Ich habe in meinen letzten Beiträgen sehr viel darüber geschrieben, dass mein Kind mich provoziert. Das ist auch so. Aber das ist auch nicht jeden Tag so.
Unsere Kindererziehung
In unserer Kindererziehung ist es uns wichtig, mit unseren Kindern zu reden, sie zu sehen und -soweit möglich- zu verstehen. Das passiert nicht immer sofort. Oft kommt das Verständnis für etwas Passiertes viel später. In seltenen Fällen gibt es gar keine logische Erklärung für das Verhalten und dementsprechend auch wenig Verständnis.
Es gibt auch die Tage, an denen in Sachen Erziehung und Verständnis mal gar nichts geht. Tage, an denen ich mir nichts sehnlicher wünsche als ein paar wenige Minuten für mich. Es sind die Tage, an denen ich nicht gelassen sein kann und mein Kind mich provoziert. Die Gründe dafür sind völlig unterschiedlich. Mal bin ich übermüdet, mal gestresst und mal empfinde ich das Chaosmädchen als furchtbar laut, provozierend und anstrengend. Damit bringt sie mich auf die Palme. Auch, wenn ich das möchte, bringe ich nicht immer die nötige Ruhe auf. Manchmal kann ich Ihre Gefühlsausbrüche nicht einfach aushalten. Ich interagiere, bin selber aufbrausend, emotional und manchmal auch laut. Aber darüber habe ich bereits berichtet und darum soll es heute auch gar nicht gehen.
Wie wir Eltern richtig reagieren
Viel mehr soll es heute darum gehen, wie wir Eltern uns verhalten, nachdem wir uns unserem Kind gegenüber falsch verhalten haben. Nachdem wir aus der Hose gesprungen sind und vielleicht sogar unser Kind angeschrien haben. Unser Kind, das oft Opfer unseres Stresses wird. Unser Kind, das meistens nichts dafür kann, wenn Situationen eskalieren und einfach nur gefrustet ist über etwas, das gerade nicht nach Plan läuft. Denn unsere Kinder sind in der Regel nicht das Problem. Wenn ich gestresst bin oder müde. Genervt und einfach ohne Geduld. Wenn mein Kind nicht hört und auch einfach nicht kooperiert. Oft liegen die Ursachen ganz woanders.
Wichtig bei alledem ist, Situationen zu reflektieren. Das hilft uns nicht nur in dem Moment, sondern auch für viele weitere Situationen.
Warum wir uns entschuldigen sollten
Kinder sehen und fühlen Situationen ganz anders als wir. Sie haben einen anderen Blickwinkel und auch unseren Stress können sie weder teilen, noch verstehen oder deuten. Müssen sie auch nicht. Ein gutes Beispiel, wie unsere Realität aussieht und wie die Realität unserer Kinder ist mein Beitrag „An was erinnerst Du Dich?“
Oft beschäftigt Kinder das Geschehene ebenso wie uns. Nur merken wir das meist nicht. Es passiert tief im Innern. Aber wir können durch eine Entschuldigung ein wenig Aufräumen. Für uns. Aber auch für unsere Kinder. Sie müssen wissen, dass sie nicht Schuld sind, wenn wir aus der Haut gefahren sind. Sie sollen wissen, dass es uns leid tut.
Hätten wir uns als Kinder nicht über derartige Worte unserer Eltern gefreut? Und lernen unsere Kinder aus unseren aufrichtigen Entschuldigungen nicht viel mehr auch für sich? Denn wie oft wird eingefordert, dass Kinder sich entschuldigen sollen. Kinder, die oft gar nicht verstehen, warum und auch solche, die sich gar keiner Schuld bewusst sind. Einen sehr interessanten Beitrag dazu findet ihr bei Geborgen Wachsen.
Die Reaktionen der Kinder
Das Chaosmädchen war ganz verwundert, als ich mich nach dem letzten Mißverständnis entschuldige. Sie drückte mich feste an sich. Ein Zeichen dafür, dass es okay ist. Und ein wenig auch Erleichterung über meine Worte. Ein Seufzer, der zeigt, dass sie sich Gedanken gemacht hat. Gedanken, die belasten. Das müssen sie nicht. Nicht, wenn wir Erwachsene es schaffen, uns auch bei unseren Kindern zu entschuldigen. Denn nur, weil wir Erwachsene sind, heißt es nicht, dass unsere Kinder das ertragen müssen.
Sicher muss ihnen gezeigt und gesagt werden, dass wir Eltern menschlich sind und nicht perfekt. Dass wir auch mal wütend, sauer oder traurig sind. Meine Kinder sollen Emotionen kennen. Aber sie sollten sich nicht schlecht fühlen, weil ich als Mutter Fehler mache.
Entschuldigt Euch bei Euren Kindern. Es tut allen gut.
