Wandern mit Kindern in Südtirol
Der Chaosmann und ich, wir sind keine Urlauber, die jeden Tag wandern gehen. Seitdem wir Kinder haben, wählen wir das Ausflugsprogramm in der Regel so aus, dass alle auf Ihre Kosten kommen. Und dennoch gehört Wandern in Südtirol zum Urlaub dazu. Schließlich befindet man sich mitten in den Bergen. Auch, oder gerade mit Kindern.
Im Internet gab es kaum Tipps für Wanderungen mit Kindern. So waren wir sehr dankbar für den Tipp unserer Gasteltern auf dem Thomasegghof.
Der Wanderweg zum Putzer Kreuz mit Kindern
Bevor ihr eine Wanderung plant, verlasst Euch nicht immer auf die Zeit- und Kilometerangaben von Einheimischen. Die haben da oft ein völlig anderes Gefühl für. Vor allem, wenn ihr Kinder dabei habt. Hier erzählte man uns zunächst, die Wanderung sei in einer Stunde machbar für die komplette Chaosfamilie. Das Internet verriet fast die doppelte Länge, an der wir uns grob orientierten.
Gestartet sind wir die Wanderung direkt am Thomasegghof. Das sparte uns die Kilometer von Sarnthein hinauf. Die komplette Tour hätte das Chaosmädchen mit Ihren 4,5 Jahren eher nicht geschafft. Die Strecke betrug am Ende ungefähr 6,3 km vom Thomasegghof bis zum Putzer Kreuz hinauf.
Mit Kinderwagen ist der ausgeschilderte Weg durch den Wald allerdings nicht möglich. Auch nicht mit einem geländegängigen Jogger. Es geht steil bergauf und Wurzeln, Steine und Schotter machen es mit einem Wagen unmöglich. Es führt allerdings auch ein alternativer Weg an der Straße entlang. Den kann man auch mit dem Auto bis ca. 15-20 Minuten bis vors Ziel fahren, falls man sich mit Kind und Kegel nicht den gesamten Weg zutraut. Eine Wanderung an der Straße ist aber sicher bei Weitem nicht so schön und spannend wie durch den Wald. Dort genießt man ganz tolle Ausblicke.
Über Stock und über Stein
Wir entschieden, aus der Wanderung einen Mutter-Tochter-Ausflug zu machen. Der Chaosmann und die Miniqueen kamen mit dem Auto hinterher. So konnten wir das Reststück von maximal einem Kilometer gemeinsam gehen.
Der Weg begann bereits zu Beginn ziemlich steil bergauf zu gehen. Ich vermutete, dass das Chaosmädchen es nicht schafft. Grundsätzlich wäre das nicht schlimm gewesen. Sie hatte der Wanderung zugestimmt unter der Prämisse, dass der Chaosmann sie einsammelt, sollte sie nicht mehr können. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie oft unser Wanderweg die Straße kreuzen würde (am Ende ein Mal!).
Der Wanderweg war idyllisch und traumhaft schön. Wir befanden uns mitten im Wald mit zeitweise recht steilen Abhängen neben uns. Das Chaosmädchen lief an der Innenseite und fühlte sich die meiste Zeit sicherer an Mamas Hand. Wir hörten nur den Wind, die Vögel und die Natur. Andere Wanderer trafen wir nicht einmal eine Hand voll. Es war traumhaft.
Am Wegesrand sahen wir immer wieder kleine „Gotteshäuschen“. Eine Followerin auf Instagram erklärte mir, man nenne sie „Marterl“.
„Mama ich kann nicht mehr“
Natürlich hörte ich diesen Satz auch. Zugegebenermaßen war es zeitweise echt steil und das ein oder andere Mal merkte auch ich einen Schweißtropfen auf der Stirn. Am Tag unserer Wanderung war es zudem ganz schön heiß. Das Chaosmädchen ließ sich super ermutigen, durfte auch von unserem Proviant naschen und wanderte weiter. Wir entdeckten Ameisen, die eine tote Biene transportierten, sahen ein Eichhörnchen und verschiedene Pflanzen. Wir entdeckten die Natur und genossen die Aussicht, die uns zwischenzeitlich geboten wurde.
Ein wenig Proviant hatten wir eingepackt, so dass wir mit kleinen Verschnaufpausen und ein bisschen Zucker neue Motivation tanken konnten.
