Mama braucht.
Fazit zum Trockenwerden
Mit etwas Abstand kann ich Euch nun erzählen, wie ich das Ganze heute sehe. Aber etwas ganz entscheid
Nach wie vor denke ich, dass das Chaosmädchen das „Pipi- Problem“ aufgrund der Geburt der kleinen Schwester begonnen hat. Das hätte sie nie geäußert, weil sie die Miniqueen abgöttisch liebt. Aber es macht Sinn. Und es ist nicht schlimm.
Ihr in diesem Falle die gewünschte Aufmerksamkeit zu schenken war für uns die beste Lösung. Es bedeutet nicht, dass das die einzig sinnvolle Methode ist. Aber es klappte besser als irgendwelche Androhungen. Das Chaosmädchen wirkte entspannter. Ich fühlte mich besser. Ab und zu musste ich sie daran erinnern, dass sie ihre Mamazeit einfordern kann.
Ich fand es gut, dass wir so mit ihr gesprochen haben. Sie ist auch einfach schon weit genug, um Dinge zu besprechen und zu begreifen. Und genau das ist die Lösung für so vieles: Sprechen. Aufeinander zugehen. Füreinander dasein. Sich respektieren. Verständnis zeigen. Sich lieben und achten. Und Hinterfragen. Das Warum. Das klappt natürlich nicht immer und auch ich bin oft am Rande der Verzweiflung, aber es schafft eine wunderbare Basis für so Vieles.
Das „Pipi- Problem“ hat sich dann erstmal ausgeschlichen. Einfach so. Zumindest diese extreme Phase. Heute ist es so, dass es durchaus ab und an vorkommen kann, dass mal etwas in die Hose geht. Mit fast 4 finde ich es zwar schade, weil sie schon eine ganze Weile trocken ist, aber es ist eben auch nicht dramatisch. Grundsätzlich klappt es. Meist geht es dann schief, wenn sie im Spiel mit Anderen beschäftigt ist. Wenn sie das aktuelle Spielgeschehen nicht verlassen möchte, weil sie Angst hat, etwas zu verpassen. Sie möchte nicht wiederkommen und eine neue Spielsituation vorfinden. Und ich freue mich, dass wir es auf eine ruhige Art angegangen sind.
Viele Situationen muss man einfach nehmen, wie sie sind. Es ergibt sich. Stresst Euch nicht. Richtet Euch nicht nach Anderen. Aber bleibt -wie so oft- offen für Ratschläge, für Experimente in der Erziehung, für Neues. Nur so kann man sich entwickeln und wachsen. Und einander begleiten. In manchen- für alle- nicht immer einfache Zeiten.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Eure Chaos & Queen
4 comments
[…] laut, weil sie unsere Aufmerksamkeit möchte. Dann sagt sie nicht, sie möchte ein Buch lesen oder Mamazeit. Dann wird sie immer lauter in Ihrem Spiel, beim Singen, Tanzen. Manchmal spielt sie ein Tier und […]
[…] laut, weil sie unsere Aufmerksamkeit möchte. Dann sagt sie nicht, sie möchte ein Buch lesen oder Mamazeit. Dann wird sie immer lauter in Ihrem Spiel, beim Singen, Tanzen. Manchmal spielt sie ein Tier und […]
das habt ihr gut gelöst. unsere tochter sagt es von selbst, wenn sie die mama braucht sie sagt „mama, kuscheln!“ und klettert auf meinen schoß. (in die hose geht trotzdem noch manchmal was, wenn sie beim spielen nicht dran denkt, ich schimpfe aber nie..)
Hallo Mara, danke für Deinen Kommentar. Ach, bei uns geht ja auch immer noch was daneben. Aber ich denke es geht ein wenig um den grundsätzlichen Umgang. Ich habe schon so einige andere Ansätze gesehen und das kann einem ja fast das Herz brechen. Auch ich habe schon mal geschimpft, wenn ich weiß, dass es sich vermeiden ließ. Aber wenn der GRundsatz stimmt ist meiner Meinung nach alles gut. Niemand ist perfekt.