Und dann begann diese Mutter Ihren Satz mit „Fang damit bloß nicht an…!“
Zuerst habe ich gedacht, ich reagiere über und es war ja auch eigentlich gar nicht schlimm, dass sie Ihre Meinung kund tat. Grundsätzlich habe ich gar nichts dagegen, wenn Mütter sich austauschen. Im Gegenteil. Ich freue mich immer über gute Ratschläge und kann ja selber entscheiden, was ich am Ende damit mache. Manche nehme ich an. Andere verwerfe ich. Über wieder andere denke ich eine Zeit nach oder probiere es einfach aus, wenn ich unsicher bin.
Ich selbst bin immer offen für Neues was die Erziehung angeht. Verbessern kann man sich sicher immer, wenn man reflektiert und täglich an sich arbeitet. Hier konntet Ihr zum Beispiel ein wenig über Attachment Parenting lesen, was mir früher gar kein Begriff war.
Wer mich nervt
Was mich nervt sind Mütter, die Ihr Kind zum Standard machen. Ich meine damit: Weil ihr Kind abends nur schlafen kann, wenn es stundenlang von der Mama geschuckelt wird, rät sie jeder anderen Mutter davon ab, jemals damit anzufangen. „Fang damit bloß nicht an! Bei uns ist es nämlich jetzt so…“
Es ist schön, wenn Mütter Ihre Erfahrungen weiter geben. Vielleicht können Sie damit ja jemandem helfen. Auch ich erzähle gerne von unseren Erfahrungen. Aber es muss doch nicht so wertend sein, oder? Reicht nicht ein neutraler Erfahrungsbericht? Was bei der einen Mutter im Disaster endete, kann bei der anderen Mutter ganz anders aussehen. Meine Erfahrung bleibt eben immer noch meine Erfahrung und eine andere Mutter mit einem anderen Kind wird mit genau demselben Verhalten eine völlig andere Erfahrung machen. Oft zumindest.
Jedes Kind ist anders
Jede Mutter genauso. Kann nicht jede Mutter mit Ihrem Kind eigene Erfahrungen sammeln? Nur weil das eine Kind nun abends stundenlang geschuckelt werden muss, kann es bei dem anderen Kind ja auch bewirken, dass es binnen weniger Minuten einschläft. So ist es zum Beispiel oft bei der Miniqueen.
Beim Chaosmädchen hingegen haben wir wirklich oft händchenhaltend am Bett gesessen und gehofft, dass sie endlich die Augen schließt. Irgendwann fanden wir uns dabei albern. Aber ob man dem Kind eine Einschlafhilfe ist und wie diese aussieht, soll doch bitte jeder für sich entscheiden.Das aber nur als Beispiel des großen Ganzen. Denn es ist ja nicht nur das „Schlafen“, was viele Mütter thematisieren und damit anderen Ihre Erfahrung und ihr Wissen als das „Non plus Ultra“ zu verkaufen, nahezu aufzuzwängen. Schade finde ich das.
Und gerade für Erstlingsmütter wird es da schwierig. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, ob er sich derartige Berichte zu Herzen nimmt oder nicht. Aber als unerfahrene Erstlingsmutter ist man oft unsicher und schnell in der Situation, dass man diesen Müttern die gut gemeinten Ratschläge abnimmt.
Eigene Erfahrungen
Liebe Mamas, macht Eure eigenen Erfahrungen. Holt Euch Ratschläge und Erfahrungsberichte von anderen Müttern. Das ist wichtig. Aber zweifelt nicht ununterbrochen an Euch und Eurem Handeln, nur weil andere es anders machen. Denkt über Ratschläge nach und zieht das Beste für Euch heraus. Seid nicht enttäuscht, wenn der ultimative Schlaftipp einer anderen Mutter bei Eurem Kind nicht funktioniert.
