Die Einschulung 2018 ist noch nicht einmal gelaufen und doch kreisen meine Gedanken bereits um das kommende Jahr. Das Jahr, in dem das Chaosmädchen eingeschult wird. Es heißt bei uns: Einschulung 2019!
Wo ist nur die Zeit geblieben und wo ist mein kleines Baby hin?
Was sehe ich?
Was sehe ich, wenn ich mein Chaosmädchen ansehe? Ich sehe ein hübsches Mädchen, das gewachsen ist. Nicht nur körperlich, auch im Geist. Sie hat sich entwickelt zu einer starken Persönlichkeit, die weiß, was sie will. Sie kann ihre Meinung vertreten, doch in Konflikten gibt es auch oft Situationen, in denen sie meine Unterstützung braucht. Weil sie es -gerade bei größeren Kindern- nicht schafft, sich alleine durchzusetzen.
Ich sehe ein fröhliches Mädchen, lebenslustig und bunt. Mit einem Hang zu Kleidern. Gerne Drehkleider. Ein Mädchen mit den Lieblingsfarben rosa, pink und lila. Ein Mädchen, das gerne redet, lacht, tanzt und singt. Oft ein sehr lautes Kind. Mit starkem Ehrgeiz und Eigenwillen. Ein Kind, das gerne in der Gruppe spielt, sich aber oftmals auch alleine lange und gut beschäftigen kann. An einem Tag ist sie wild, wütend und unausgeglichen, am nächsten überrascht sie mich durch ihre Gelassenheit und innere Ruhe.
Ich sehe mein Chaosmädchen. Ein bemerkenswertes Kind. Mein Kind. Das ich so unendlich liebe für alles, was es ist und wie es ist.
Was ich aber nicht sehe ist ein Schulkind. Noch nicht. Denn es wird noch ein Jahr vergehen bis zur Einschulung 2019.
Wo ist die Zeit geblieben?
Der Chaosmann und ich sitzen zusammen und schauen uns Videos der Kinder an. Das Chaosmädchen als Baby, frisch geschlüpft. Oder mit Ihren süßem kleinen Sprachfehlern im Kleinkindalter. „Es donald und blitzt draußen“ oder „Das Winkrad wird ganz nass. Ich bin so sauer auf das“. Auf einem Video sagt sie der Miniqueen, dass sie keine Lust habe, ihr Essen ständig mit ihr zu teilen. Auf wieder einem anderen bekam sie ihr erstes Fahrrad. Die letzten Jahre im Zeitraffer. Erschreckend. Zu schnell.
Das Chaosmädchen wird immer „mein Baby“ bleiben. Auch, wenn sie sich seit dem ersten Tag Stück für Stück von mir entfernt. Weil das der Lauf der Dinge ist. Es gehört dazu. Zum Muttersein. Und zur Entwicklung der Kinder.
Genau wie die Schule.
Einschulung 2019
Das Chaosmädchen ist pfiffig. Sie ist gut entwickelt, hatte früh einen guten Wortschatz und einen guten Ausdruck. Sie ist motorisch gut dabei und auch im Sozialverhalten ist sie weit. Das Chaosmädchen ist mit Ihrem Geburtstag Ende September ein sogenanntes „Muss-Kind“, das nur mit bestimmten Auflagen zurückgestuft werden kann. Da sie auf einem guten Entwicklungsstand ist, gehen wir davon aus, dass sie freiwillig keinesfalls zurückgestuft wird.
Natürlich besteht und bestand für uns Eltern immer die Möglichkeit, eine Zurückstellung in Angriff zu nehmen. Bei dem Chaosmädchen gibt es aber tatsächlich gar keine Anhaltspunkte, die wir hier hätten verwenden können. Sie ist weit. Weit genug.
Und dennoch schnürt sich mir die Kehle zu bei dem Gedanken, dass sie im kommenden Sommer zum Schulkind wird. Mit (noch) 5 Jahren. Eben noch ein Kind. Ich zweifle am deutschen System.
Die große Vorfreude
Während das Chaosmädchen am liebsten schon heute den Schulranzen kaufen würde und dabei natürlich schon genauste Vorstellungen hat, macht sich bei mir ein mulmiges Gefühl breit.
Ich bin gespannt, wie ich im kommenden Jahr auf diese Gedanken zurückblicke. Wie ich mein Chaosmädchen dann sehe. Wie mein Mädchen sich verändert. Und meine Sichtweise. Meine Sorgen und Ängste.
Das Chaosmädchen ist ehrgeizig. Sie hat Freude am Schreiben und Interesse am Lesen. Sie möchte lernen. Sie ist groß. Und doch noch so klein. Zum Zeitpunkt der Einschulung noch 5 Jahre alt. Sie hat keine Ahnung, was Schule bedeutet. Sie sieht einzig und allein, dass alle Nachbarskinder in die Schule gehen oder kommen. Das Chaosmädchen kann mit Begriffen wie „Schulpflicht“ oder „Hausaufgaben“ nur bedingt etwas anfangen. Weil den Kindern der Weitblick der Erwachsenen fehlt. Manchmal ein großer Vorteil.