Kinder bei Laune halten
Wenn das Kind nicht mehr weiter wandern möchte hat man nicht viele Möglichkeiten, oder? Ihr könnt umdrehen, was ich in den meisten Fällen ziemlich unsinnig finde, weil der Weg nach unten dann meist weiter ist als der nach oben. Oder aber, ihr könnt versuchen, Euer Kind bei Laune zu halten. Das versuchte ich dann. Am besten, Euer Kind merkt gar nicht, dass es wandert. Beim Hexenwasser in Söll im letzten Urlaub war das zum Beispiel gar kein Problem. Die Kinder waren einfach beschäftigt. Und ich denke, das ist der Trick.
Wir haben zum Beispiel einen richtig schönen Wanderstock gefunden. Und den hat das Chaosmädchen auch auf weiten Strecken der Wanderung genutzt. Sie sagt, sie habe die Strecke nur wegen des tollen Wanderstockes geschafft.
Sofern das Kind eine Pause braucht, sollte man eine Pause machen. Ich finde es wichtig, zu beachten, dass es für ein Kind mit deutlich kürzeren Beinen auch ganz schön anstrengend ist, einen solchen Weg zu wandern. Und ich fände es schade, wenn man Ihnen durch zu schwierige Wanderungen die Lust aufs Wandern gänzlich nimmt.
Spiele für Wanderungen
Wir erfinden unterwegs gerne kleine Spiele. Zum Beispiel haben wir Tannenzapfenweitwurf gemacht. Dabei hat sich jeder einen Zapfen mitgenommen. Wir haben beim Laufen bis zu einer bestimmten Zahl gemeinsam gezählt. Je höher die Zahl, desto weiter kommt ihr natürlich. Dann werden beide Zapfen geworfen.
Mit einem langen Stock zwischen einander kann man auch eine Bahn bauen und mit dem passenden Geräusch ein Stück gemeinsam „fahren“. Das kommt natürlich auch immer auf das Alter der Kinder an. Manchen Kindern reicht auch das versprochene Eis am Gipfel zur Motivation.
Gerne erzählen wir auch Phantasiegeschichten. Einer beginnt eine Geschichte und im Wechsel wird diese dann weiter erzählt. Das Chaosmädchen mag das total gerne und ich finde es schön, Ihere Phantasie zu lauschen.
Zeit für Gespräche
Für mich war dieser Ausflug besonders. Deshalb, weil ich das Chaosmädchen zum ersten Mal seit Langem ganz für mich alleine hatte. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schön das war. Entspannt. Es gab Zeit für Gespräche und wieder einmal meine große Bewunderung für mein Mädchen. Mein Kind, dass sich in solchen Gesprächen manchmal schon so erwachsen ausdrücken kann. Meine Erkenntnis, wie schlau dieses Kind eigentlich ist und wie gut es tut, diese Zeit für sie zu haben. Für sie und gute Gespräche. Über das, was ein Kind bewegt. Über meine Liebe zu ihr. Über meine Sorgen und ihre Sicht auf die Welt. Über so Vieles.
Die Einkehr
Das Ziel zu erreichen war wundervoll. Das Chaosmädchen setzte letzte Kräfte auf der Zielgeraden frei und war bei Ankunft sichtlich stolz. Es erwartete uns eine kleine Kapelle und eine sehr gemütliche und familiäre Hütte.
Für das Chaosmädchen gab es das versprochene Eis, für mich ein kühles Bier und wer möchte, der kann sich auch mit leckeren Speisen verköstigen lassen.
Der Ausblick dabei ist unbezahlbar.
Für die Kinder steht ein kleiner, schattiger Spielplatz zur Verfügung, der von unseren gerne genutzt wurde.
Fazit
Die Wanderung ab dem Thomasegghof empfehle ich für Eltern mit Kinder, die entweder schon früh gerne wandern oder für Kinder ab ca. 4 Jahren. Die Wege sind steil, tragen finde ich eher schwierig, wenn das Kind nicht mehr kann. Selbst mit der Miniqueen in der Rückentrage wäre es für mich eher schwer bis unmöglich gewesen. Geübte Wanderer mit Kraxe machen das vermutlich problemlos. Die Alternative, mit dem Auto bis ca. 800m vor das Putzer Kreuz zu fahren finde ich super. So mussten wir den Weg nicht wieder hinunter gehen. Nach ausgiebiger Pause hätte ich aber auch das dem Chaosmädchen zugetraut. Für den Aufstieg haben das Chaosmädchen und ich ungefähr zwei Stunden gebraucht.
Seid ihr dort auch schon gewandert? Werdet ihr die Wanderung ausprobieren? Ich freue mich über Feedback!