Eigentlich fängt das ja schon in der Schwangerschaft an, dass alles anders ist. Und ich möchte vorweg nehmen, dass ich mit anders nicht schlechter meine. Sondern anders eben.
Mehr Zeit
In der Schwangerschaft des Chaosmädchens hatte man einfach irgendwie mehr Zeit. Zeit für sich und für die dicke Kugel. Zeit, sich damit zu befassen, was gerade in dem eigenen Bauch passiert. Zeit, sich einfach mal auszuruhen und nichts zu tun. Ich wusste immer, in welcher Schwangerschaftswoche ich bin. Ich wusste immer, wie weit das Baby in meinem Bauch gerade entwickelt ist.
Bei der Miniqueen war ich wirklich froh um meine Wochenberichte, weil ich damit nicht vergessen konnte, wie weit ich denn nun eigentlich bin. Stellt Euch vor, ich hätte die Geburt verpennt. Unvorstellbar.
Das Leben mit zwei Kindern
Die Miniqueen ist jetzt 13 Wochen bei uns. Und tatsächlich ist es so, dass es ganz anders ist als beim Chaosmädchen. Damit meine ich nicht Ihre Charakterzüge. Sondern das Leben mit einem zweiten Kind. Ich bin zwar nicht der Typ Mensch, der sich nachmittags faul aufs Sofa legt. Aber beim Chaosmädchen hatte ich diese Möglichkeit immerhin. Es war alles in allem vielleicht ein Stück ruhiger. Wir sind morgens auch gerne mal einfach im Bett liegen geblieben, wenn uns danach war. Das könnte ich jetzt auch, dann würde der Chaosmann sich problemlos um das Chaosmädchen kümmern. Er fährt sie -welch Luxus- sowieso jeden Morgen in die Kita. Trotzdem stehe ich zeitig auf, kümmere mich um das Chaosmädchen und starte selbst in einen halbwegs geregelten Tag.
Der tägliche Wahnsinn
Den ganzen Vormittag gibt es immer wieder irgendwas zu erledigen. Einkaufen. Haushalt. Kochen. Rückbildung. Wäsche. Sport. Schwimmkurs. Und natürlich gibt es auch noch die Miniqueen, die Mama braucht. Nicht nur für Ihre Flasche, sondern auch für neue Windeln und Beschäftigung. Ich möchte mein Baby auch genießen und ein paar Minuten mit Ihr alleine haben. Ohne das Chaosmädchen. Ich mag es, wenn ich mit ihr spiele und ihr Lachen beobachten kann. Wie sie mich mit ihren blauen Augen anstrahlt. Wie sie versucht, sich zu äußern. Diese Mamazeit steht beiden zu. Zugegeben, die Momente alleine mit der Miniqueen sind weniger als beim Chaosmädchen. Einfach, weil der Alltag es oft nicht anders her gibt. Was bin ich froh, dass ich an so einigen Tagen den Haushalt einfach Haushalt sein lasse und mich auf das konzentriere, was wichtig ist. Meine Mädchen. Zeit mit meinen Kindern ist so viel wertvoller als eine saubere Wohnung. Und wir gehen hier auch nicht ein vor Dreck. Keine Sorge.
Warum ist es anders?
Warum ist es denn nun eigentlich anders beim Zweiten Kind? Es ist anders, weil man sich nicht nur um ein Kind kümmern muss, sondern um zwei. Logisch eigentlich. Dabei ist es mir wichtig, für Beide in gleichem Maße da zu sein und für beide Zeit aufzubringen. Wenn die Miniqueen schläft, hat das Chaosmädchen Zeit mit Mama. Das bedeutet für Mama natürlich im Umkehrschluss, dass sie keine Zeit für sich selbst hat, wenn das Baby schläft. Aber dafür bin ich ja auch irgendwie Mama und meine Zeit für mich hole ich mir anders. Ich spiele auch nicht 24 Stunden am Tag mit meinen Kindern. Das Chaosmädchen kann auch wunderbar alleine spielen und auch die Miniqueen beschäftigt sich oft selbst. Aber als Zweifachmama muss man irgendwie den Spagat machen zwischen beiden Kindern und versuchen, dass keines dabei zu kurz kommt. So spiele ich mit dem Chaosmädchen ein Gesellschaftsspiel während die Miniqueen dabei zuschaut. Ich lese mit beiden zusammen ein Buch. Ich male mit Tilda und danach spiele ich mit Emmi auf Ihrer Krabbeldecke.
Und den Chaosmann gibt es ja auch noch. Das ist wohl der Familienteil, der momentan am Kürzesten kommt. Aber auch unsere zeit kommt wieder, und wir managen das doch alles irgendwie gut.
„Das zweite Kind läuft mit…“
Aber es ist eben an vielen Tagen doch auch so, wie es einige vorher gesagt haben. „Das zweite Kind läuft mit…“. Muss es ja auch, was bleibt ihr anderes übrig. Das Chaosmädchen hat Tanzen, also muss die Miniqueen mit. Ich bin so dankbar, dass sie so pflegeleicht ist und in der Regel problemlos mitgenommen werden kann. Wenn sie mobiler wird bin ich gespannt. Das Chaosmädchen möchte draußen Rad fahren, dann gehen wir eben alle raus Rad fahren. Natürlich entscheidet nicht immer das Chaosmädchen, aber die Miniqueen kann zumindest noch nicht widersprechen und muss sich erstmal dem Plan ihrer Schwester fügen.
