Als ich noch kinderlos war, hatte ich so meine Vorstellung vom Leben mit Kindern, vom Elternsein und auch in Sachen Erziehungsmethoden hatte ich eine klare Meinung. Dazu zählte sicher auch das Thema Familienbett.
Heute bin ich schlauer und weiß, dass Theorie und Praxis hierbei oft weit auseinander liegen.
Die Kinder im Elternbett
Als meine Freundin mir damals erzählte, dass ihr Sohn jede Nacht bzw. jeden Morgen in ihr Bett kam war ich irritiert und konnte das nicht nachvollziehen. Für mich war damals ganz klar, dass jedes Familienmitglied in sein eigenes Bett gehört. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum man sein Bett freiwillig mit seinem Kind teilt.
Heute bin ich Mutter und habe eine völlig andere Wahrnehmung und ganz andere Gedanken. Meine Kinder dürfen immer bei mir schlafen, wenn sie das Verlangen danach haben. Ob nun mitten in der Nacht oder morgens früh. Vor allem das Chaosmädchen kann das mittlerweile auch gut kommunizieren. Und auch die Miniqueen weiß, wann sie ganz eng bei Mama schlafen möchte und kann mir dieses Bedürfnis auch gut zeigen.
Und ehrlich: Ich finde es schön, wenn die Mädels bei mir sind. Weil ich weiß, dass ich Ihnen gebe, was sie brauchen. Weil ich weiß, dass sie sich dann sicher fühlen und geborgen. Und weil es gut tut zu kuscheln. Allen von uns.
Warum wir dennoch kein Familienbett haben
Ehrlich gesagt bin ich nie auf die Idee gekommen, uns ein richtiges Familienbett einzurichten. Obwohl ich es genieße, die Mädels bei mir zu haben. Auf Instagram sehe ich oft die größten Bauprojekte von riesigen Familienbetten. Aber tatsächlich wäre das nichts für mich. Nichts für uns. Das Familienbett muss einem liegen, man muss es lieben – dauerhaft – und jeder muss meiner Meinung nach trotzdem noch sein Schlafbedürfnis befriedigen können. Niemandem ist geholfen, wenn man ein Familienbett hat, aber morgens unausgeschlafen in den Tag startet, weil man nicht entspannt schlafen kann. Deshalb sehe ich das Familienbett auch nicht für alle geeignet.
Mit 2m * 2m ist unser Elternbett sehr groß, bietet für einen entspannten Schlaf aber nicht jedem Familienmitglied genug Platz. Der eigentliche Grund aber, warum wir kein Familienbett haben sind die Schlafbedürfnisse unserer Kinder. Denn die sind mit einem Familienbett scheinbar nichtkompatibel. Zumindest nicht dauerhaft.
Über den Schlaf der Babys und auch unserer Mädels habe ich bereits geschrieben. Und auch heute noch sehe ich, wie unterschiedlich Bedürfnisse sind und wie sehr diese Bedürfnisse und Charaktereigenschaften der Kinder manchmal Situationen bestimmen. Situationen, die wir uns manchmal vielleicht ganz anders ausgemalt haben.
Es war nämlich so
Das Chaosmädchen ist damals bereits mit 6 Monaten in ihr eigenes Zimmer umgezogen. Wir hatten uns vorher nicht allzu große Gedanken gemacht und auch nicht festgelegt, wann das Chaosmädchen „auszieht“. Wir haben einfach auf unser Gefühl gehört und entsprechend entschieden.
Das Chaosmädchen schlief von Beginn an sehr schlecht, es sei denn, sie lag auf uns. Dann änderte sich ihr Schlafverhalten, wir legten sie abends in ihr Beistellbett im Elternschlafzimmer. Das klappte, aber sie schlief unruhig in der Nacht. Nach 6 Monaten wagten wir daher den Versuch, das Chaosmädchen in ihrem eigenen Zimmer schlafen zu lassen. Und siehe da: Alle schliefen besser!
In Ihrem Fall hätten wir meiner Meinung nach mit einem Familienbett niemandem geholfen. Das Chaosmädchen schien Ihren Raum zu brauchen und Ihre Ruhe. Einschlafhilfe haben wir ihr noch eine ganze Weile gegeben. Wir hielten Händchen, schuckelten sie im Bettchen, ja wir verrenkten uns teilweise wirklich diverse Körperteile. Aber auch das legte sich einfach von selbst und plötzlich schlief das Chaosmädchen problemlos alleine ein. Wir haben uns einfach der Situation angepasst und dem Chaosmädchen gegeben, was sie brauchte.