Sie spricht oft von der Schule. Von Ihrem künftigen Schulweg (den wir Helikoptereltern ihr vermutlich nicht alleine überlassen, da er ziemlich gefährlich ist). Manchmal spielt sie Schule. Sie schreibt und malt. Füllt einen Stundenplan aus. Aber dieses Spiel hört auf, wenn sie keine Lust mehr hat. Ganz ohne Druck. Als Schulkind jedoch besteht Pflicht. Kein Spiel mehr.
Ich habe Angst
Natürlich weiß mein Mädchen nicht, dass ich Angst habe. Angst, sie in die Schule zu schicken. Wie sollte ich ihr gegenüber diese Angst auch begründen? Ich habe Angst um mein Kind. Angst, dass sie zu klein ist. Es nicht packt. Als Mutter sorge ich mich, weil ich denke, dass es zu früh ist, ein Kind mit 5 oder gerade 6 Jahren in die Schule zu schicken. Sie freut sich wahnsinnig und wird es schaffen, weil sie ist wie sie ist.
Und dennoch habe ich Angst. Weil die Welt ist, wie sie ist. Weil Kinder sind wie sie sind. In meinem Kopf ist Mobbing ein Thema und die Frage, wie ich mein Kind am Besten stärke. Wie ich es schaffe, dass sie bereit ist für das, was da kommt. Stark genug für den Alltag als Schulkind, bei dem der Teil „Kind“ kürzer kommen wird. Denn sie muss Pflichten erfüllen. Druck aushalten. Sich durchsetzen.
Ich sorge mich, dass sie sich entfernt. Von mir. Von uns als Eltern. Dass wir Eltern irgendwann nicht mehr an sie herankommen. Weil sie neue Wege geht. An falsche Leute gerät. Die ihr nicht gut tun. Ich möchte sie schützen und gleichzeitig loslassen. Mütter müssen da durch. Ich weiß. Aber niemand sagte, dass es leicht ist.
Die beste Voraussetzung jedoch ist ihre unbändige Vorfreude auf die Einschulung. Sie fragt, wie oft sie noch schlafen muss, bis sie endlich ein Schulkind ist.
In einem Jahr werde ich Euch wieder berichten. Bis dahin freue ich mich auf Eure Rückmeldungen und Erfahrungen!
5 comments
[…] Moment war immer so weit entfernt. Einschulung. Für mich eine emotionale Sache. Für das Chaosmädchen die reinste Freude. Heute nehmen wir Euch mit auf dem Weg zum richtigen […]
[…] Sommer habe ich meine Gedanken zur Einschulung des Chaosmädchens mitgeteilt. 2019 wird es so weit sein. Wir befinden uns auf der Zielgeraden. Das […]
Hej, ihr habt ja noch ein Jahr Zeit.
Ja, ich zweifle auch am Schulsystem, an der frühen Einschulung, aber ich möchte dich beruhigen:
Wir haben diesen Sommer auch unsere Fünfjährige einschulen müssen. Die gleichen Gedanken und Gefühle hatte ich ein Jahr vorher auch. Meine Tochter und ich haben zusammen Geburtstag. Weil es damals eine andere Regelung gab, war ich genau ein Jahr älter. Wie bei dir ist es genau diese Erfahrung, die mir irgendwie richtig erscheint, weil selbst so erlebt.
Jetzt hat das Kind also die Einschulung hinter sich gebracht, ist nun auch sechs Jahre alt, hatte schon erste Verabredungen mit neuen Freundinnen und hat zum ersten Mal Ferien. Was macht sie? Non-Stop Ausmalbilder und Zahlen verbinden, bei Oma mit der Playmo-Schule spielen und fragen, ob die Ferien bald mal aufhören könnten. Vielleicht würden ihr manche Dinge leichter fallen, wenn sie ein Jahr älter wäre. Sie könnte schon schwimmen, die Schleife binden und ihre Toilettengänge besser planen. Aber hej: das blöde Gefühl ist weg. Für unser Kind ist alles so richtig, wie es jetzt gerade läuft.
Schöne Gedanken…
in dem Moment bin ich aber wieder froh, dass wir in Hessen wohnen und Zwergi ein Septemberkind ist und der Stichtag hier der 30. Juni ist.. so wird er 6 Wochen nach der Einschulung schon 7. Hätten wir ihn früher einschulen wollen, dann hätten wir jetzt im März schon den Antrag stellen müssen… das finde ich viel zu früh für eine derartige Entscheidung.
Ich bin ein Septemberkind und damals am 3. Schultag in Bayern 7 geworden. War immer eine der ältesten aber auch eine der kleinsten. Und mir hat es definitiv nicht geschadet.
Grüße Sonnenblume
Ach mach ruhig und lass das auf dich zukommen! Sie wird das bestimmt super machen und DU dann auch : ) lg Alu