Kurz vor den Weihnachteferien machte das Chaosmädchen sehr überraschend ihr Bronzeabzeichen. Und da wurde mir wieder bewusst, wie wichtig dieses Thema ist. Nicht nur in Bezug auf das Thema „Ertrinken“, viel mehr auch bezogen auf eine gute Wassergewöhnung und den Spaß daran.
Deshalb gibt es hier heute einen Gastbeitrag von Andrea Teichmann. Sie ist Gründerin von Aqua Fun Aktiv. Andrea bietet mit ihrem Team Wasser-& Landkurse für Kinder, Schwangere und Familien an.
Ich hoffe, Euch gefällt der kleine Exkurs.
Wasserspaß für Groß und Klein
Eine frühe Wassergewöhnung fängt im Babyalter an. Dadurch lernen Kinder frühzeitig sich sicher im Wasser zu bewegen.
Als Baby bereits im Wasser zu planschen, stimuliert die Bewegungs- und Sinnesfähigkeit des Babys und fördert die geistige Aufnahmefähigkeit. Wer seinem Kind frühzeitig die Wassergewöhnung ermöglicht und das nasse Element in das Familienleben integriert, hat den Vorteil im nächsten Badeurlaub auf seiner Seite: So gerät das Kind z. B. nicht mehr in Panik, wenn eine Welle darüber hinweg schwappt.
Am Anfang steht erst mal die Wassergewöhnung. Damit können Eltern bereits im Babyalter beginnen. Gemeinsames Planschen und Spielen schafft Vertrauen mit dem Wasser. Wichtig ist, dass diese Phase spielerisch abläuft.
Wassergewöhnung fängt zu Hause an. Um sein Kind an das Element Wasser heranzuführen, muss man nicht wöchentlich ins Schwimmbad fahren. Neben duschen und baden, kannst du dein Baby auch mal im Waschbecken planschen lassen oder im Sommer eine Schüssel Wasser nach draußen stellen.
Kinder lernen durch machen, nicht umsonst kommt Mut von machen. Wenn du dein Kind bereits im Babyalter behutsam mit dem nassen Element in Kontakt bringst, wird das vieles erleichtern.
Ich habe hier einige meiner Lieblings-Wassergewöhnungsübungen zusammengestellt, die man sowohl mit Babys, als auch mit Kleinkindern machen kann. Vor allem die jüngeren Babys (drei bis fünf Monate) benötigen wenig bis gar kein Schwimmspielzeug, da sie damit noch wenig anfangen können.
1. Berührungsspiele (kitzeln, anpusten): Durch das Wasser schieben oder ziehen.
2. In Wellen durch das Wasser pflügen. Baby anheben und „fallen“ lassen.
3. Mit den Händen auf das Wasser patschen.
4. Beinstrampeln: Mit den Beinchen strampeln.
Aktiv: Mit Wasserspritzern oder Füße kitzeln oder Druck an die Fußsohlen die Beine zum Strampeln bringen.
Passiv: Die Oberschenkel des Babys mit beiden Händen umfassen und seine Beine bewegen (gleichzeitig oder abwechselnd).
Schwimmhilfen
Zum Thema Schwimmhilfen gibt es unterschiedliche Meinungen. Grundsätzlich sollte man das als Eltern für sich selbst entscheiden, wann man seinem Kind Schwimmhilfen anbietet.
Die Bezeichnung „Schwimmhilfe“ täuscht häufig über die tatsächliche Funktion der Produkte hinweg und gibt Kindern und ihren Eltern ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Besser ist der Begriff „Auftriebshilfe“. Die Schaumstoff- oder mit Luft gefüllten Produkte verhindern lediglich das sofortige Absinken des Kindes im Wasser und ermöglichen deinem Kind Spaß im flachen Wasser. Allerdings muss man beachten, dass es keine perfekte und sichere Schwimmhilfe gibt. Jede Schwimmhilfe hat ihre Vor- und Nachteile. Luftmatratzen und Wasserspielzeuge wie Schwimmreifen, Schwimmtiere und Wasserbälle gelten nicht als Schwimmhilfen – und halten die Kleinen nicht zuverlässig über Wasser. Kinder egal in welchem Alter dürfen nie ohne Aufsicht am und im Wasser spielen. Schwimmhilfen sind lediglich Hilfsmittel und bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Ertrinken.