Dieses eine Zitat sagt über die ganze Situation so viel. Wie denkt ihr denn darüber?
"Eine Entschuldigung kann man nicht einfordern, sondern nur erbitten. Auch wir Erwachsene können und sollten uns bei unseren Kindern entschuldigen: wenn etwas anders gelaufen ist, als geplant, wenn wir zu gestresst oder genervt waren, wenn wir sie angeschrien haben. Wir sind in den ersten Jahren das Vorbild für das Verhalten im Konfliktfall und auch dafür, wie man wieder zueinander findet. Wir können unsere Kinder um Entschuldigung bitten und sollten dann Ihre Antwort abwarten. Denn wir können auch ein Verzeihen nicht einfordern. Auch Kinder haben das Recht darauf, einfach einmal enttäuscht oder sauer zu sein."
Eure Chaos & Queen
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15 comments
Ich entschuldige mich beinahe täglich bei Claire: Wenn ich wieder geschrien habe, grob war oder sie unfair behandelt habe…. Dabei erkläre ich, warum ich sie reagiert habe und, dass es nicht ok ist. Meistens mache ich das abends während unserer Kuschelzeit, weil sie dabei recht aufmerksam ist. Ich finde das wichtig, damit sie einerseits sieht, dass wir Eltern auch Fehler machen, aber eben auch auf Augenhöhe sind….
OHJA;
ich entschuldige mich wirklich viel. Finde es auch gut, aber trotzdem geht dieser Kloß erst einmal nicht weg. Nun ja, ich wachse jeden Tag und vertraue darauf, dass dies nicht aufhört.
Lieben Gruß
Man fühlt sich nie gut nach solchen Auseinandersetzungen, aber ich finde es wichtig, dass die Kinder diesen Umgang mit Streit und Entschuldigungen lernen und sehen, dass wir uns nicht immer als etwas „Höheres“ sehen.
Hallo,
ein schöner Artikel! Ich finde, wenn man sich falsch verhalten hat, sollte man sich entschuldigen. Viele sehen das aber so, dass das nicht für Kinder gilt. Doch auch bei ihnen (oder vielleicht gerade bei ihnen?) sollten wir dies tun!
Liebe Grüße, Lisa
Danke für deinen Kommentar Lisa. Schön, dass der Beitrag Dir gefällt und Du es ähnlich siehst!
Oh jaaaa…. ganz ganz wichtiges Thema find ich ! Und ich glaube einige machen sich da auch gar nicht so die Gedanken dadrum! Wir entschuldigen uns auch bei unseren Kindern! Wie du schon sagst , wir Eltern leben vor , und wie soll ein Kind „lernen“ das Entschuldigen von Herzen kommt und nicht weil man das machen „muss“? Daher find ich es auch verkehrt wenn Kinder quasi gezwungen werden sich zu entschuldigen !
Lg Nike
Danke für Deinen Kommentar und den Einblick auf Deine Sicht!
Wir Entschuldigen uns auch – ich finde das gehört bei Kindern genauso dazu wie bei allen Menschen mit denen ich lebe und die mein Leben berühren. Auch die Kassiererin, der ich die Karte zu langsam gegeben habe oder der Fußgänger dessen Weg ich blockiert habe. Miteinander statt Gegeneinander ist das Stichwort.
Liebe Sabine, es ist schön zu sehen, wie selbstverständlich das für einige hier ist. Das hatte ich gar nicht so erwartet. Viele finden das vielleicht auch übertrieben. Danke Dir!
Liebe Jule,
danke für deinen Bericht! Genau so sollte es doch sein!
Gegenseitiger Respekt, Wertschätzung & sich die Zeit nehmen um Konflikte anzusprechen und zu klären ist so wichtig und prägend in der frühen Kindheit! Sie können es nur lernen wenn man es ihnen richtig vormacht!
Liebste Grüße
Annika
Danke für Deine Worte Annika!
Spannendes Thema. Du machst das sicherlich alles richtig für euch. LG alu
Liebe Jule,
Ich entschuldige mich immer, wenn ich unfair oder laut war. Manchmal früher, manchmal, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist. Finde es total wichtig!
Berdien
Natürlich entschuldigen wir uns als Eltern auch, wenn es notwendig ist. Das ist finde ich sehr wichtig.
Ich muss wirklich zugeben, dass mir das nicht leicht fällt, mich zu entschuldigen. Ich habe es selbst nicht gelernt (weil meine Eltern es nicht besser wussten) und so ist es tatsächlich jedes Mal eine Überwindung für mich, mich zu entschuldigen. Aber du hast so Recht: Wir sind Vorbilder! Deswegen werde ich es immer wieder versuchen und hoffe, dass es irgendwann ganz normal ist.
Ganz liebe Grüße,
Janina :-*