Es gibt Tage als Mutter, da wünscht man sich nichts sehnlicher als einige Minuten. Für sich. Als Frau. Als Mensch. Einfach so. Zum Nichtstun, Nichtssagen, Kaffeetrinken. 5 Minuten. Oder auch 10.
Einen solchen Tag hatten wir neulich. Die Nacht war schrecklich. Das Chaosmädchen war sehr oft wach, hat geträumt und geweint und Mama konnte kaum ein Auge zu machen. Schließlich ist sie in mein Bett gekrabbelt. Als sie endlich eingeschlafen war und ich auch ein wenig schlafen wollte, meldete sich die Miniquen. Der normale Wahnsinn.
Und ja, ich weiß natürlich, dass ich mir das alles ausgesucht habe. Und ja, ich liebe meine Kinder und meine Familie mehr als alles andere. Aber es gibt eben auch Tage wie diesen im normalen Mütterdasein. Diese Tage sind selten. Aber es wäre gelogen zu sagen, sie seien nicht da.
Es sind die Tage nach dieser Nacht, die mir manchmal zu schaffen machen. Ich sehne mich nach einem Moment Ruhe. Ruhe, die ich gar nicht mehr kenne. Meinen Kaffee trinken. In Ruhe. Aber an genau diesen Tagen ist es mir einfach nicht gegönnt. Das Chaosmädchen spielt plötzlich keine Minute mehr alleine. Es weicht mir nicht von der Seite und bombardiert mich mit Ihren Worten. Viele Worte. Ohne Punkt und ohne Komma. Ich möchte nicht viel. Nur 5 Minuten. Wirklich nur 5. Oder auch 10. Das würde mir reichen an diesen Tagen.
Aber „Mama, ich habe Durst“ reißt mich aus dieser Träumerei, diesem Wunsch nach Ruhe und Zeit für mich. Nur heute. Ich liebe das Familienleben. ich liebe meine Kinder. Ich hole ein Glas Wasser und möchte nur kurz verschnaufen. Wirklich nicht lange. 5 Minuten. Oder auch 10. Die Miniqueen hat auch Durst. Ich stehe also wieder auf und mache die Flasche. Kein Problem. Kinder gehen vor. Immer.
Das Chaosmädchen möchte geschminkt werden. Auch diesem Wunsch komme ich nach. Während ich die Schminke hole spricht sie in einer Tour. Sie ist wirklich süß. Und sie spricht toll. Dieses süße Lispeln. Sie erzählt tolle Geschichten. Aber an diesen Tagen wünsche ich mir kurz einen Schalter. Zum Ausschalten. Nur für 5 Minuten. Oder auch 10. Das würde mir reichen.
Das Chaosmädchen hat Hunger. Klar, hat sie Hunger. Ich mache ihr was zu Essen. Schade, die Miniqueen schläft gerade so schön. Das wäre der richtige Moment, sich selber kurz zu setzen. Nur 5 Minuten. Oder auch 10.
Das Chaosmädchen hat gegessen. Ich bin immer noch müde. Die Miniqueen leider nicht mehr. Sie ist wach. Ihr scheint langweilig. Sie strahlt mich an und sucht nach Beschäftigung. Das Chaosmädchen natürlich auch. Also wird auf der einen Seite die Miniqueen beschäftigt und bespaßt. Auf der anderen Siete der Krabbeldecke mache ich mit dem Chaosmädchen ein Puzzle. Kinder gehen vor. Immer.
Irgendwie geht der Tag weiter. Mit „Ich hab Durst“, „Ich hab Hunger“, „Kann ich Schokolade?“ „Warum nicht?“ „Darf ich jetzt Schokolade?“ „Warum nicht?“
Als das Schokoladenthema geklärt ist, kommt die nächste Frage: „Mama, darf ich Stups den kleinen Osterhasen gucken auf dem Handy?“ Ehrlich Leute, den hören wir aktuell ungefähr 100x am Tag. Ich kenne es auswändig. Das Chaosmädchen auch. Na gut, einmal noch. Ein letztes Mal. Wirklich nur einmal. Sicher! Die Frage des Chaosmädchens wiederholt sich wie so viele Ihrer Fragen. Sie könnte diesen Hasen 10 Stunden in Dauerschleife hören. Diesen kleinen Hasen, der von seinem Stuhl kippt. Von dem kippe ich glaube ich auch gleich, wenn ich nicht 5 Minuten für mich habe. Oder auch 10.
Ich verschwinde auf die Toilette. Aber an diesen Tagen ist mir auch das nicht gegönnt.
„Mama, wo bist Du?“
„Auf der Toilette“
„Oben oder unten?“
„Sch….kann ich nicht wenigstens in Ruhe auf die Toilette gehen?“
Ich bleibe also nicht länger als nötig. Danach mache mir endlich einen Kaffee und setze mich. „Mama, ich bin fertig.“ schallt es aus nun dem Bad. Das Chaosmädchen musste wohl auch mal. Ok, ich stehe also wieder auf.
Abends bin ich immer noch müde. Ich schlafe mit einem Ohrwurm von Stups dem Osterhasen ein und dem Gefühl auch heute wieder alles gegeben zu haben. Denn Kinder gehen vor. Immer.
Und Morgen habe ich bestimmt 5 Minuten. Oder auch 10. Nur für mich.
Eure Chaos & Queen
6 comments
Es wird besser. An einem anderen Tag.
Und die Tage mit gegönnter Pause werden mehr. Bei uns nach ca. 4 Jahren.
Davor half manchmal eine Hörspiel-CD einlegen und sich auf die Kuschelmatratze legen. Der Große spielte auf meinem Körper Auto, die Kleine kuschelte.
Und eigentlich ist es ja auch schön. Nur halt nicht, wenn man selbst so verdammt müde ist. Da hätte man gerne mal fünf Minuten für sich. Oder zehn.
Danke, ich fühle mich gerade so verstanden!
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Es geht einem ja nicht jeden Tag so, aber immer mal wieder gibt es solche Tage. Ich finde das normal, aber dennoch anstrengend. Schön, dass Du Dich in meinen Texten wiederfindest!
[…] und Verständnis mal gar nichts geht. Tage, an denen ich mir nichts sehnlicher wünsche als ein paar wenige Minuten für mich. Es sind die Tage, an denen ich nicht gelassen sein kann und mein Kind mich provoziert. Die Gründe […]
[…] endlich problemlos die Augen geschlossen hat. Einen ähnlichen Artikel gab es hier schonmal über die wenigen Minuten, die Mama sich manchmal […]
*umarmundmitfühl*
ich hab gehört, es wird besser, wenn sie ausziehen *lach*