In meinem letzten Beitrag ging es um mein erstes kinderfreies Wochenende mit lieben Freundinnen. Heute möchte ich ein paar Gedanken dazu loswerden. Zu Freunden. Freunden, die wir in unserer Kindheit und Jugend treffen. Und wie Freundschaften aus der Jugend mich geprägt haben.
Wie alles begann
Als ich meine Freundinnen kennenlernte war ich ungefähr 15 Jahre alt. Ich spielte Volleyball in einer Jugendmannschaft und mit und mit formte sich daraus eine Mädchenmannschaft. Eine Einheit. Wir waren eine Gemeinschaft, verbrachten auch neben dem Training unglaublich viel Zeit miteinander. Wir besuchten unterschiedliche Schulen und schafften es trotz einiger Kilometer Entfernung, uns regelmäßig zu treffen. Meist in kleineren Grüppchen. Selten alle zusammen.
Durch den Sport sahen wir uns mehrfach die Woche, wuchsen immer mehr zusammen. Im Sommer fuhren wir zwei Wochen auf Trainingslager an die französische Atlantikküste. Was wir dort in all den Jahren erleben könnte Bücher füllen. Schade, dass wir darüber nie geschrieben haben.
Durch Dick und Dünn
Ich weiß nicht, ob ihr Euch noch erinnert, wie anstrengend für Euch die Pubertät war oder wie scheisse ihr Eure Eltern zeitweise fandet. Auch Prüfungsvorbereitungen oder später das anstehende Abitur stressten mich damals unglaublich. Mit meinen Freunden aber ging es durch dick und dünn. Immer.
Ärger in der Schule. Liebeskummer. Selbstzweifel. Zukunftsängste. Die erste Zigarette. Als junger Mensch plagen einen ja so manche Gedanken. Damals weltbewegend, heute kaum noch im Gedächtnis geblieben. Meine Freunde waren immer da. Mal mehr und mal weniger natürlich und auch die Freundschaften untereinander blieben nicht immer gleich.
Oft hingen wir einfach nur gemeinsam rum, verbrachten die Sommertage im hiesigen Freibad und fühlten uns vor allem in der Gruppe richtig wohl. Schwierig für Außenstehende, zu uns durchzudringen. Eingeschworen waren wir.
Wie Freundschaften aus der Jugend mich geprägt haben
Heute weiß ich, dass man Freundschaften pflegen muss. Man muss sich kümmern, dass sie stetig wachsen, Vertrauen aufbauen, Zuhören, da sein.
Diese ältesten Freundschaften und unsere gemeinsamen Erlebnisse haben mich sicherlich zu dem gemacht, was ich heute bin.
Mannchaftssport. Eine absolute Bereicherung. Gemeinsam gewinnen. Gemeinsam verlieren. Ein Gemeinsschaftsgefühl. Gegenseitige Rücksichtnahme. Ich habe gelernt, auf andere zu achten und ein ausgeprägtes Sozialverhalten entwickelt. Ich weiß, wer ich bin, was ich kenn. Kenne Starken und Schwächen. Ich habe ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein entwickelt, dass mir geholfen hat, nicht abzurutschen oder an falsche Freunde zu gelangen.
Durch dieses Gefüge habe ich gelernt, meine eigenen Interessen zu vertreten und zu äußern. Aber auch, meinen Mitmenschen zuzuhören, sie wert zu schätzen und mich um sie zu kümmern. Das Miteinander. In der Gruppe wurden Aufgaben verteilt, die Verantwortungsbewusstsein stärkten. Es wurden Konflikte ausgetragen, Streitereien geschlichtet. Ich habe so viel für mein weiteres Leben mitgenommen, dass ich es kaum niederschreiben kann.
Freunde für die Ewigkeit
Natürlich ist es utopisch zu denken, dass diese Freundschaften für immer in gleichem Umfang existieren. Das tun sie in der Regel nicht. Viele haben den Geburtsort irgendwann verlassen. Bedingt durch Studienplatz, Job oder Partner.
Nicht alle von uns hielten den Kontakt gleichermaßen. Mit manchen ist er gebrochen. Ohne triftigen Grund. Weil jeder sein Leben lebt, Interessen sich verschieben. Einige aber machen seit Jahren gemeinsam Urlaub, treffen sich zum gemeinsamen Grillabend. Andere senden immerhin sms, kurze E-Mails oder Bilder.
