Mein liebes Bauchmädchen,
ich dachte: Ich bin soweit. Wir haben alles für Dich vorbereitet.
Gleichzeitig denke ich: Auf gar keinen Fall bin ich soweit!
Ich meine, wir sind bald zu Viert, das ist eine ganz schöne Veränderung. Für uns alle. Ich bin so neugierig auf Dich, möchte Dich endlich wohlbehalten in meinen Armen halten und Tränen des Glücks und der Erleichterung vergießen. Denn ab und zu mache ich mir auch mal Sorgen, was eher ungewöhnlich ist für mich. Ich kann es mir einfach immer noch nicht vorstellen, dass Du ganz bald schon da bist. Aber hey, ich bin ja auch erst in Schwangerschaftswoche 39. Als hätte ich nicht genug Zeit gehabt, mich auf Dich und diese Veränderung vorzubereiten, wird mir manchmal echt mulmig. Nicht nur vor der Geburt.
Es graut mir vor schlaflosen Nächten und manchmal auch vor der Ratlosigkeit von uns als Eltern. Das sehen wir ganz aktuell auch an Deiner großen Schwester. Das Chaosmädchen hat es aktuell nicht leicht. Und wir mit ihr auch nicht. Natürlich gibt es Tage, an denen sie zuckersüß ist und alles wunderbar funktioniert. Aber eigentlich ist jeder Tag ein kleines Überraschungsei.
Der Dezember war für sie so aufregend, dass sie sich verändert hat. Sie war hibbelig, nicht mehr so ruhig und bei sich, wenn sie spielt. Alles in allem schneller aus der Ruhe zu bringen. Auch der Silvesterabend mit Schlafmangel steckt ihr noch in den Knochen. Ich habe das Gefühl, dass sie oft mit der aktuellen Gesamtsituation überfordert ist. Wir haben ihr nach den Weihnachtstagen Ruhe gegönnt und Zeit mit der Familie. Wir verbringen gemütliche Stunden und geben ihr dennoch die Möglichkeit, sich auszupowern. Irgendwie dachten wir, sie fängt sich dadurch und wird wieder etwas ruhiger. Mittlerweile zweifeln wir, ob ihr die Feiertage immer noch nachhängen, oder ob sie einfach so aufgeregt ist auf Ihre kleine Schwester. Ich kann es ihr nicht verübeln.
Die Gefühlsausbrüche Deiner großen Schwester kann man nur schwer beschreiben, aber ich wünsche, dass diese Phase bald überstanden ist und sie wieder das ausgeglichene Chaosmädchen ist, das sie sonst immer war. Wir glauben, dass zu den anstrengenden Dezembertagen eben auch noch ein Stück Trotzphase dazu kommt und eventuell sogar noch ein neuer Entwicklungsschub. Bei Ihren „Anfällen“ hilft es manchmal, sie in den Arm zu nehmen und sie zu trösten und manchmal hat man das Gefühl, dass man einfach gar nichts machen kann und es aussitzen muss. Ich hoffe, das Chaosmädchen findet in den nächsten Tagen zu Ihrem gewohnten „Ich“, so dass sie für Deine Ankunft bereit ist.
Mein kleines Bauchmädchen, ich hoffe, Du wählst den richtigen Moment, Dich auf den Weg zu machen. Wobei richtig, gibt es das überhaupt? Und sicher hast Du da auch Deinen ganz eigenen Kopf. Wie wir alle in der Chaosfamilie.
„Wir freuen uns alle, wenn das Baby endlich da ist. Oder, Mama?“ sagt das Chaosmädchen. Und ja, das tun wir. Und wie.
Deine Chaos & Queen