Als ich die Tage meine Mädels beobachtete, wurde mir schlagartig bewusst, dass das Chaosmädchen erst seit einer Weile als große Schwester wirklich angekommen ist. Es hat eine ganze Zeit gedauert.
Große Schwester werden ist nicht schwer
Ich erinnere mich noch, als die Miniqueen geboren wurde und gefühlt jeder Zweite zum Chaosmädchen etwas sagte wie „Und, wie ist es, große Schwester zu sein?“ oder „Na und Du bist jetzt die große Schwester?“. Auch ich sage so etwas, wenn Kinder kleine Geschwisterchen bekommen. Und obwohl die Kinder ab dem Tag der Geschwistergeburt natürlich irgendwie „große Schwester“ oder „großer Bruder“ sind, sind sie tatsächlich nicht sofort in Ihrer neuen Rolle angekommen.
Wie auch? Denn „große Schwester“ werden ist grundsätzlich nicht schwer. Aber in die Rolle muss man hineinwachsen. Wie wir alle. Das Chaosmädchen hat das gut gemacht. Wirkliche Probleme gab es nicht aufgrund der Ankunft der Miniqueen. Natürlich zeigte das Chaosmädchen neue Seiten oder hatte den ein oder anderen Wutanfall. Natürlich war es seit der Geburt der Miniqueen nicht immer einfach. Aber ist das nicht verständlich?
Und seien wir ehrlich: Hätte es diese Phase nicht gegeben, wäre eine andere gekommen. Also möchte ich mal schön den Ball flach halten. Es ist gut so wie es ist und ich bin unglaublich stolz auf meine Mädchen und ihre Liebe zueinander.
Große Schwester sein dagegen sehr
Das Chaosmädchen brauchte eine Weile. Eine Weile, um sich selber zu finden. Eine Weile, um mit der neuen Situation klar zu kommen. Denn ein neues Geschwisterchen stellt alles auf den Kopf. Nicht nur bei den Eltern sondern auch bei den großen Geschwisterkindern. Es werden Gefühle frei, Ängste und Sorgen. Es gibt ein Durcheinander im Herz und im Kopf.
Das Chaosmädchen war lange Zeit mit uns alleine. Ihre Rolle und auch das Konstrukt Familie hatte für sie eine feste und gewohnte Struktur. Natürlich geht es nicht von heute auf morgen, sich an die Begebenheiten mit dem Familienzuwachs zu gewöhnen.
Es ist von Kind zu Kind unterschiedlich, wie ein Geschwisterkind angenommen wird. Wie lange die Neuorientierung der Familie dauert. Es gibt zahlreiche Beiträge zum Thema Enttrohnung. Die einen Kinder verkraften es gut und finden schnell in Ihre neue Rolle und andere knabbern daran. Sicherlich hat das auch mit dem Alter des Kindes zu tun.
Geschwisterliebe
Ich bin der festen Überzeugung, dass das Chaosmädchen Ihre Schwester ab dem ersten Moment geliebt hat. Wie man ein Geschwisterchen halt liebt, das gerade aus Mamas Bauch kommt und schrecklich niedlich ist. Aber eben auch so, wie man eine kleine Schwester liebt, die Mama und Papa sehr in Beschlag nimmt und noch nicht mal mit einem spielen kann.
Heute liebt das Chaosmädchen die Miniqueen anders. Und umgekehrt mindestens genauso. Heute sehe ich sie, wie sie ihre kleine Schwester am Liebsten immer und vor allem beschützen möchte. Wenn andere Menschen an der Miniqueen vorbei gehen und sie anlächeln, dann passt das dem Chaosmädchen gar nicht. Zuerst dachte ich, es sei Eifersucht. Aber als ich sie fragte, erklärte sie mir, dass es dabei nicht um Aufmerksamkeit geht. Das Chaosmädchen sagte „Emmi gehört zu uns. Die sollen sie einfach nicht so angucken!“. Klare Ansage.
Ich mag es, wenn die beiden zusammen spielen. Auch, wenn das Chaosmädchen dann immer ihre gekünstelte Piepsstimme auflegt. Sie kümmert sich rührend und versucht das ein oder andere Mal, ihr die Welt zu erklären. Das Chaosmädchen möchte die Miniqueen immer an die Hand nehmen, was leider nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Das führt beim Chaosmädchen zu Frust. Aber auch diese Reaktion verdeutlicht ihre Liebe. Irgendwie.
Ich bewundere, wie gut die beiden trotz des Altersabstandes von 3,5 Jahren zusammen spielen können. Wie das Chaosmädchen es schafft, ihre kleine Schwester einzubeziehen. Ich beobachte gerne, wie das Chaosmädchen der Miniqueen die Zahnbürste mit Pasta vorbereitet oder ihr erklärt, wie man auf Toilette geht. Es ist so unglaublich schön, die beiden zu beobachten. Mir wird nur jeden Tag bewusst, wie schnell die Zeit vergeht. War die Miniqueen doch gerade erst ein Baby im Kreißsaal, dass zum ersten Mal auf Ihre Schwester trifft.
Deine Schwester ist keine Puppe
Wie oft ich diesen Satz in den letzten 1,5 Jahren schon gesagt habe….Denn das ist etwas, was das Chaosmädchen scheinbar nicht lernt. Die Miniqueen wird ständig von A nach B getragen. Einfach, weil das Chaosmädchen es möchte. Selbst wenn die Miniqueen sich lauthals sträubt, möchte meist das Chaosmädchen bestimmen, wo es langgeht. Bei zwei Dickschädeln ist das nicht immer so einfach.
Die Miniqueen wird größer und lernt, sich zu wehren. Keine der beiden ist ein Engel und als Mama muss man schon genau aufpassen, wer gerade wen geärgert hat. Eine Herausforderung, die natürlich nicht immer gelingt.
Es ist vermutlich ein ewiges Auf und Ab zwischen Geschwistern. Denn natürlich ist nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ bei den Mädels. Es gibt Momente, in denen das Chaosmädchen keine Lust auf die Miniqueen hat, weil sie zum Beispiel gerade Dinge spielt, die die Miniqueen noch nicht kann. Dementsprechend zerstört die Miniqueen dann gerne ihr Gebautes oder stört beim Kartenspielen. Das übliche Drama würde ich sagen.
Meine Mädels
Ich bin extrem froh darüber, wie sich unsere Mädels gefunden haben. Wie sich unsere Familie entwickelt hat, seitdem wir komplett sind. Wobei ich mich ja immer noch frage, sind wir das wirklich?
Die Beiden sind nicht immer ein Herz und eine Seele, aber sie lieben sich. Und ich behaupte, dass sie sich abgöttisch lieben. Und ich sie genauso.
Wie sich sich anschauen und lachen, ohne einen sichtbaren Grund. Wie sie aus albernen Lauten eine Vormittagsbeschäftigung machen. Wie sie uns Eltern mitreißen mit Ihrem Lachen und einfach nur sind, wie sie sind. Zusammen. Als Schwestern.
Wie lange haben Eure Kinder gebraucht sich zu finden?
Eure Chaos & Queen
1 comment
Interessanter Bericht. Vor allem, weil ich das Thema überhaupt nicht kenne, weil wir ja nur ein Kind haben und ich selbst auch ein Einzelkind bin.
LG Anke