Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, ob ich einen derartigen Artikel überhaupt schreiben soll. Schließlich ist er persönlich und auch ein Stück unangenehm. Aber ich bin nun mal eine bloggende Mama und schreibe aus dem wahren Leben und wer weiß erhalte ich von Euch ja etwas Rat, Erfahrungsberichte und Unterstützung.
Der Rückfall des Trockenwerdens
Das Thema Trockenwerden ist bei uns eigentlich schon Vergangenheit, aber irgendwie kommt es aktuell doch wieder in die Gegenwart zurück. Klar weiß ich, dass es oft vorkommt, dass Geschwisterkinder wieder einnässen, wenn ein Baby geboren wird und dass sie sich mehr Aufmerksamkeit wünschen. Aber irgendwie passt das bei dem Chaosmädchen nicht zusammen. Man könnte auch meinen, es sei ihr gar nicht unangenehm. So finde ich es doch merkwürdig, dass sie sich die nassen Klamotten auszieht, neue anzieht und ihrer Freundin von nebenan gleich berichtet, warum sie neue Sachen anhat.
Meist geht es gut, wenn Sie woanders spielt, zum Beispiel bei den Nachbarn. Manchmal wiederum auch nicht. Aber sobald sie in die eigenen vier Wänder kommt, kann man Wetten abschließen, dass etwas daneben geht. Das war vor einigen Wochen auch so, hatte sich dann wieder gelegt und nun beginnt es von vorn.
Ich weiß natürlich, dass das Chaosmädchen das mit dem Pipi machen eigentlich voll drauf hat. Umso mehr ärgert es natürlich, wenn sie mehrfach am Tag Pipi in die Hose macht.
Was ist richtig, was ist falsch?
Ich möchte als Mama das Richtige tun. Frage ist nur: Was ist richtig? Sicher muss man das von Kind zu Kind unterschiedlich betrachten. Belohnung? Bestrafung? Ignoranz?
Zu Beginn habe ich einfach immer gesagt „Na komm, dann ziehen wir Dich flott um. Das ist nicht schlimm und kann mal passieren.“ Es passierte immer wieder. Ich habe versucht gelassen zu bleiben, den Vorfall nicht zu werten und ihr einfach das Gefühl zu geben, dass es mich quasi nicht berührt.
Aber das tut es jetzt. Sie rennt zur Toilette und anstatt sich drauf zu setzen landet alles in der Hose, zusätzlich wird das Gäste WC geflutet. Auf die Frage, warum das passiert ist sagt sie „Weiß ich nicht, das ist einfach so passiert“. Dabei zuckt sie mit den Achseln und lächelt provokant. Ich habe mit ihr gesprochen und sie gefragt, ob sie nicht merkt, dass sie Pipi muss. Das Chaosmädchen sagt dann nur, dass sie wohl etwas zu spät dran war. Das kann und darf natürlich auch passieren. Allerdings bin ich bei ihr davon überzeugt, dass es mit voller Absicht passiert. So böse, wie es klingt. Aber man kennt sein Kind. Das Chaosmädchen ist auch vom Kopf sehr weit und grundsätzlich ein extrem ehrgeiziger Mensch.
Gespräche bringen gar nichts. Sie hört nicht zu, wechselt das Thema. Sie versteht schon, dass es Mama traurig macht, aber sie sagt auch, dass sie das nur bei Mama und Papa macht. Allerdings kann mir auch nicht in Worte fassen, was sie beschäftigt oder dazu veranlasst. Ich bin etwas hilflos. Nachdem Ignoranz zu nichts führte hatten wir vor einigen Wochen noch einmal ein kleines Belohnungssystem eingeführt. Das hatte auch geholfen und danach lief es wieder. Aber ist es förderlich, das Kind für etwas zu belohnen, was sie eigentlich schon kann? Ich meine, das Chaosmädchen ist wirklich nicht dumm und könnte auf die Idee kommen, das Ganze regelmäßig zu wiederholen, weil sie weiß, dass es dann eine Kleinigkeit dafür gibt.
Auch „Bestrafung“ kam mir in den Sinn. Bestrafung im Sinne von „Wir gehen nicht zum Tanzen“ oder „Wir schauen heute keinen Sandmann“. Aber auch das bricht mir irgendwie das Herz und ich schaffe es nicht. Konsequenz lässt grüßen. Was, wenn das Chaosmädchen mir etwas sagen möchte, was sie anders nicht mitteilen kann? Was, wenn ich nicht richtig darauf eingehe und damit alles nur noch schlimmer mache?
Ist es okay, wenn sie sich die nassen Sachen selber ausziehen muss? Oder ist es genau das, was sie braucht? Dass Mama für sie ganz alleine da ist? Für diese wenigen Minuten? Ich versuche wirklich, ihr tattäglich genug Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken.
Gestern habe ich sie gefragt, ob sie bald einen Ausflug nur mit Mama machen möchte. Ins Schwimmbad oder zum Spielplatz. Da war sie ganz erstaunt und wollte aber, dass Papa und die Miniqueen unbedingt dabei sind.