Schwimmhilfen können grundsätzlich etwa ab dem zehnten Lebensmonat eingesetzt werden, wenn die Kinder ausreichend Stützfähigkeit im Schultergürtel haben.
Wenn es Phasen gibt, wo Wasser nicht so viel Spaß macht, ist es wichtig, ruhig und gelassen zu bleiben und trotzdem immer wieder das nasse Element mit seinem Kind ausprobieren.
Je älter die Kinder werden, umso mehr kann man sie ermutigen das nasse Element selbst auszuprobieren und zu erkunden.
Spiele zur Wassergewöhnung
Spiele zur Wassergewöhnung helfen ängstlichen Kindern helfen spielerisch die Furcht vor dem Schwimmen im Wasser abzubauen.
Durch einfache Bewegungen im Wasser lernen Kinder mit dem Wasserwiderstand und dem Auftrieb umzugehen. Hüpfen, Springen oder durchs Wasser gehen sind die ersten spielerischen Elemente, um sich an das Wasser zu gewöhnen.
Folgende Übungen sind meine Lieblingswassergewöhnungsübungen für Kinder ab zwei Jahren:
· Im flachen Wasser geradeaus gehen, dann im knietiefen und zuletzt im hüfttiefen Wasser gehen.
· In Schlangenlinien durch das Wasser kurven.
· Rückwärts oder seitwärts durch das Wasser gehen.
· Hand in Hand durch das Wasser gehen.
· Im Wasser hüpfen, dabei die Beine grätschen.
· Einen Ball oder das Schwimmbrett ohne Hilfe der Hände durch das Wasser zum anderen Beckenrand bewegen.
Auch kann man sein Kind kurz abtauchen oder es vom Beckenrand springen lassen. Eltern sollten dabei selbst keine Angst vor dem Wasser oder dem Tauchen zeigen. Das überträgt sich sonst sofort auf das Kind. Mit ca. vier Jahren haben Kinder dann meist die körperlichen und geistigen Voraussetzungen, um richtig Schwimmen zu lernen. Schwimmen und Fahrrad fahren gehört nicht zu unserem Bewegungsgedächtnis, das heißt, wir müssen diese Bewegungen mühselig erarbeiten und abspeichern. Kindern das Brustschwimmen zu erklären, funktioniert daher frühestens ab 4 Jahre. Wenn die Kinder dann bereits gut ans Wasser gewöhnt sind, lernen sie das Schwimmen meist sehr viel schneller.
Über die Autorin
Seit über zwanzig Jahren leitet Andrea als Fachübungsleiterin für Orthopädie, Aquagymnastik für Schwangere, Aquarückbildung und Gesundheitstraining für Kinder die verschiedensten Kurse, sowohl für Land-, als auch Wasserratten. Mit viel Freude gibt sie ihre Wasserbegeisterung an kleine und große Wasserratten weiter. Neben der Kursleiterseite kennt sie auch die Rettungsschwimmerseite, da sie schon lange in der DLRG als Rettungsschwimmerin ehrenamtlich arbeitet. Als vierfache Mutter versteht Andrea die Ängste und auch die Unsicherheit, die man mit einem Baby im Wasser hat. In ihrem Elternratgeber Wasser-Wonne – Schwimmen mit kleinen und großen Babys verrät sie Tipps und Tricks, wie aus kleinen Wasserratten große Wasserratten werden.
Bildquellen: Arjen Mulder von Aqua Baby Deutschland und Tanja Deuß von Knusperfarben