So viele Mamablogger gibt es im Netz. Es werden emotionale Geburtsberichte veröffentlicht oder andere Ängste und Sorgen geteilt. Mehr und mehr kommen auch die Papas mit Ihren Väterblogs dazu. Das finde ich super spannend, weil es mich brennend interessiert, wie Väter Situationen erleben. Deshalb starte ich heute mit „Vaterfreuden“. Eine Idee, die aus der Neugier entstand, wissen zu wollen, wie Papas so denken. Lest selbst, was Rüdiger von Mannpluskind berichtet.
Hurra, ich bin Vater! Geburtsbericht aus Papa-Perspektive
Die liebe Chaosandqueen hat mich gefragt, wie ich als Mann und Vater die Geburten meiner beiden Töchter, heute drei und ein Jahr alt, miterlebt habe. Hier mein Antwortversuch.
Vorweg, ich wollte jedes Mal vom Schwangerschaftstest an aktiv meine Frau in der Schwangerschaft und bei der Geburt begleiten und für sie da sein. Aber die vielen Termine mit mal längeren, mal kürzeren Wartezeiten haben mein Überstundenkonto und meine Urlaubstage ganz schön zum Schmelzen gebracht. Egal, dafür waren es ganz besondere Augenblicken bei der Frauenärztin: die erste kleine Bohne auf dem Ultraschallmonitor, der eigene Ausdruck für mein Portemonnaie, meine Erleichterung, als der erste Herzschlag zu erkennen war, später die deutlichen 3D-Bilder und die Mitteilung, ich würde Papa von einem Mädchen. Und egal ob bei der ersten oder zweiten Schwangerschaft, die Momente waren alle sehr besonders. Heute würde ich sagen, dank der Arzttermine haben sich meine Vatergefühle schon vor den Geburten deutlich entwickelt.
Die Geburten hätten unterschiedlicher nicht sein können. Das lag daran, dass der Tiger mit Hilfe eines geplanten Kaiserschnitts zur Welt kam (Steißlage bis zum Schluss) und Lila (dank Moxen) nach einer natürlichen Geburt das Licht der Welt erblickte.
Für mich als Mann und Vater war der Kaiserschnitt deutlich einfacher. Für meine Frau übrigens auch ;-) Alles war klar und geplant. Bei der natürlichen Geburt war nichts klar und absolut nichts lief nach Plan. Man sagt ja, alles, was im Kreissaal gesagt wird bleibt im Kreissaal. Nur so viel: wir haben uns vorher und nachher nie so angeschrien wie in diesen sechs Stunden.Ich wurde schon oft gefragt, ob ich als Mann einen Unterschied zwischen dem Kaiserschnitt und der natürlichen Geburt erlebt habe. Ja, ganz klar, beim Kaiserschnitt fehlt etwas. Du stehst morgens mit dem Wissen auf, heute ist der Tag. Du gehst (total nervös) in den OP-Saal, siehst deine Frau ganz ruhig auf dem OP-Tisch liegen, sie hat keine Schmerzen, redet ganz normal mit dir und du schaust auf ein großes, grünes Tuch. Dahinter Ärzte und das OP-Personal. Dann der Startschuss. Und zack, nach wenigen Minuten legt die Hebamme meiner Frau unsere Tochter für ein paar Augenblicke auf die Brust. Klingt kühl, war es aber überhaupt nicht. In dem Moment, wo wir unsere Tochter zum allerersten Mal schreien hörten (aber noch nicht sehen konnten), kamen uns zeitgleich die Tränen, wir drückten unsere Hände, lachten uns an, ich sagte: „Du bist jetzt Mama,“ und ein nicht beschreibbares Gefühl der Wärme durchlief meinen ganzen Körper. Dennoch, es fehlte etwas. Was, wusste ich allerdings damals noch nicht.
Nach den ersten schnellen Untersuchungen nahm ich Lila auf den Arm und ging mit ihr zurück auf die Entbindungsstation. Meine Frau musste ja leider noch im OP-Saal bleiben. Dort angekommen legte mir die Hebamme meine Tochter auf die Brust. Ein wunderschöner Moment, nur sie und ich, gleichzeitig hatte ich total Schiss, dass die kleine Maus durch meine vielen Brusthaare nicht genügend Luft bekommt. So lagen wir bestimmt 20 Minuten, dann kam meine Frau zurück auf die Station. Ab jetzt waren wir zu dritt. Leider waren alle Familienzimmer belegt, so dass ich abends wieder nach Hause fahren musste. Für mich ein ganz eigenartiges Gefühl. Ich wollte bei meiner Familie sein und konnte es nicht. Zwei Tage später bekamen wir dann doch noch für drei Nächte ein Familienzimmer. Was super war, da
ich mich dann auch nachts um den Tiger und meine Frau (wegen der OP durfte sie nicht aufstehen) kümmern konnte. Okay, vom Stillen einmal abgesehen ;-) Nach der Abschlussuntersuchung konnten wir nach fünf Tagen Krankenhaus nach Hause.
