Gedanken zur Erziehung
Über die Erziehung meiner Kinder zu schreiben hatte ich bisher immer abgelehnt. Zu unterschiedlich sind die Meinungen und zu schnell wird man verurteilt für seine Art und Weise der Erziehung.
Momentan jedoch mache ich mir vermehrt Gedanken über unsere Art der Erziehung. Was läuft gut, was kann man besser machen? Wobei ich das Wort „erziehen“ hart empfinde, je mehr ich darüber nachdenke. Vielmehr begleiten wir unsere Kinder doch beim Größerwerden, beim Heranwachsen und beim Entdecken der Welt.
Meine Gedanken betreffen aktuell hauptsächlich das Chaosmädchen. Das mag auch mit dem Rückfall zu tun haben, von dem ich neulich berichtete.
Ich weiß noch, dass der Chaosmann und ich am Frühstückstisch saßen, zu einer damals noch kinderlosen Zeit. Ich glaube, ich war gerade schwanger mit dem Chaosmädchen. Irgendwie hatte ich Fragen im Kopf. Fragen zur Erziehung unseres ungeborenen Kindes. Damals fragte ich „Muss unser Kind am Tisch sitzen, bis alle fertig sind? Oder darf ein Kind aufstehen, wenn es fertig ist?“
Kindererziehung ist Intuition
Bis heute frage ich mich, warum mich diese Fragen damals so beschäftigt haben. Dabei bin ich heute der Meinung, dass ganz viel in der Kindererziehung Intuition ist und sich oft von selbst ergibt. Vom Mutterherz geleitet. Was bin ich froh, dass Mutter- und Vaterherz bei uns ähnlich ticken und es dabei kaum Auseinandersetzungen gibt.
Ich weiß noch genau, wie ich als Kinderlose oft geurteilt habe. Über die ein oder andere Mutter, die ihrem Kind gegenüber laut wird. Über die Mutter, deren Kind sich im Supermarkt daneben benimmt, weil es unbedingt ein Überraschungsei möchte. Oder auch über die Mutter, die sich zu einem völlig austickenden Kind hinunterkniet und versucht, in aller Ruhe mit ihm zu reden. Während das Kind schrie und schlug, blieb die Mutter ganz ruhig: „Erklär mir mal, was los ist Schatz. Ich weiß gerade gar nicht, wie ich Dir helfen kann und warum Du so weinst!“. So oder so ähnlich. Damals -kinderlos- konnte ich diesem Verhalten nichts abgewinnen. Ich war der Meinung, Mama und Papa sagen, wie der Hase läuft und so wirds dann auch gemacht. Ein bockiges Kind ging für mich damals gar nicht und diese „Eiteitei-Kopfstreichelmethode“ noch viel weniger.
Damals dachte ich: Man kann es auch übertreiben!
So begleiten wir
Heute übertreibe ich. Denn auch ich versuche weitestgehend ruhig mit meinem Kind zu sprechen. Ich ertappe mich, wie ich mich zu meinem Kind knie und in ruhigem Ton frage „Was ärgert Dich gerade Schatz?“ und bin auf einmal diese Mutter von damals. Aber hat man sich nicht ohne Kinnder so Vieles vorgenommen, was man heute anders macht?
In vielen Momenten verstehe ich mein Kind besser, als ich es je gedacht hätte. Ich verstehe sie so oft. Ihren Ärger, Ihren Frust, Ihre Tränen. Ich versuche ihr zu vermitteln, dass ich sie verstehe und, dass ich bei ihr bin, sie begleite und unterstütze.
Ich lese keine Ratgeber. Ich kenne keine Erziehungsmethoden aus Lehrbüchern. Wir haben für uns einen guten Weg gefunden. Einen Weg, der sicherlich immer ausbaufähig ist. Deshalb bin ich froh, offen zu sein für Vorschläge und Tipps, die ich von anderen bekomme. Ratschläge, die ich kinderlos sofort abgeblockt hätte. Denn manchmal helfen sie tatsächlich.
Grundsätzlich denke ich, man sollte auf sein Herz hören. Es gibt Tage, da habe ich abends das Gefühl, völlig versagt zu haben. Tage an denen ich nicht die Mama war, die ich gerne sein möchte. Aber, was werden unsere Kinder in Erinnerung halten? Was wird sie prägen? Sicher nicht diese einzelnen Tage, sondern die Liebe, der Respekt und das Verständnis, mit dem wir Ihnen grundsätzlich lich tagtägentgegentreten.
Verständnis, Liebe und Respekt schließen aber nicht aus, dass es diverse Grenzen und Regeln gibt. Deshalb stehe ich hinter einer Erziehung, die beides kombiniert.
Ich bin da
Ich möchte, dass meine Kinder wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Wenn meine Kinder fallen, sich verletzten oder aus anderen Gründen weinen, möchte ich die Mutter sein, die sie in die Arme nimmt. Und wenn sie am Tag zehn Mal fallen, werde ich sie genauso oft trösten. Ich mag es nicht, weinende Kinder zu ignorieren oder Verletzungen weg zu reden oder zu lächeln. Wenn mein Kind mich braucht, dann bin ich da. Und ich hoffe, dass meine Kinder das auch in vielen Jahren noch wissen.
