Bisher hatte ich von Verlustangst beim Chaosmädchen nie etwas gespürt. Es fielen auch keine Worte zu diesem Thema. Aber man bemerkt in den letzten Monaten, ja vielleicht sogar im kompletten letzten Jahr, dass sie sich vermehrt mit dem Thema Tod beschäftigt.
Eine Hummel liegt am Boden und ist „tot“, der Käfer kann nicht mehr krabbeln „Ich glaube, der ist tot.“ Und auch der Opa ist im Himmel. Ab und zu wird zu ihm gebetet und sie freut sich zu wissen, dass er von oben zuschaut.
Verlustängste bei Kleinkindern
Vor einigen Wochen kamen beim Chaosmädchen aber zum ersten Mal Verlustängste, die ich so nicht kannte. Der Chaosmann und ich waren auf einer Hochzeit eingeladen und eigentlich war meine größere Sorge das erstmalige Abgeben der Miniqueen. Oma und Opa kamen als Babysitter.
Doch dann sagte das Chaosmädchen plötzlich wenige Tage zuvor: „Mama du darfst nicht weg gehen. Du musst doch auf uns aufpassen!“
Mein Herz war berührt. Und ängstlich. Woher kommt diese plötzliche Angst? Woher die Sorge, wir kämen nicht wieder? Als ich sie fragte, erklärte sie mir, sie habe geträumt, wir seien irgendwo gewesen, wo sie mich nicht mehr gefunden hat. An ein reales Erlebnis dieser Art kann ich mich allerdings nicht erinnern.
Das Widersprüchliche in der aktuellen Phase finde ich aber, dass das Chaosmädchen sich grundsätzlich weiter von mir entfernt. Damit meine ich, es wird älter. Selbstständiger. Stärker in der Persönlichkeit und im Willen. Sie kann Vieles allein und erwartet von mir als Mutter auch, dass ich ihr Freiräume gebe. Freiräume, Dinge selber zu erleben und zu entdecken. Freiräume zu wachsen. Und doch verspürt sie diese Verlustangst. Trotz aller Freiräume werde ich als Mutter gebraucht. Immer. Ihr Papa natürlich genauso.
Wir sind Ihre Wurzeln, ihr Halt, Ihre Sicherheit.
Ich versicherte ihr, dass Mama und Papa immer da sind. Und wiederkommen.
Was wäre wenn?
Gleichzeitig überkommt mich die Angst, was wäre, wenn wir einmal nicht zurück kommen. Warum auch immer. Die Angst, dass sie auf mich wartet. Mein Kind, dem ich versprochen habe wieder zu kommen.
Es ist das, was einem als Mutter den meisten Schlaf raubt: Angst und Sorge um das eigene Kind.
Erklärt man dem Kind also tatsächlich, dass man „immer da ist“, „immer aufpasst“ und sie „nicht alleine lässt“? Was, wenn man dieses Versprechen nicht einhalten kann?
Das richtige Verhalten
Eine liebe Freundin, die sich mit dem Thema auskennt hat mir versichert, dass das Verhalten in diesem Alter völlig normal ist. Kinder in diesem Alter befassen sich mit dem Thema Tod. Sie realisieren, dass Dinge endlich sein können und haben in Ihren Köpfchen viele Gedanken. Gedanken, die zu eben diesen Verlustängsten führen.
Wie aber verhalte ich mich als Mama und Papa richtig?
Ich versuche, Deine Bedürfnisse zu erkennen und nehme sie wahr. Ich gebe Dir das, was Du suchst. Meine Aufmerksamkeit, meine Nähe und Wärme. Ich zeige Dir, dass ich für Dich da bin. Die Situation, dass Mama und Papa einen Abend nicht zu Hause sind war zwar nicht ganz neu aber zugegebener Maßen ist es lange nicht vorgekommen.
Ich habe dem Chaosmädchen immer wieder versichert, dass sie mich jederzeit anrufen kann. Zusätzlich habe ich ihr die Option gegeben, dass wir nach Hause kommen, wenn sie uns braucht. Das war mir wichtig. Auch Oma und Opa haben wir das mehrfach sehr deutlich gemacht. Es war ein Versprechen.
Du großes Mädchen hast es wunderbar gemacht. Du hast den Abend mit Oma und Opa genossen. Auch, wenn Du mich vor dem Schlafengehen kurz angerufen hast. Du hast auch kurz gesagt, ich solle nach Hause kommen. Unser Gespräch hat Dir am Ende aber gereicht, um Dich sicher zu fühlen. Schnell warst Du eingeschlafen.
Ich denke, wir haben das gut gemacht. Wir alle.
Nach wenigen Tagen war das Thema im Übrigen wie weg geblasen. Aber wer weiß kommt es wieder.
Kennt ihr diese Verlustängste? Wie geht ihr damit um? Ich freue mich über Euer Feedback.
Eure Chaos & Queen
2 comments
Hallo Jule,
das Thema habe ich mit meiner 5 Jährigen und meinem 6 Jährigen gerade auch. Der Sohn hat realisiert, dass mit dem Tod ein Leben wirklich zu ende ist. Und das macht ihm Angst. Was, wenn Mama und Papa nicht wieder kommen. Er ist sehr anhänglich und gleichzeitig wächst die Selbstständigkeit. Vielleicht ist es auch das, was einerseits schön ist und sich frei anfühlt und die ungewohnte Freiheit wiederum macht wieder ängstlich.
Beim Sirenchen ist es wohl auch ein wenig die Aufregung und VErsunischerung mit den ganzen Veränderungen nach den Ferien.
Ich rede viel mit den Kindern und höre ihnen zu. Begleite sie, wann immer möglich, wenn sie meine Nähe brauchen. Und denke, abwarten. Wenn sie sich wieder sicher fühlen, dann lösen sie sich auch wieder.
Es ist eine sensible Phase, die ich, wie du, ernst nehme.
LG Beatrice
Liebe Beatrice
danke für deinen Kommentar. Ich finde es spannend, wie andere das erleben und damit umgehen.
Ich mache mir auch keine Sorgen. Es war nur im ersten Moment viel Unsicherheit….ob wir nun zu Hause bleiben sollten usw…
Apropos….wann treffn wir us denn mal? ;-)