Ich bin einfach etwas traurig und ein Stück weit enttäuscht. Enttäuscht von einer Dreijährigen. Das darf man so vermutlich gar nicht sagen. Auch die Formulierung des Problems ist sicher zu hart. Denn eigentlich ist es ja so: Es wird sich von selber wieder einpendeln. Irgendwann. Aber bis dahin würde ich als Mama gerne richtig reagieren. Wenn es das gibt.
Vielleicht mögt ihr Eure Erfahrungen mit mir teilen. Gab es das bei Euch auch? Was hat geholfen und was war kontraproduktiv? Wie reagiert man richtig?
Eure Chaos & Queen
7 comments
[…] einer Weile habe ich Euch ja in meinem Beitrag berichtet, dass das Chaosmädchen einen Rückfall hatte, was das Trockenwerden angeht. Ich habe hin […]
[…] […]
Hmm, beim Lesen (und auch bei meinem Kommentar auf ig) ging ich irgendwie davon aus, dass deine Grosse schon 5 sei.. Unser Junior ist 3,5 und hat noch gar keine Lust auf selber-Klo-gehen.. 3 Ist schon eher früh, finde ich, ist ja ne Hirn-Reife-Sache. Unsere Grosse wurde zwar auch mit 3 Jahren trocken, bzw. eher 3,5.
Ich kenne mich da zuwenig aus, von wegen Geschwisterkinder-Einfluss, vom Thron gestossen werden, und ähnliches. Wir hatten einen kleineren Abstand. Aber ich schätze, es hat dann schon etwas mit Aufmerksamkeit zu tun, in dem Alter.
Und mit einem Ampelsystem, wo es eben Plus- und Minuspunkte geben kann, könntet ihr was erreichen. Also nicht nur belohnen, aber halt auch negative Konsequenzen, die aber nur „Extra-Luxus“ entziehen, Nicht „Essentielles“ wie ne Gute-Nacht-Geschichte (Vorlesen; TV oder Elektronik können schon gestrichen werden) oder Tanzen.
Wünsche einfach viel Geduld!
Aus unserem Freundeskreis hat es kein Kind ohne „Rückfall“ geschafft – teilweise kamen sie auch erst nach Monaten. Du bist also nicht allein. Ich würde auch nicht belohnen, weil die Erwartungen immer größer werden. Ich war selbst total ungeduldig und hab oft geschimpft – obwohl ich genau wusste, dass das der falsche Weg ist – aber es hilft manchmal wirklich einfach nur Gelassenheit und abzuwarten. So schwierig das für uns Eltern ist.
Gute Nerven wünsch ich Dir :-)
Ich kann dich bestens verstehen! Solch eine Situation ist gewiss nicht einfach, aber ich kann dir sagen- auch das ist eine Phase! Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus etwas Eifersucht, Mama für sich alleine haben und nicht groß sein wollen.
Ich habe Simon seine Sachen selber umziehen lassen !
(auch wenn es EXTREM schwierig ist) habe ich versucht, so gelassen wie möglich VOR IHM zu wirken und das alles nicht groß zu thematisieren. Belohnung hat wie bei euch nur kurzfristig geholfen und der Anspruch an die Belohnung wurde bei ihm auch immer höher- er war ja nicht blöd.
Am besten hat es wirklich geholfen es so wenig wie möglich zu thematisieren und dem ganzen KEINE große Aufmerksamkeit zu schenken. Man braucht einen langen Atem, aber dann geht es.
Das bedeutet nicht, dass ich abends nicht auch verzweifelt und heulend da gesessen habe😉
Ich finde es toll, dass du über so etwas schreibst. Leider ist es ja tatsächlich ein Tabu-Thema (obwohl ich mich immer frage warum). Unser Sohn bekommt es häufig mit 5 noch nicht richtig hin. Ich kann deine Ohnmacht der Situation gegenüber verstehen. Ich schwanke auch zwischen Ignoranz, Verständnis und einer innerlichen Wut, die aufsteigt, wenn ich die 5. Unterhose am Tag wechseln muss. Zumal er mit dem kleinen Geschäft eigentlich schon lange trocken ist. Seit ich mich durch mein Umfeld nicht mehr so stressen lasse und ihm seine Zeit gebe, läuft es entspannter. Ich glaube wichtig ist es, denn innerlichen Druck, den man sich selber als Mama/Papa macht los zu lassen. Selbst wenn man den nicht ausspricht, so merken die Zwerge das dich intuitiv. Ich wünsche mir sehr, dass wir im letzten Jahr vor der Schule die Kurve gut bekommen und trockene Zeiten kommen werden. Die schicke ich eine Portion Gelassenheit und dass die Phase bald wieder vorbei ist. Vertrau auf dein Chaosmädchen, dass sie ganz von alleine wieder zum alten Trocken-Sein zurückkehrt.
Danke liebe Kerstin. Gestern waren wir auf dem Spielplatz mit anderen Kitakindern. Eines der Kinder machte auch plötzlich in die Hose und die Mama musste lachen, weil sie unsere Situation kannte. Sie war ganz gelassen und meinte, sie hätte sich damit arrangiert und irgendwann würde das wieder aufhören. Sie hat es nicht kommentiert, das Kind umgezogen und gut war. Ich frage mich nur ob es bei jedem klappt. Danke Dir!!