Achtung: Zeitsprung von 2013 nach 2016. Drei Tage vor dem errechneten Geburtstermin weckte mich meine Frau um vier Uhr morgens mit den Worten: „Ich glaube meine Fruchtblase ist geplatzt.“ Ich: „Oh, und jetzt?“ Kurzzeitig lief alles nach Plan. Meine Frau rief die Großeltern an, die machten sich aus Bielefeld auf den Weg zu uns (wir waren ja nicht mehr zu zweit und brauchten jemanden für unsere Große, die schlief ja noch ahnungslos in ihrem Bett. Ich bin dann tatsächlich wieder eingeschlafen und erst um sechs Uhr wieder wach geworden. Mein Vater brachte uns dann um sieben Uhr ins Krankenhaus. Verrückterweise kamen bei meiner Frau ab dem Moment die Wehen immer heftiger und regelmäßiger, als sie wusste unser Tiger ist versorgt.
Und dann folgten sechs Stunden, die gefühlstechnisch für mich eine Achterbahnfahrt waren. Kurz vor uns muss ein Bus mit Schwangeren angekommen sein, jedenfalls leuchteten alle Kreissäle rot. Nach einer Zeit in einem Nebenraum konnten wir dann doch noch in einen Kreissaal wechseln. Im Gegensatz zum Kaiserschnitt wurde es im Raum immer lauter, für meine Frau immer schmerzhafter und ich fühlte mich immer hilfloser. Wir mussten nicht groß Treppen laufen und auf weitere Wehen warten. Die kamen von ganz alleine und für meine Frau viel schneller als gewünscht. Leider war die Hebamme im Dauerstress und hatte erst nach fünf Stunden richtig Zeit für uns. Nicht ganz eine Stunde später der Moment aller Momente: das Köpfchen war zu sehen. Und dann war Lila da, total zerknautscht und blutverschmiert. Ich durchtrennte die Nabelschnur und dann lag sie bei ihrer Mama auf der Brust. Für mich ein wunderschönes Bild und ein besonderer Augenblick. Aber als ich mich dann umschaute, war ich ganz verwundert, was für eine blutige Angelegenheit eine natürliche Geburt eigentlich ist. Egal, ich war glücklich. Und da wusste ich, was mir bei dem Kaiserschnitt gefehlt hatte: die Atemübungen, dass auf die Uhr schauen zwischen den einzelnen Wehen, das Händehalten beim Pressen und dann den Kopf von Lila zu sehen, als er nach einer Presswehe herauskam. Kurz gesagt, beim Kaiserschnitt hatte ich nachher das Gefühl eine Art „Filmriss“ erlebt zu haben, ganz im Gegensatz zur natürlichen Geburt, da weiß ich noch jeden einzelnen Augenblick.
Die ersten Stunden waren wir zu dritt. Meine Frau, Lila und ich. Ich konnte meinen Blick nicht von meiner Tochter nehmen. Die Welt drehte sich weiter, mir war das egal. Wieder hatten wir das Pech kein Familienzimmer zu bekommen. Der Tiger war von Oma und Opa mit nach Bielefeld genommen worden, so dass ich um 22h wieder alleine im Haus war. Aber diesmal fühlte es sich für mich anders an. Nicht so schlimm, warum auch immer. Vielleicht weil es die zweite Geburt war, vielleicht auch, weil meine Frau diesmal aufstehen durfte.
Am nächsten Tag war nachmittags dann die große Familienzusammenführung. Auch das war für mich neu. Würde die große Schwester Lila mögen, wie wird sie auf das Baby reagieren? Ich hatte gehofft, dass sie sich freuen würde und war super glücklich und erleichtert, als der Tiger begeistert die kleine Schwester in den Arm nahm. Jetzt waren wir zu viert. Zwei Tage später kamen meine Frau und Lila zum Tiger und mir nach Hause.
Vielen Dank lieber Rüdiger für diesen Bericht. Ein Bericht, der mir wieder einmal vor Augen führt, welche Wunder wir mit unseren Kindern erleben. Wer mehr von Mannpluskind lesen mag, der hüpft bitte hier entlang.
Ich würde mich sehr freuen, wenn sich noch mehr Papas finden, die bei mir berichten möchten. Über die Geburt, über das Leben mit Kind, über Veränderungen in der Beziehung, über etwas, was bewegt, schockiert oder zum Nachdenken anregt. Schreibt mir gerne bei Interesse und teilt diesen Beitrag, wenn er Euch gefällt.
Eure Chaos & Queen