Neulich, da war so ein Tag. Oder auch zwei. Da konnte ich nicht mehr. So gar nicht mehr. Alles war mir zu viel. Wo dieses Gefühl herkam kann ich schwer beschreiben. Aber es war da, es erdrückte mich und hielt mich fest. Es nahm mir die Luft zum atmen.
Ich dachte nach.
Mama kann nicht mehr
Ich habe keine Ahnung, wie sich ein Burn-Out anfühlt. Gott sei Dank keinen Schimmer, was eine Depression mit einem macht. Aber ich habe Sensoren und die schlugen Alarm. „STOP!“ schrien sie.
STOP. Aber was nun?
An diesem Tag war mir jede What´s App zu viel, jedes längere Gespräch. Ich hatte einfach keine Energie, schleppte mich irgendwie durch den Tag. Nicht einmal Sprachnachrichten abhören wollte ich. Am Liebsten hätte ich geschlafen. Mich unter einer Decke verkrochen und die Welt um mich herum mal kurz vergessen. An diesem Nachmittag plante ich NICHTS. Einfach NICHTS. Und es tat unglaublich gut. Den Kindern und auch mir.
Jeder hat Tage, an denen es nicht mehr geht. Jede Mutter fühlt sich ab und zu überfordert mit Ihrer Rolle, ihrer Verantwortung und der Last, die sie tagtäglich trägt. Viele geben das vielleicht nicht zu.
Aber es ist viel, was man leistet. Nicht nur körperlich sondern viel mehr auch mental.
Der Alltag als Energiefresser
Manchmal sind wir wie kleine Maschinen. Tagtäglich spulen wir unser Programm ab. Dabei merken wir oft gar nicht, was wir damit leisten. Und was es mit uns macht. Die Leistung des Chaosmannes möchte ich damit auch gar nicht schmälern, nur scheint er nicht so an seine Grenzen zu kommen. Ich schon.
Es wäre gelogen zu sagen, dass die Betreuungssituation mir nicht in irgendeiner Form zusetzt. Ein wenig über unseren Alltag ohne OGS Betreuung habe ich bereits geschrieben. Mehr Zeit miteinander bedeutet auch mehr Konfliktpotential und ganz unabhängig davon ist das organisatorische „Drumherum“ einfach eine Zusatzbelastung im Kopf.
Ich sitze im Auto und fahre von der Arbeit nach Hause. Ich sitze aber nicht einfach im Auto, denn eigentlich rasselt in meinem Kopf immer schon die To-Do-Liste für den Tag und manchmal auch für die kommenden Tage. Dann fühle ich mich wie ein kleiner Computer.
Mein Kopf raucht von all den Dingen, an die ich denken muss. Glücklicherweise habe ich noch nie mein Kind an der Schule vergessen, aber Geburtstage oder Termine verschwitzen kommt hier aktuell des Öfteren vor. Das bringt mich zum Nachdenken. Über Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Meine Energiereserven sind leer.
Wieso ticken Frauen da so anders als Männer?
Ich habe einen Mann an meiner Seite, der sich gleichermaßen um alles kümmert. Jeder hat bei uns seine Aufgaben und die sind gut verteilt. Während ich morgens bereits im Büro sitze, versorgt er beide Kinder und bringt sie zu Kita und Schule. Er kauft oft ein, kümmert sich mit mir um den Haushalt. Ich bin keine Ehefrau, die alleine steht. Nie.
Und dennoch habe ich immer genug und manchmal auch zu viel zu tun. Das tägliche Pensum ist einfach viel. Arbeit, Einkaufen, Essen machen, Hausaufgaben betreuen, die Miniqueen abholen. Und das alles in einem gewaltigen Tempo. Dabei versuche ich diese Schnelligkeit nicht auf die Kinder zu übertragen. Während das Chaosmädchen Hausaufgaben macht schiele ich manchmal nervös auf die Uhr. Ich möchte sie nicht stressen, aber irgendwann müssen wir die Miniqueen abholen.
Es sind oft diese Dinge in meinem Kopf, die mich belasten. Das Gefühl und die Verantwortung, die Familie zusammenzuhalten, Termine koordinieren.
Strategiespiel Leben
Ich fühle mich immer wieder wie im Strategiespiel. Ziel: Überleben.
Letzte Woche habe ich den Chaosmann angerufen und gesagt „Ich bin einfach eine Granate!“ „Warum?“ hat er gefragt. Und ich sagte „Weil ich die Bücher zur Bücherei gebracht habe und NICHT nachzahlen musste.