Auch bei der Miniqueen hatte ich mir kein zeitliches Ziel gesetzt, ab wann sie in Ihrem Zimmer schläft. Im Gegenteil: Ich wollte sie aus purem Egoismus so lange bei mir haben, wie es ging. Schließlich bleibt sie unser letztes Kind. Manchmal aber ergeben sich Situationen. Aus alltäglichen Situationen heraus und der Entwicklung des Kindes. So kamen wir von einem Wochenendtrip nach Hause und ich hörte die Miniqueen rufen „Tidaaaaa!“. Als ich in unser Zimmer kam, stand sie in dem kleinen Beistellbett. Es hat nicht viel gefehlt, dann wäre sie über das Gitter gefallen. Das war der Moment in dem ich traurig aber auch überzeugt feststellte, dass die erste Nacht der Miniqueen in Ihrem eigenen Zimmer bevorsteht. Wir haben sie noch am gleichen Abend in Ihr Bett im Kinderzimmer gelegt.
Natürlich ist mir bewusst, dass andere Kinder in diesem Alter auch immer noch im Familienbett schlafen und es Möglichkeiten und Wege gibt, diese Situation zu lösen. Auch in diesem Falle habe ich auf mein inneres Gefühl gehört und vertraut. Auf mich und meinen Mutterinstinkt. Und ehrlich: Ich hätte es immer noch rückgängig machen können, wenn mein Gefühl mich getäuscht hätte.
Die Miniqueen kuschelte eine Weile in meinem Arm und zog dann mit Ihrem Oberkörper Richtung Bett. Sie wollte abgelegt werden. Ich war total überrascht. Die Miniqueen drehte sich mit Ihrem Schnuffeltuch zur Seite und schlief nach wenigen Minuten ein. Die Nacht verlief ruhig. Zumindest so ruhig wie immer. Sie wird nach wie vor mehrfach die Nacht wach.
Zwar war ich in meinem Bett absolut einsam und auch traurig. Dieser Moment, dieser große Schritt war nicht geplant und kam für mich aus dem Nichts. Völlig überraschend. Das hat mich ein wenig überfordert. Tatsächlich aber war es auch in diesem Falle eine gute Entscheidung. Denn die Miniqueen signalisiert mir mit Ihren 11 Monaten wunderbar, wann sie bereit ist zu schlafen, wann sie eine Flasche möchte oder wann sie einfach noch nicht müde genug ist. Auch zeigt sie mir deutlich, wenn sie Mamas Nähe braucht und in mein Bett möchte. Es ist doch immer wieder ein Wunder, wie Babys unsere Sprache sprechen.
Einschlafbegleitung
Bei dem Chaosmädchen läuft es in der Regel so ab, dass wir eine Gute Nacht Geschichte lesen oder den Sandmann schauen. Danach geht es ins Bett und sie schläft problemlos alleine ein. Manchmal erzählt sie noch eine Weile, oder singt oder spielt mit Ihren Kuscheltieren, aber irgendwann kippt sie um und schläft. Und dabei ist sie nicht unzufrieden mit dem Alleinsein.
Die Miniqueen bekommt Ihre Abendflasche, kuschelt wenige Minuten auf dem Arm und verlangt dann, im Bett abgelegt zu werden. Mal schläft sie sofort ein. Andere Male wandert ihr Blick immer wieder zu mir oder dem Chaosmann und vergewissert sich, dass wir noch da sind. Wir haben eine Stuhl im Zimmer und setzen uns neben ihr Bett. Oft zeigt sie uns, dass sie nicht alleine sein möchte. Wenn wir den Raum verlassen weint sie. Manchmal möchte sie noch einmal herausgenommen werden, nach zwei Minuten auf unserem Arm verlangt sie wieder das Bett und schläft ein. Das geht mal schnell und mal dauert es ein paar Minuten. Aber länger als eine halbe Stunde dauert es in der Regel nie. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Die Miniqueen benötigt damit tatsächlich deutlich weniger Einschlafbegleitung als das Chaosmädchen in Ihre Alter.
Das Familienbett
Für uns war das Familienbett auf Dauer keine Option. Unsere Kinder haben uns ganz individuell gezeigt, welches Bedürfnis sie haben und wie sie schlafen möchten. Diesen Bedürfnissen und unserem Instinkt sind wir gefolgt. Für uns war dies der beste Weg. Wir haben die Entscheidung gegen das Familienbett nicht bewusst getroffen. Vielmehr hat sich dieser Weg von selbst ergeben und unsere Kinder haben uns die Entscheidung abgenommen.
Wichtig finden wir, dass unsere Kinder heute jederzeit in unser Bett kommen können, wenn sie dieses Bedürfnis haben. Manchmal passiert das Monate gar nicht und manchmal einige Nächte am Stück.
Für uns ist es gut so wie es ist.
Und übrigens schläft die Miniqueen jetzt auch über Tag in Ihrem Bett. Nicht wirklich lange, aber immerhin. Denn das ging ja tatsächlich 10 Monate gar nicht. Wie macht ihr das? Familienbett ja oder nein?