Starke Nerven und mehr Gelassenheit
Ich bin keine Übermutter. Wer kann das schon von sich behaupten? Auch meine Nerven liegen oft blank. Auch ich bin manchmal müde. Und auch ich werde meinen Kindern gegenüber ab und zu laut. Ja auch ich habe Tage Minuten, da sehne ich mich nach Ruhe und Zeit für mich. Die Erziehung der Kinder kann nicht immer harmonisch laufen und es funktioniert auch nicht immer, dem Kind auf Augenhöhe zu begegnen. Ich als Mutter möchte auch nicht alles ausdiskutieren, was für mich teilweise indiskutabel ist. Es gibt Dinge, die sind, wie sie sind. Weil Mama und Papa das sagen. Man kann wirklich nicht in jeder Situation die Ruhe bewahren, aber es hilft, wenn man sich eine ruhige Basis schafft und sich immer wieder besinnt, was man möchte und was nicht.
Das Grundrezept
Da mag es Theorien geben noch und nöcher, in der Realität sieht es dann doch oft anders aus. Keine Mutter und kein Vater kann sich davon frei machen, nicht auch mal am Ende seiner Kräfte zu sein und nicht einfach mal die Nerven blank liegen zu haben. Wichtig ist das Grundrezept der Erziehung: Liebe Respekt und Verständnis.
Meine Wünsche
Ich für mich wünsche mir noch etwas mehr Gelassenheit. Noch etwas mehr Verständnis für meine Kinder. Ich wünsche mir ein wenig mehr Kindsein für mich selbst und ein wenig mehr Zulassen des Kindseins für meine Kinder. Ich wünsche mir mehr Momente, in denen ich mit meinem Kind auf Augenhöhe bin. Mehr Momente, in denen ich meinen Kindern die Welt erkläre. Und auch mehr Momente, in denen ich mir die Welt aus Sicht meiner Kinder erklären lasse. Denn Ihre Sichtweise ist wunderschön.
Nur so ist es möglich, meinen Kindern die Mutter zu sein, die sie brauchen. Die Mutter, die sie durchs Leben führt und zu wundervollen, herzlichen Menschen erzieht. Zu Menschen, die diese Liebe später an ihre Kinder weitergeben.
Zu diesem Thema habe ich bei Mini and Me einen wundervollen Beitrag gefunden, aus dem man viel Wertvolles mitnehmen kann. Viele meiner Ansichten in der Erziehung finden sich übrigens beim Attachment Parenting Prinzips wieder. Das war mir bisher total fremd. Schön, dass Gespräche mit Freunden den Horizont immer wieder erweitern. Deshalb wird es zu diesem Thema wird es ganz bald einen Gastbeirag geben auf den ich mich sehr freue.
Wie läuft die Kindererziehung bei Euch?
Eure Chaos & Queen
10 comments
[…] unsere Erziehung denke ich ja grundsätzlich viel nach und reflektiere viel Geschehenes. Momentan grüble ich aber […]
[…] etwas unsicher. Es kam einfach zu überraschend. Wie so viele Situationen im Leben mit Kindern. Kindererziehung ist ein schwieriges Thema und Sexualität dabei ein wichtiger […]
[…] und habe Dir erklärt, dass ich das nicht möchte. Das klappt nicht immer, aber in unserer Erziehung versuche ich so ruhig wie möglich zu bleiben. Das klappt nicht immer. Ich bin auch nur ein Mensch, […]
[…] In unserer Kindererziehung ist es uns wichtig, mit unseren Kindern zu reden, sie zu sehen und -soweit möglich- zu verstehen. Das passiert nicht immer sofort. Oft kommt das Verständnis für etwas Passiertes viel später. In seltenen Fällen gibt es gar keine logische Erklärung für das Verhalten und dementsprechend auch wenig Verständnis. […]
[…] einfach nicht gehen und unsere Kinder das auch irgendwie lernen müssen. Oder? #reallife und so. Kindererziehung ist wirklich nicht […]
[…] lese keine Ratgeber, wie ich in meinem allgemeinen Beitrag über unsere Erziehungsmethode ja schon erwähnte. Trotzdem bin ich immer offen für Neues. Neue Ansätze im Umgang mit meinen […]
[…] selbst bin immer offen für Neues was die Erziehung angeht. Verbessern kann man sich sicher immer, wenn man reflektiert und täglich an sich arbeitet. […]
[…] […]
Bedingungslose Liebe und das Vertrauen, dass mein Kind immer sein Bestes gibt. Das beziehe ich nicht auf Leistung sondern, dass ich weiß, dass er mir nie schaden oder verletzen möchte. Seine Bereitschaft zur Kooperation stelle ich nicht infrage. ❤
das wünsche ich mir auch. Leider finde ich werden Kinder schon viel zu früh dem Druck der Schule etc ausgesetzt und kriegen wenig Zeit zum Kind sein :-( aber wir haben leider keine Wahl. Go with the flow …