Ich habe schon einige Male gehört oder erlebt, dass Eltern ein Lieblingskind haben. Ich konnte diese Frage nie verstehen und habe auch für mich hinterfragt „Habe ich ein Lieblingskind?“
Meine Kinder
Meine Kinder sind sich so ähnlich und zeitgleich so unterschiedlich. Das ist so spannend bei Geschwistern. Ich beobachte gespannt ihre Entwicklung und warte, was noch auf uns zukommt. Sie lieben und hassen sich. Und mit Hass meine ich natürlich nicht das, was wir Erwachsenen darunter verstehen. Ich meine das ganz normale Gezanke unter Geschwistern.
Die Miniqueen ist die Kleine, alle finden sie „so süß“, lachen über ihre tapsigen Schritte, ihre Grimassen, ihre lustigen Worte. Sie ist unfassbar niedlich, das gebe ich zu. Ich bin ihr verfallen. Ihrem Charme, Ihrem Lachen, dem Blödsinn in ihrem Kopf, Ihren riesigen Augen.
Daneben das Chaosmädchen. Aktuell in einer schwierigen Phase. Oft wütend und tobend, weil wir Eltern nichts richtig machen. Nicht einfach zu handeln. Nicht so einfach wie ihre kleine Schwester. Dabei aber so klug und wortgewandt. Zickig und zugleich so überlegt. Harmoniebedürftig und ehrgeizig.
Beide liebe ich abgöttisch für das, was und wie sie sind. Wie sie Ihre Welt entdecken, Erfahrungen machen. Wie sie anecken. Hinfallen. Aufstehen. Grenzen erfahren und neue Seiten entdecken. Von sich und dem Leben. Ich liebe sie für neue Schritte, die sie wagen, auch, wenn sie sich damit von mir entfernen.
Unterschiedliche Entwicklungsstufen
Die Miniqueen und das Chaosmädchen sind 3,5 Jahre auseinander und befinden sich damit in völlig unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Sie stehen in keinem direkten Vergleich miteinander.
Es wäre naheliegend zu glauben, dass ich die Miniqueen mehr liebe als das Chaosmädchen. Das wurde mir ja bereits in einer Facebookdiskussion unterstellt, weil ich dem Chaosmädchen den Namen Chaosmädchen und der Miniqueen den Namen Miniqueen gab. Erschreckend, was Menschen sich zusammenreimen.
Und so naheliegend es in vielen Augen auch ist, so ist es tatsächlich anders.
Ich liebe meine Kinder gleichermaßen. Denn Jedes ist auf seine Weise so fantastisch.
Während die Miniqueen mich mit ihrer tapsigen und furchtbar lustigen Art fast um den Verstand bringt, überrascht mich das Chaosmädchen tagtäglich. Sie hat binnen weniger Tage das Inlineskaten gelernt, sie möchte Schuhe binden und die Uhr lesen. Manchmal weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Sie beeindruckt mich. Das Chaosmädchen ist furchtbar sozial und harmoniesüchtig. Sie sind so wundervoll. Meine Kinder.
Zwei Kindern gerecht werden
Ich habe bereits darüber geschrieben, wie schwierig es oft gerade anfangs ist, beiden Kindern gleichermaßen gerecht zu werden. Je älter meine beiden Kinder werden, desto mehr schleicht sich das Gefühl ein, dass es immer so bleiben wird. Immer wieder wird man sich fragen, ob man für ein Kind mehr Zeit aufbringt als für das andere. Man wird hinterfragen, ob man alles richtig macht und es wie immer mit „Nein!“ beantworten. Man wird einen Weg finden, es besser zu machen. Und nach einer Weile beginnt dieser Kreislauf von vorn. Vermutlich wird sich regelmäßig ein Kind benachteiligt fühlen. Oft, ohne es tatsächlich zu sein. Ich werde mich beschimpfen lassen als schlechte Mutter, „blöde Mama“. Ich werde irgendwann hören „Du hast die Emmi viel mehr lieb als mich“ und doch hoffe ich, dass meine Kinder immer wissen wie unendlich ich sie liebe.
Die Miniqueen ist die Kleinere. Das impliziert oft, dass sie mehr Zeit benötigt als das Chaosmädchen. Das ist aber nicht ganz richtig. Denn nur, weil das Chaosmädchen älter ist, braucht sie nicht unbedingt weniger Mama. Sie braucht Mama anders, aber sie braucht sie. Sie ist immer noch ein Kind. Mein Kind.