Folgt den Ratschlägen nicht, wenn ihr sie nicht vertretet oder unsicher seid. Egal worum es geht. Seid nicht frustriert, weil ihr das Gefühl habt, dass es bei allen Anderen immer alles super funktioniert. So ist es nicht. Macht Euer Ding und steht dahinter. Aber bleibt dennoch immer offen für Neues.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
3 comments
Ich verstehe, dass das extrem nerven kann. Mütter sind keine Experten, nur weil sie selbst ein Kind haben. Ich muss dir aber zum Teil etwas widersprechen. Jedes Kind ist anders? Dann sind Pädagogik und Psychologie obsolete Wissenschaften, da sie auf Statistiken setzen und Gemeinsamkeiten und Wahrscheinlichkeiten möglicher Entwicklungen analysieren. Menschen sind nunmal keine Schneeflocken und es gibt Dinge, die auf die meisten Kinder zutreffen und angewendet werden können. Ganz kleines Beispiel: Dr. Robert Hamilton hat eine gewisse Art herausgefunden, fast jedes Baby durch eine bestimmte Art es zu halten zu beruhigen. Einfach mal bei Youtube nach seinem Namen suchen, direkt erstes Video. Gibt auch mehrere, in denen er das mit Kindern aus aller Welt demonstriert. Egal ob Amerika, Afrika oder Asien, alle Babies hören innerhalb weniger Sekunden auf zu weinen, wenn er diesen Griff anwendet. Anscheinend fühlen sie sich dabei geborgen und wohl, sieht man auch in ihren Gesichtchen, dass sie sich dabei gut fühlen. So individuell sind Babies nicht. Große Teile ihrer Persönlichkeit bilden sich ja erst durch Erfahrungen und hierauf hat man Einfluss, wenn man sich die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte frühkindlicher Forschung anschaut. Ich würde schätzen, maximal 50% der Persönlichkeit ist angeboren. Wenn einem also im Kindergarten Erzieher Tipps geben, kann das schon durchaus mehr Sinn machen, die haben in ihrer Ausbildung nunmal Pädagogik gehabt und arbeiten täglich mit dutzenden Kindern. Die wissen mehr als alle Muttis, die sich nach einem Kind für Fachfrau halten. Trotzdem denken Mütter immer, nur sie würden ihr Kind kennen.
Leider haben viele Mütter (nicht nur Erstlingsmütter) ihr Bauchgefühl verloren oder es wird als „völlig falsch“ gewertet. Und wie du schon sagst, natürlich sind Tipps manchmal hilfreich. Aber oft kommt dann eben dieses „So-musst-du-das-machen-Gefühl“ dazu. Und wenn man dann eh schon an sich selber zweifelt, dann sind solche Worte völlig fehl am Platz.
Mein persönliches Beispiel:
Mein Sohn (heute fast 18, damals wenige Wochen alt) ist immer beim Stillen auf meinem Arm eingeschlafen. Ich habe ihn dann schlafend in seine Wiege gelegt und er hat seelig weitergeschlummert. Also alles prima. Denkste ! Meine (heute Ex- 😉) Schwiegermutter kommt plötzlich mit dem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ um die Ecke. Ich solle doch mal darin lesen. Wenn ich mein Kind nämlich plötzlich mal wach wird und eben nicht mehr auf meinem Arm liegt sondern woanders als dort wo es eingeschlafen ist, kann sich das auf die psychische Entwicklung auswirken und mein Kind könnte ein seelisches Trauma erleiden. (???) Ich solle es doch wach ins Bett legen und einschlafen lassen.
Ich habe ihr dann am nächsten Tag das Buch wortlos (und ungelesen) zurück gegeben 😉.
Die Empfehlungen, die uns gegeben wurden waren:
– das Kinderbett so schnell wie möglich raus aus dem Schlafzimmer, so schlafen alle Beteiligten Beteiligten besser
– das Kind so oft wie möglich ins Laufgitter, dass will dort sonst irgendwann nicht mehr rein
– das Kind schreien lassen
– ruhig abends lange mit dem Baby bei Freunden bleiben und sich nicht vom Baby das Leben vorschreiben lassen
Noch schlimmer finde ich jedoch die Menschen, die einem nichts! gönnen.
Die Lieblingsfrage:
Und wie sind die Nächte?
– Sie schläft durch.
Na mal sehen wie lange noch!!
Liebe Grüße