Eure Chaos & Queen
7 comments
[…] abends gerne ins Bett gehen. Gott sei Dank hatten wir beim Chaosmädchen mit dem Thema Schlafen nie wirklich Probleme. Ein Bett muss gefallen. Und bequem sein. Einen Rückzugsort bieten. Und so viel […]
Als ich den Artikel gelesen habe, hatte ich das Gefühl als würdest du unsere Schlafweise und Abendroutine beschreiben :D bei uns funktioniert es haargenau so. Ich hab meine Tochter nur schon von Beginn an im Gitterbett schlafen lassen, das stand aber direkt an meiner Bettseite. Ich hatte immer ein sichereres Gefühl, wenn sie darin schlief anstatt auf oder neben mir im Bett. Jetzt mit ihren 15 Monaten zeigt sie mir auch, wann sie auf dem Arm kuscheln will oder ob sie gleich ins Bett will oder gar nicht von mir weg will.
Ich bin froh, dass es so klappt, weil ein Familienbett für mich nie in Frage kam. Ich kann entspannter ins Bett gehen und schlafe ruhiger, wenn sie in ihrem eigenen Zimmer in ihrem Bettchen mit ihrem Lieblingskuscheltier schlummert. Und das gleiche gilt für sie. Wenn ich später ins Bett kam, als sie noch bei uns im Schlafzimmer geschlafen hat, ist sie oft davon wach geworden. Wir haben für uns die optimale Schlafsituation gefunden. Und Nähe bekommt die kleine Maus trotzdem genug, denn gekuschelt wird auch gaaaaaaaaaanz viel, wenn wir wach sind :)
Auch bei diesem Thema zeigt sich mal wieder wie unterschiedlich Menschen/Babys sind. Deshalb bin ich auch der Meinung dass diese ganzen Erziehungsratgeber (…..Du darfst das auf keinen Fall tun/sagen…..oder du musst unbedingt……) einfach nur Müll sind. Jedes Baby sagt auf seine Art was es will/braucht etc. Und dementsprechend reagieren die Eltern darauf. Was richtig und falsch ist wird sich dann zeigen. Wir sind Menschen und machen nicht alles richtig oder perfekt. Bei unserer Tochter war es überhaupt kein Thema mit dem allein einschlafen. Bis sie fast 3 Monate alt war hat sie mit mir auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen weil sie oft krank war und wegen ihrer Koliken viel geschrien hat. So war ich quasi immer einsatzbereit. Danach haben wir es einfach mal getestet sie in ihrem eigenen zimmer in ihrem eigenen Bett schlafen zu lassen. Sie schläft ohne großes Theater alleine ein. Ich schlafe mit im Zimmer auf einem Sofa (nicht weil es nötig ist aber mich beruhigt das immer sofort da sein zu können wenn etwas ist) ich denke in 1,5 Monaten wenn sie dann 6 Monate alt ist werde ich wieder ins Schlafzimmer ziehen.
Ich finde es super, wie ihr das regelt! Wenn im Familienbett niemand mehr wirklich zufrieden ist und keiner mehr richtig schlafen kann, dann ist es auch keine Option für euch. Und genau darauf sollte man achten. 👍 Dass eure Kinder euch auch signalisieren, wie sie schlafen wollen und ihr es „lesen könnt“ und darauf eingeht ist genau richtig, wie ich finde. Immer weiter so! 😊
Ganz liebe Grüße,
Lucia mit Thalia (1,5) und einem Bauchzwerg
Liebe Lucia, vielen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich, dass der Beitrag Dir gefällt und Du unsere Vorgehensweise gut findest. Jeder muss seinen Weg finden und unserer ist für uns gut so!
Hallo liebe Jule,
wir haben angefangen mit unserer Tochter im Beistellbett und mein Mann und ich im großen Bett. Sarah mochte das Beistellett überhaupt nicht. Sie hat viel viel Körperkontakt gesucht und gebraucht (Sie ist 5 Wochen zu früh zur Welt gekommen.). Allerdings ging ich dann irgendwann an meine Grenzen. Nächtliches Wachsein wegen Stillen oder Wachsein wegen dem lauten Schnarchen meines Mannes forderten ihren Tribut. Also haben wir dann beschlossen, dass mein Mann im Gästezimmer schläft und ich mit unserer Tochter im großen Bett. (Sarah war da etwa 3 Monate alt.) Ich konnte mich anfangs nur schwer an den Gedanken gewöhnen, allerdings musste ich meinem Mann recht geben. Er war nämlich die treibende Kraft zu dieser Schlaf-Situation. Nun wird unsere Tochter am kommenden Monat 3 Jahre alt und wir schlafen noch immer so und sind super zufrieden damit.
Und Ja, mein Mann und ich haben trotzdem Momente zu zweit 😉.
Du treue treue Seele, danke für Deinen Kommentar! <3