Keine Ahnung, ob das lustig ist. Aber so ist mein Leben. Manchmal schaffe ich es 2 Wochen nicht ein verfluchtes Retourpaket zurück zu senden und fühle mich wie die Königin, wenn es endlich versandbereit in meinem Flur steht. Noch besser fühle ich mich, wenn es dann auch den Weg zum Paketshop geschafft hat. :-)
Wie machen andere das?
Mein hoher Anspruch an mich selbst
Natürlich liegt viel dieses Stresses begründet in meinem hohen Anspruch an mich selbst. Hier noch ein Karnevalskostüm und da noch bei einer alten Freundin melden. Ich hatte noch nie den Anspruch die Beste zu sein oder anderen zu zeigen, dass ich cool bin. Ich vergleiche mich nicht oder zumindest sehr selten.
Mein Kopf hat einfach immer schon unglaublich viel gearbeitet und von mir abverlangt. Meine Gedanken waren oft immer schon weiter als es mein Körper war. Manchmal zu weit und damit mir selbst immer ein Stück voraus. So wird das Tempo dauerhaft angezogen.
Nicht „Nein“ sagen können, wenn man um Hilfe gebeten wird gehört zu einer schönen Eigenschaft von mir. Die schätze ich auch sehr und die macht meine Persönlichkeit aus. Wie aber schafft man die Balance, sich selbst dabei nicht zu verlieren?
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Wir wirkt man dem Ganzen entgegen?
Diese Frage stelle ich mir natürlich auch ganz dringlich. Schließlich möchte ich noch eine Weile gesund bleiben. Einige Dinge habe ich mittlerweile gelernt und erhalte andere Anregungen in Gesprächen mit Freunden.
- Was mir immer und in jeder Lebenslage hilft ist Sport. Das ist nicht jedermanns Sache, aber es gibt sicher auch andere Hobbies, die Stress ausgleichen können. Manche schwören auf Yoga.
- Ruhe: Die nehme ich mir viel zu selten, habe es mir für dieses Jahr aber sehr vorgenommen. Ab und zu wirklich mal abschalten. Fernseher aus lassen, wieder mal ein Buch lesen. Diese Woche habe ich damit angefangen und fand es wundervoll.
- Handy weg! Das Chaosmädchen durfte letzte Woche an zwei Nachmittagen mein Handy in eine Schublade legen. Es durfte nur als Kamera heraus geholt und genutzt werden. Das hat den Vorteil, dass man sich wirklich und zu 100% auf das konzentriert, was man tut. Egal ob Haushalt oder spielen mit den Kindern. Der Haushalt geht schneller und das Spielen mit den Kindern einfach viel intensiver
- Deligieren. Das muss ich lernen. Dinge abgeben. Den Chaosmann bitten, Dinge zu übernehmen, die mich belasten und unter Druck setzen.
- Runterfahren. Einen Gang zurückschalten. Überlegen, was es wirklich wert ist. Was MUSS sein und was eben nicht
- Egoismus: Einen gesunden Egoismus entwickeln und sich selbst nicht vergessen bei all der Fürsorge für Andere.
Immer daran denken: Wir haben nur dieses eine Leben. Und ICH möchte das LEBEN!
Habt ihr Tipps für mehr Achtsamkeit im Mamaalltag?
Eure Chaos & Queen
6 comments
Tipps habe ich leider keine für dich, aber ich nehme diesen Post jetzt als Anregung selber wieder zu mehr Achtsamkeit zu finden. Danke dafür
Sehr sehr gerne. Bei mir sind das immer Vorhaben, die im Alltag nicht lange halten. Ich wünsche dir aber viel Erfolg.
Liebe Jule,
schöne Worte hast Du gefunden! Es ist nie einfach und es kommt immer anders als man denkt! Mamas da draußen haltet durch! Gut das man sich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen lässt und wenn doch braucht es nur eine gute Idee, wie Du es geschafft hast! Alles Gute weiterhin!
Liebe Jule,
Tolle Worte hast du gefunden und bist dabei wie immer authentisch und so offen und ehrlich. Tu dir was Gutes, mache das was du dir vorgenommen hast und es kommt die Energie zurück.
Fühl fich fest gedrückt und umarmt
Judith
Du sprichst mir aus der Seele. Ich glaube jede Mama kennt diese Momente wo einfach alles zu viel ist. Vorgestern habe ich nach Monaten mein Auto geputzt und dachte dann „jetzt hab ich mein Leben im Griff“ . So fühlte es sich an. Dann musste ich selbst drüber lachen.
Wie gut, dass Du Ideen hast um dem allen entgegen zu wirken. Das schafft nämlich auch längst nicht jeder ♡
Gruß Sandra
Danke für Deine Worte!