Geduld und Verständnis
Ich versuche immer wieder, mich in meine Kinder hineinzuversetzen und auch ihr Verhalten in unterschiedlichsten Situationen besser zu verstehen. Das Chaosmädchen ist für uns Eltern aktuell nicht immer einfach. Aber es ist ein kleiner Mensch und keine Puppe. Oft empfinde ich, dass wir zu viel schimpfen. Natürlich schimpfen wir für Dinge, die wir Eltern als gerechtfertigt halten, dennoch denke ich, dass es für das Chaosmädchen genauso wenig einfach ist wie für uns. Wie ist es für sie, dass mit der Miniqueen nicht geschimpft wird? Natürlich ist sie noch ein Baby, aber bei Ihr ist immer nur „gutschi gutschi“. Wie sieht das wohl für das Chaosmädchen aus, dass Ihre Schwester einfach nichts falsch macht?
Genau deshalb ist es wichtig, das große Kind immer mit einzubinden und sich gleichermaßen um beide Kinder zu kümmern. Natürlich wird man das in vielen Fällen eh nicht. An vielen Abenden denke ich „Das hab ich aber heute gut gemacht“ und kopfe mir virtuell auf die Schulter. An anderen gehe ich traurig ins Bett und fand es einen „schlechten Tag“, weil viel geschimpft wurde und nicht jedes Kind auf seine Kosten kam.
Es ist nicht immer leicht, aber man wächst an seinen Aufgaben. Das Chaosmädchen weiß, dass ich für sie da bin, wenn sie mich braucht. Sie weiß auch, dass dann die Miniqueen auch kurz warten muss und sagt selbst „Du hast eben jetzt zwei Kinder, da muss jeder auch mal warten!“. So ist es und anders ist es auch nicht zu lösen.
Ein wenig mehr Gelassenheit
Ich finde übrigens nicht, dass man beim zweiten Kind direkt weiß, was zu tun ist. Im Gegenteil, in vielen Momenten bin ich genauso ratlos wie beim ersten Kind auch. Woher soll ich auch immer wissen, was mein Kind hat? Bei der Miniqueen ist es aktuell noch sehr einfach. Entweder sie hat die Windel voll, hat Durst oder ist müde. In sehr wenigen Fällen ist etwas anderes der Grund für Geschrei. Aber manchmal eben doch. Mamas, die immer genau wissen, was ihr Kind in dem Alter hat sind mir immer noch ein Rätsel.
Man wird vielleicht auch ein wenig entspannter, was das Weinen des zweiten Kindes angeht. Wobei ich sowohl die Miniqueen als auch das Chaosmädchen nie gut weinen hören kann bzw. konnte. Natürlich war man beim Chaosmädchen immer direkt zur Stelle. Auch die Miniqueen lasse ich nicht unnötig weinen. Aber im Alltag gibt es eben auch Momente, in denen das Chaosmädchen mich braucht und auch die Miniqueen mal warten muss. Umgekehrt ist es ja auch so. Das Chaosmädchen kann einfach mit Ihren 3,5 Jahren nicht ständig Verständnis dafür zeigen, dass Mama sich um die Miniqueen kümmern muss.
Mit zwei Kindern ist es übrigens auch deutlich lauter im Haus. Das Chaosmädchen ist in einem alter, wo der Mund selten still steht. Wenn ich abends ins Bett gehe klingeln mir oft die Ohren. Manchmal wünsche ich mir einen „Pause-Knopf“, damit einmal kurz Ruhe ist. Ich bin gespannt, wie es beim Abendbrot klingt, wenn die Miniqueen auch noch brabbelt.
Trotz all der Veränderung bin ich tagtäglich stolz darauf, dass wir es gemeinsam doch irgendwie „wuppen“ und dass ich diese wunderbaren, lauten, frechen und anstrengenden Kinder habe.
Eure Chaos & Queen
7 comments
Hallo..
Ich finde deinen Beitrag mega gut, ich hab den gerade total gerne gelesen! Und ich hab mich so oft in deinen Worten wieder gefunden.. Es tut echt gut zu wissen, dass es anderen genauso geht wie mir.
Danke für deine offen Worte!
Meine zwei Jungs sind 2 Jahre und 4 1/2.
Liebe Grüße
Caro
Ohja wie war… :-)
Wir haben mittlerweile 3 Kinder. Man wächst einfach mit seinen Aufgaben und vieles wird möglich was früher nicht als machbar erschien :-)
Du sprichst nuur aus den Herzen. ich vermisse manchmal Zeit für mich und habe dann wieder ein schlechtes Gewissen. dem nach den Mädchen kommt der Papa und danach die Arbeit und … ach ja ich war ja auch noch da.
meine beiden sind 3,2 und 5 Monate.
Gruß yk
Ganz toller und ehrlicher Beitrag!
Bin selbst gerade in der 35. SSW mit meiner 2. Tochter schwanger und meine „Große“ ist erst 18 Monate. Habe oft kurze Panikattacken wenn es um die Vorstellung geht, zwei kleine Mädls unter Kontrolle zu halten. Aber solche ehrlichen Erfahrungsberichte wie Deiner machen Mut, dass es vermutlich JEDER Mama so geht und es ganz normal ist, hin und wieder im Chaos zu ersticken. ;)
lg aus Österreich
Tanja
Liebe Tanja, vielen Dank für Deine Rückmeldung. Das tut sehr gut zu wissen, dass die Beiträge jemanden erreichen. Alles wird gut. Es muss sich ein wenig einspielen. Aber du bist nicht allein und alle Vorzeigemuttis bei denen immer alles rund läuft sind nicht echt :-)
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