Und doch wurde mir an diesem gemeinsamen Wochenende wieder bewusst, wie wertvoll diese altenFreundschaften sind. Unbezahlbar. Sie haben mich geprägt. Sie verbinden. Und sie haben mir ein Stück weit die Persönlichkeit gegeben, die ich heute habe. Dafür bin ich dankbar. Unendlich dankbar für diese Menschen in meinem Leben. Und die Möglichkeit, die meine Eltern mir damit gegeben haben.
Wir sind nicht alt. Nur älter.
Diese schlauen Worte singt der Star aus meiner Jugend. Und er hat Recht. Wir mögen etwas gealtert sein und nicht mehr ganz wie früher. Aber wir sind nicht alt. Nur älter. Und doch fühlte sich bei unserem Wiedersehen alles an wie damals. Denn was wir hatten wird bleiben. Das kann uns keiner nehmen. Eine unerklärliche Verbundenheit. Und Vertrauen.
Eine Freundin sagte nach einem intimen Gespräch bei dem wir herzlich lachten „Diese Gespräche kann man echt nur mit Euch haben!“ Und sie hat Recht. Denn was wir haben ist etwas Besonderes. Und auch wenn wir uns über die Jahre entfernt haben, der Kontakt nicht bei jedem gehalten hat, so haben wir etwas so Wichtiges. Unsere Vergangenheit. Unvergessliche Erlebnisse einer unbeschwerten Kindheit als wichtige Basis.
Wir brauchten allesamt keine Partylocation und durchtanzten Nächte. Was wir alle brauchten war Zeit für uns. Gemeinsam.
Alle Freundinnen haben mittlerweile Kinder. Die Miniqueen ist mit 17 Monaten dabei die Kleinste, der Älteste ist mittlerweile 14 Jahre alt. Es war so aufregend und interessant, Geschichten aus völlig anderen Lebensphasen zu hören. Genauso aufregend waren aber die Themen, die sich eben gerade nicht um Kinder drehten.
Jeder trägt sein eigenes Päckchen
Ich konnte wertschätzen. Das, was ich habe. Zu Hause. Was ich mir aufgebaut habe mit meiner kleinen Familie. Ich realisierte wieder einmal, was wirklich zählt im Leben. Dass alles vergänglich ist und wie wichtig Freundschaften sind.
Jeder trägt sein Päckchen. Zwischenmenschliche Probleme, Krankheiten, Schwierigkeiten im Job, die Eltern, die langsam in die Jahre kommen. Das alles ist das Leben. Unser Leben. Und lehrt uns das Genießen. Tag für Tag.
Diese Freunde sind ein Teil von mir. Und das obwohl ich einige von Ihnen Jahre nicht gesehen oder gehört habe. Wir waren uns vertraut, weil sie in meiner Jugend das Wichtigste waren, was ich hatte. Freunde.
Freunde finden
Natürlich weiß ich, dass nicht jeder das Glück hat, solche Freundschaften zu haben. Und auch ich werde merken, dass ich diese Freundschaften nicht alle dauerhaft halten kann. Immerhin planen wir das nächste Wochenende im kommenden Jahr.
Diese beschriebenen Freundschaften sind besonders. Sie sind kein täglicher Kontakt. Sie waren und sind wichtig für mich. Sehr wichtig. Und dennoch nicht meine besten Freunde im heutigen Alltag.
Auch bei mir hat sich die Freundesliste reduziert, seitdem ich Mutter bin. Und doch sind sie da, die wahren Freunde. Die, für die meine Türen offen stehen, für die ich mitten in der Nacht losfahren würde. Egal wohin. Freundschaften entstehen und wachsen mit der Zeit. Aber sie brauchen Pflege und Liebe und Ehrlichkeit. Jedem wünsche ich ein paar wenige, aber dafür wahre Freunde. Pflegt Eure Freundschaften, die wahre Freundschaften sind. Sie beflügeln Euch und schenken Euch auch nach Jahren wertvolle Momente. Und solche aus alten Zeiten bleiben für immer besonders.
Auch Julia vom Blog Frieda Friedlich hat sich ein paar Gedanken zu Freundschaften unter Kindern gemacht. Denn auch diese Freundschaften prägen uns. Ich finde es toll, wenn wir unseren Kindern vermitteln können, was wahre Freunde sind.
Wie seht ihr das?