Ich möchte meinen Kindern niemals vermitteln, dass ich eine von beiden mehr liebe. Das ist schlichtweg falsch. Sicher wird es Phasen geben, wo die Kinder anders empfinden. Sei es, weil ein Kind gerade mehr Zuwendung braucht als das Andere oder Mama gefühlt immer auf der Seite der Schwester steht. Ich erinnere mich an solche Erlebnisse aus meiner Kindheit.
Es war furchtbar ungerecht und ich fühlte mich oft so allein. Unverstanden. Ungeliebt. Heute weiß ich, dass es oftmals eine subjektive Erfahrung ist. Manchmal eine Momentaufnahme.
Ich habe kein Lieblingskind
Ich hoffe, meine Kinder werden immer mit der Sicherheit einschlafen, dass sie in meinem Herzen den größten Platz einnehmen. Gleichermaßen aufgeteilt.
Denn: Ich habe kein Lieblingskind! Das ist heute so und ich hoffe sehr, dass es für immer so bleiben wird. Dass ich jedes Kind immer für den Charakter und die Eigenschaften liebe, die es ausmacht. Jedes zu gleichem Anteil.
Wie ist das bei Euch? Habt/Hattet ihr ein Lieblingskind? Wer möchte kann auch bei Rüdiger von Mannpluskind einen Beitrag zu diesem Thema lesen.
4 comments
Ich wurde das interessanterweise öfter gefragt. Leider hat diejenige dann wild interpretiert, was sie offenbar hören wollte. Denn meine Antwort ist halt, dass mir das kleinere Kind meistens „näher“ ist aus ganz pragmatischen Gründen: es ist immer bei mir und hat noch kein eigenes, unabhängiges Leben. Es kuschelt viel mehr und ist mehr auf uns Eltern fixiert. Das galt für jedes Kind in dem Alter. Die Großen sind selbständiger, sie sind viel unterwegs, sie erzählen einem nicht mehr alles, kuscheln weniger und haben in gewissem Rahmen wie Kindergarten und Schule ihr eigenes Leben. ABER natürlich lieben wir alle gleich. Wie Du sagst, es sind auch unterschiedliche Entwicklungsstufen. Natürlich ist mal jemand der Liebling. Und dann 2 Stunden später der andere. Und wieder eine Stunde später der dritte.
Trotzdem finde ich Gefühle legitim, falls es bei jemandem eben nicht so ist. Grade dann halte ich es für kontraproduktiv, wenn man sich dann fertig macht und Druck aufbaut, dass man zu jedem Moment in jeder Phase das gleiche empfinden muss und dass es „schlimm“ sei, wenn man mal einen Liebling hat. Schlimm finde ich, wenn Eltern Kinder spüren lassen oder es über längere Zeit so ist, dass sie ein Kind bevorzugen und mehr lieben. Das wäre der Punkt, wo man doch Hilfe von Aussen in Anspruch nehmen könnte. Dass man aber, wenn ein Kind grad in einer schwierigen Phase ist oder man selbst, und man eben nicht vor Glück zerspringt, weil eben das negative in dieser Zeit überlagert, vielleicht mal einen „Liebling“ hat, finde ich nicht unnormal. Und Gefühle sind oft da, obwohl man sie grad gar nicht wahr nimmt. Wie ein zartes Pflänzchen und wenn man dann sucht und sich nur Vorwürfe macht, wie soll dann so ein kleines Pflänzchen wieder blühen?
Ich finde meine drei alle wunderbar und ich liebe sie alle ganz schrecklich doll. Trotzdem gibts Phasen, wo es einfach mal anstrengender als normal ist und mit einem anderen Kind grad leicht.
soo, mein 3. Versuch, hier zu kommentieren 😅
Ich habe mir diese Frage auch schon öfter gestellt und kann sie zeitweilen nicht eindeutig beantworten. Denn es ist ja, wie du sagst, manchmal braucht einen das eine Kind mehr, als das andere.
Für mich haben auch meine eigenen Geschwistererfahrungen einen Einfluss.
Es bleibt spannend- und herausfordernd 😊
Diese Frage habe ich mir auch schon einige Male gestellt. Vorallem, weil- wie du schreibst- einen in manchen Zeiten ein Kind mehr braucht als in andere. Und unsere eigenen Geschwister-Erfahrungen aus der Kindheit spielen auch eine Rolle.
Es bleibt spannend und herausfordernd.
Diese Frage habe ich mir auch schon öfter gestellt- gerade, weil es, wie du schreibst, immer wieder Phasen gibt, wo einen das eine Kind mehr braucht als das andere. Und die Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit mit unseren Geschwistern machten, spiele ja auch eine Rolle. Bei mir zumindest. Es bleibt spannend und herausfordernd :)